Was bedeutet das Gleichnis vom Senfkorn?

Ein kleines, aber feines Gleichnis Jesu, dessen Bedeutung herauszufinden aber gar nicht so einfach ist, wie ein Blick auf die anhaltende Diskussion darüber zeigt, ist das Gleichnis vom Senfkorn, das winzig klein ausgesät wird und in dessen Schatten sich am Ende die Vögel des Himmels niederlassen.

„Was bedeutet das Gleichnis vom Senfkorn?“ weiterlesen

„Damit erklärte Jesus alle Speisen für rein.“

So übersetzt die revidierte Einheitsübersetzung die zweite Hälfte von Mk 7,19. Ich halte das für falsch und möchte einen genaueren Blick auf die Übersetzungstradition dieser biblischen Aussage werfen – es lohnt sich.

„„Damit erklärte Jesus alle Speisen für rein.““ weiterlesen

Ist die Mundkommunion katholisch?

Im Zug der Corona-Krise war eine Zeitlang hier in Wien im Gottesdienst die Mundkommunion aus hygienischen Gründen verboten – was zu bemerkenswerten Reaktionen führte: so sah ich Gläubige, die sich die Kommunion vom Spender in ein Gefäß legen ließen, mit dessen Hilfe sie sich dann selbst die Mund-Kommunion spendeten. Unabhängig davon fiel mir ein reaktionäres Pamphlet in die Hände, das die Handkommunion als Ursache aller Übel in Welt und Kirche ausmachte. Zeit also, einmal einen gründlicheren Blick in die katholische Tradition zu werfen. Dabei gehe ich strikt chronologisch vor. „Ist die Mundkommunion katholisch?“ weiterlesen

Sieben Diakone in der Urgemeinde?

Eine sehr alte Auslegungstradition sieht in den sieben Männern aus Apg 6,1-7 die ersten Diakone der Kirchengeschichte und versteht diesen Abschnitt daher als Einsetzung des Diakonats. Wie weit verbreitet diese Auslegung ist, zeigt sich daran, dass die Elberfelder Übersetzung, der man sicher keine katholischen Tendenzen vorwerfen kann, den Abschnitt mit „Diakonenwahl“ überschreibt1. Ich halte diese Auffassung für falsch und möchte mich in meiner Darlegung dazu auf zwei prominente Zeugen berufen: das orthodoxe Lehramt und die heutige wissenschaftliche Exegese. „Sieben Diakone in der Urgemeinde?“ weiterlesen

Die Schrift in der Bibel

Immer wieder finden sich im neuen Testament Schrift-Zitate, die sich (mit wenigen Ausnahmen) auf die Texte beziehen, die Christen heute als Altes Testament bezeichnen. Dabei differenzieren die griechischsprachigen Schreiber des NT sorgfältig zwischen Aussagen im Singular („die Schrift“) und Aussagen im Plural („die Schriften“) – was in einigen deutschsprachigen Übersetzungen unterschlagen wird. Nach einer Analyse der relevanten Stellen werde ich die theologische Bedeutung dieser Differenzierung untersuchen.

„Die Schrift in der Bibel“ weiterlesen

Die erstmalige Verwendung des Wortes „Bibel“

Dies ist ein Blog über die Auslegung der Bibel, aber seit wann gibt es das Wort „Bibel“ überhaupt? Meines Wissens nach wird es das erste Mal von Johannes Chrysostomos verwendet (344/354-407), und zwar in einer seiner Predigten über den Kolosserbrief. „Die erstmalige Verwendung des Wortes „Bibel““ weiterlesen

Notizen zur Entwicklung des römisch-katholischen Eheverständnisses I

Die Entwicklung des römisch-katholischen Eherechts ist komplex, was auch damit zusammenhängt, dass es in den ersten Jahrhunderten keine eigene kirchliche Eheschließung gab. „Notizen zur Entwicklung des römisch-katholischen Eheverständnisses I“ weiterlesen

Thomas von Aquin über die Tora-Observanz Jesu

Hat sich Christus an die Tora gehalten? Thomas diskutiert diese Frage in seiner Summa Theologica (III,40,4). Wie gewohnt, bringt er zuerst Einwände gegen die Position die er vertritt, um dann nach einem Gegenargument (sed contra) seine eigene Auffassung zu entwickeln. Am Schluss wird dann auf die genannten Einwände eingegangen. „Thomas von Aquin über die Tora-Observanz Jesu“ weiterlesen

»Nicht ein einziges Jota oder ein einziges Pünktchen« II

Schon Origenes (um 185 – etwa 253) hatte versucht zu zeigen, dass Mt 5,17 gerade nicht das bedeutet, was der Litteralsinn des Textes besagt: dass Jesus die andauernde Geltung von Tora und Propheten verkündet hat. Der in dieser Tradition stehende Johannes Chrysostomos (um 349 – 407) schlägt deutungsmässig einen anderen Weg ein, kommt aber zu einem ähnlichen Ergebnis. „»Nicht ein einziges Jota oder ein einziges Pünktchen« II“ weiterlesen

»Überhaupt nicht schwören!«

So sagt Jesus in der Bergpredigt zu seinen Schülern und der ganzen Volksmenge (Mt 5,1 + 7,28). Auch wenn diese Aussage aus dem matthäischen Sondergut stammt (daher findet sie sich in der Zehnten Tabelle des Eusebius als Nr. 37), ist sie sehr gut bezeugt. „»Überhaupt nicht schwören!«“ weiterlesen