»Niemand hat Gott je gesehen«

Gegen Ende des Johannes-Prologs heißt es: Θεὸν οὐδεὶς ἑώρακεν πώποτε· Gott hat niemand jemals gesehen (Joh 1,18) Das ist eine erstaunliche Aussage, wenn man einen Blick in die Bibel wirft, die an etlichen Stellen das Gegenteil berichtet. „»Niemand hat Gott je gesehen«“ weiterlesen

Hat Israel die Propheten getötet?

Ein gängiger Vorwurf im NT lautet im Zusammenhang mit der Kreuzigung Jesu, Israel habe ja schon immer die Propheten verfolgt und getötet. Stimmt dieser Vorwurf überhaupt? Und wie ist er zu verstehen?

„Hat Israel die Propheten getötet?“ weiterlesen

Jesus ben Pantera?

Es ist ein uraltes Gerücht, dass bis heute seine Kreise zieht: Die neutestamentlichen Erzählungen von der Jungfrauengeburt seien nichts anderes als der legendenhafte Versuch, eine unehrenhafte Abstammung Jesu zu verschleiern. In Wahrheit sei er nämlich die Frucht einer ehebrecherischen Beziehung seiner Mutter mit einem römischen Soldaten namens Pantera. (Sofern nicht anders angegeben, sind alle Übersetzungen in diesem Artikel von mir).

„Jesus ben Pantera?“ weiterlesen

Ist die Mundkommunion katholisch?

Im Zug der Corona-Krise war eine Zeitlang hier in Wien im Gottesdienst die Mundkommunion aus hygienischen Gründen verboten – was zu bemerkenswerten Reaktionen führte: so sah ich Gläubige, die sich die Kommunion vom Spender in ein Gefäß legen ließen, mit dessen Hilfe sie sich dann selbst die Mund-Kommunion spendeten. Unabhängig davon fiel mir ein reaktionäres Pamphlet in die Hände, das die Handkommunion als Ursache aller Übel in Welt und Kirche ausmachte. Zeit also, einmal einen gründlicheren Blick in die katholische Tradition zu werfen. Dabei gehe ich strikt chronologisch vor. „Ist die Mundkommunion katholisch?“ weiterlesen

Sind Diskussionen über Bibelauslegung sinnvoll?

»It was Blasphemy to talk Scripture out of Church.« (Mrs. Adams in Henry Fieldings Joseph Andrews, IV,12,253)

Einleitung

So alt wie die biblischen Texte ist die Frage ihrer Auslegung. Ein kleines, aber kanongeschichtlich gesehen, feines Beispiel, stellt diese Aussage des zweiten Petrusbriefes dar:

Und die Geduld unseres Herrn betrachtet als eure Rettung. Das hat euch auch unser geliebter Bruder Paulus mit der ihm geschenkten Weisheit geschrieben;
es steht in allen seinen Briefen, in denen er davon spricht. In ihnen ist einiges schwer zu verstehen und die Unwissenden, die noch nicht gefestigt sind, werden diese Stellen ebenso verdrehen wie die übrigen Schriften zu ihrem eigenen Verderben. (2 Petr 3,15-16; REÜ)

Interessantwerweise konstantiert der Autor diese Verdrehungen einfach, ohne aber eine Gegenmaßnahme vorzuschlagen. Jeder Mensch, der sich, wie ich, mit Bibelauslegung beschäftigt, wird aber auf Deutungen treffen, die er oder sie als katastrophisch empfindet. Soll man dann darüber diskutieren?

„Sind Diskussionen über Bibelauslegung sinnvoll?“ weiterlesen

Wo ist das Reich Gottes?

Im Sondergut des Lukas-Evangeliums bekommt Jesus einmal die Frage gestellt, wann die Königsherrschaft Gottes komme. Seine Antwort ist kryptisch: »Das Königtum Gottes kommt nicht in beobachtbarer Erscheinung. Auch wird man nicht sagen: Da – hier ist es! Oder – dort ist es! Das Königtum Gottes ist entos hymon.« (Lk 17,20-21; Ü. nach Fridolin Stier).

„Wo ist das Reich Gottes?“ weiterlesen

Simon Magus, eine altlateinische Inschrift und ihre Folgen

In Apg 8,9-24 berichtet Lukas von einem Simon, der als Magier großen Eindruck auf die Einwohner der Stadt Sebaste1 in Samaria machte. Beeindruckt von der Verkündigung des Philippus lässt er sich taufen und versucht, Petrus die Vollmacht, durch Handauflegung den Heilige Geist zu verleihen, abzukaufen. Die Perikope endet mit einer brüsken Zurückweisung Simons durch Petrus, dem Aufruf zur Umkehr an Simon und dessen Bitte an Petrus, für ihn zu beten. „Simon Magus, eine altlateinische Inschrift und ihre Folgen“ weiterlesen

Show 1 footnote

  1. So identifiziert Rudolph Pesch die von Lukas in 8,5 genannte »Stadt Samarias« in EKK V/1 S. 272

Über das Knien beim Sonntagsgottesdienst

Seit meiner Kindheit im Rheinland bin ich es gewohnt, während des Hochgebetes von der Epiklese bis zum Herrengebet zu knien. Hier in Wien ist eine mildere Variante üblich – während der Wandlung wird gekniet, nach der Volksakklamation setzen sich alle nieder. Beides wäre in der Alten Kirche am Sonntag nicht nur undenkbar gewesen, es war sogar ausdrücklich verboten. „Über das Knien beim Sonntagsgottesdienst“ weiterlesen

»Einzig geborener Sohn« oder »einzig geborene Gott« (Joh 1,18)?

Ein Klassiker der Textkritik ist Joh 1,18. Die EÜ liest hier am Endes des Johannesprologs: Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht. 1 Doch diese Lesart ist alles andere als unumstritten. „»Einzig geborener Sohn« oder »einzig geborene Gott« (Joh 1,18)?“ weiterlesen

Show 1 footnote

  1. θεὸν οὐδεὶς ἑώρακεν πώποτε· ⸂μονογενὴς θεὸς⸃ ὁ ὢν εἰς τὸν κόλπον τοῦ πατρὸς ἐκεῖνος ἐξηγήσατο.

Der Canon Muratori – das muratorische Fragment

Das Muratorische Fragment wurde von seinem Namensgeber, Ludovico Antonio Muratori (1672-1750) in einem aus dem 8. Jh. stammenden Sammelkodex entdeckt, den die Biblioteca Ambrosiana von der Abtei Bobbio übernommen hatte und erstmals 1740 publiziert. Es handelt sich um eine wohl im 4./5. Jh. erfolgte lateinische Übersetzung einer griechischen Vorlage aus der zweiten Hälfte des 2. Jh. Der Text dürfte in Rom erstellt worden sein und ist ein sehr frühes Zeugnis für den Prozess der Etablierung eines neutestamentlichen Kanons. Da die ersten Zeilen am Anfang fehlen, spricht man vom Muratorischen Fragment.

Die Wiedergabe des Textes erfolgt hier folgendermaßen: Zuerst wird jeweils eine Seite der Handschrift gezeigt, dann der transkribierte, sehr fehlerhafte lateinische Text mit Anmerkungen zu den erkennbaren Ausbesserungen, dann die deutsche Übersetzung.
Bei der Übersetzung habe ich versucht, die Zeilenumbrüche der Vorlage beizubehalten, was immer wieder ein etwas holpriges Deutsch zur Folge hat.
Alle Übersetzungen, inklusive der Kirchenväter-Zitate, sind von mir.

1. Blatt

Canon Muratori Spalte 1 - auslegungssache.at
Canon Muratori Spalte 1 – auslegungssache.at

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Transkription erstes Blatt

(Vom Schreiber nachträglich gelöschte Buchstaben sind kursiv geschrieben)

quibus tamen Interfuit et ita posuit ·
TERTIO EUANGELII LIBRUM SECAUNDO 1 LUCAN
Lucas Iste medicus post ascensum 2 xpi.
Cum eo Paulus quasi ut iuris studiosum.
Secundum adsumsisset numeni suo
ex opinione concribset 3 dnm tamen nec Ipse
duidit in carne et idm prout asequi potuit · 4
Ita et ad natiuitate Iohannis incipet dicere.
quarti euangeliorum Iohannis ex decipolis
cohortantibus condescipulis et eps suis
dixit conieiunate mihi· odie triduo et quid
cuique fuerit reuelatum alterutrum
nobis ennarremus eadem nocte reue
latum andreae ex apostolis ut recognis
centibus cuntis Iohannis suo nomine
cuncta discriberet et ideo licit uaria sin 5
culis euangeliorum libris principia
doceantur Nihil tamen differt creden
tium feidei 6 cum uno ac principali spu de
clarata sint in omnibus omnia de natiui
tate de passione de resurrectione
de conuersatione 7 cum decipulis suis
ac de gemino eius aduentu
Primo In humilitate dispectus quod fo 8
tu secundum potestate regali pre 9
clarum quod foturum est. quid ergo
mirum si Iohannes tam constanter
sincula etia In epistulis suis proferat
dicens In semeipsu Quae uidimus oculis
nostris et auribus audiuimus et manus
nostrae palpauerunt haec scripsimus vobis

Übersetzung erstes Blatt

(In den Fussnoten ist jeweils kursiv die Verbesserung des lateinischen Textes angegeben)

bei denen er doch dabei war und so hat er es dargestellt.
Drittens: das Evangelienbuch nach 10 Lukas.
Lukas ist dieser Arzt nach der Auffahrt Christi
als ihn 11 Paulus wie einen Rechtsstudenten 12
zu sich nahm und unter seinem Namen 13
schrieb er es der Reihe nach auf. 14 Doch den Herrn hat er selbst nicht
im Fleisch gesehen und deswegen, so wie er es erfassen 15 konnte,
begann er von der Geburt des Johannes an zu erzählen. 16
[DER AUTOR] DES VIERTEN BUCHES DER EVANGELIEN [IST] JOHANNES, [EINER] VON DEN JÜNGERN 17
Als ihn seine Mitjünger 18 und Bischöfe ermutigten
sagte er: fastet zusammen mit mir noch heute 19 an drei Tagen und was
jedem offenbart werden wird, wollen wir einander
erzählen. In derselben Nacht wurde
Andreas, [einem] von den Aposteln, offenbart, während über-
prüfen sollten alle, 20 sollte Johannes in seinem Namen
alles niederschreiben. 21 Und deswegen darf es sein 22, dass in den ein-
zelnen 23 Büchern der Evangelien verschiedene Ausgangspunkte 24
gelehrt werden. Doch das macht für den Glau-
ben der Gläubigen keinen Unterschied, da durch den einen und bestimmenden 25 Geist
alles in allen klar dargelegt wird: die Ge-
burt, die Passion, die Auferstehung,
den Umgang mit seinen Jüngern, 26
und seine zweifache Ankunft. 27
Die erste 28 wurde in Niedrigkeit erkannt, was [(bereits) geschehen ist], 29
in königlicher Macht die zweite, mäch-
tige, 30 die noch zukünftig 31 ist. 32 Was Wunder
also, wenn Johannes so immer wieder
einzelne Dinge 33 auch in seinen Briefen zur Sprache bringt,
indem er höchst persönlich 34 sagt: »Was wir mit unseren
Augen gesehen haben und mit [unseren] Ohren gehört haben und was unsere
Hände berührt haben, das haben wir euch geschrieben«. 35

2. Blatt

Canon Muratori Spalte 2 - auslegungssache.at
Canon Muratori Spalte 2 – auslegungssache.at

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Transkription zweites Blatt

Sic enim non solum uisurem sed & auditorem
sed et scriptore omnium mirabiliu dni per ordi
nem profetetur Acta aute omniu apostolorum
sub uno libro scribta sunt Lucas obtime theofi
le conprindit quia sub praesentia eius singula
gerebantur sicute 36 et semote passione Petri
euidenter declarat Sed & profectione pauli ad[b] 37 ur
bes 38 ad spania proficescentis Epistulæ autem
Pauli quae a quo loco uel qua ex causa directe
sint uolentatibus intellegere Ipse declarant,
Primu omnium corintheis scysmae heresis In
terdicens deInceps B callactis 39 circumcisione
Romanis aute ornidine 40 scripturarum sed et
principium earum osd 41 esse xpm Intimans
prolexius scripsit de quibus sincolis Neces
se est ad nobis desputari Cum ipse beatus
apostolus paulus sequens prodecessoris sui
lohannis ordine nonnisi cnomenati 42 . semptae
eccleseiis 43 scribat ordine tali a corenthios
prima . ad efesios seconda ad philippinses ter
tia ad colosensis quarta ad calatas quin
ta ad tensaolenecinsis sexta. ad romanos
septima Uerum core[i]ntlieis 44 et thesaolecen 45
sibus licet pro correbtione Iteretur una
tamen per omnem orbem terrae ecclesia
deffusa esse denoscitur Et lohannis eni In a
pocalebsy licet septe eccleseis scribat
tamen omnibus dicit ueru ad filemonem una‘
et at titu una et ad tymotheu duas pro affec
to et dilectione In honore tamen eclesiae ca
tholice In ordinatione eclesiastice

Übersetzung zweites Blatt

Denn so bekennt er sich nicht nur als Augen 46 – und Ohrenzeuge
sondern auch als Geschichtsschreiber aller Wundertaten des Herrn der Reihe
nach. 47 Aber die Taten aller Apostel 48
sind in einem Buch aufgeschrieben 49 worden. Lukas fasste für den »besten Theophi-
lus« 50 zusammen, 51 was in seiner Gegenwart im einzelnen
geschah, was er zum Beispiel durch das Auslassen 52 der Passion des Petrus
unverkennbar aufzeigt. 53 Aber auch [durch Auslassen] des Aufbruchs des Paulus, der sich von der
Stadt [Rom] nach Spanien auf den Weg machte. 54 Aber die Briefe
des Paulus – welche? von welchem Ort oder aus welchem Grund sie zugesendet worden 55
sind? – bekunden es selbst denen, die es begreifen wollen.
Als ersten von allen (schrieb er) an die Korinther, 56 die Spaltung der Häresie 57 ver-
bietend; daraufhin zweitens 58 an die Galater, 59 die Beschneidung 60 (untersagend).
Den Römern aber, indem er bekannt gab, dass das Ordnungsprinzip 61 der Schrift aber auch
ihr Ursprung/ihre Grundlage/ihr Leitprinzip Christus ist,
hat er ausführlicher 62 geschrieben. Über diese einzeln 63 zu diskutieren ist not-
wendig für uns, da der heilige
Apostel Paulus selbst, der Ordnung seines Vorgängers
Johannes folgend, lediglich sieben 64 namentlich genannten 65
Kirchen schreibt, in folgender Ordnung: an die Korinther
den ersten (Brief), 66 an die Epheser den zweiten, an die Philipper den drit-
ten, an die Kolosser den vierten, an die Galater den fünf-
ten, an die Thessalonicher den sechsten, an die Römer
den siebten. 67 Aber wenn auch an die Korinther und die Thessalo-
nicher 68 nochmals zur Zurechtweisung 69 (ein Brief geschrieben) wird, kann dennoch (nur) eine
Kirche erkannt werden, 70 die über den ganzen Erdkreis
ausgebreitet 71 ist. Denn auch wenn Johannes in der A-
pokalypse sieben Kirchen schreibt, 72
spricht er dennoch zu allen. 73 Jedoch einer an Philemon, 74
und einer an Titus und zwei an Timotheus, (geschrieben) aus Zunei-
gung 75 und Liebe, werden dennoch zur Ehre der ka-
tholischen Kirche für die Regelung der kirchlichen

3. Blatt

Canon Muratori Spalte 3 - auslegungssache.at
Canon Muratori Spalte 3 – auslegungssache.at

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Transkription drittes Blatt

de[i]scepline 76 scificate sunt Fertur etiam ad
Laudecenses alia ad alexandrinos Pauli no
mine fincte ad heresem 77 marcionis et alia plu
ra quae In chatholicam 78 eclesiam recepi non
potest Fel enim cum melle misceri non con
cruit epistola sane Iude et superscrictio
Iohannis duas In catholica habentur Et sapi
entia ab amicis salomonis in honore ipsius
scripta apocalapse etiam Iohanis et Pe
tri tantum recipe[i]mus 79 quam quidam ex nos
tris legi In eclesia nolunt Pastorem uero
nuperrim et 80 temporibus nostris In urbe
roma herma conscripsit sedente cathe
tra urbis romae aeclesiae Pio eps fratrer 81
eius et ideo legi eum quide Oportet se pu
plicare uero In eclesia populo Neque inter
profe*tas 82 conpletum numero Neque Inter
apostolos In fine temporum potest.
Arsinoi autem seu ualentini. uel mitiadieis 83
nihil In totum recipemus. Qui etiam nouu
psalmorum librum marcioni conscripse
runt una cum basilide assianum catafry
cum constitutorem 84
[Der nun folgende Text auf dem Blatt gehört nicht mehr zum muratorischen Fragment und wurde daher nicht mehr berücksichtigt.]

Übersetzung drittes Blatt

Disziplin heilig gehalten. 85 Es soll (einen Brief) an
die Laodizäer 86 geben und einen anderen an die Alexandriner, unter des Paulus Na-
men gefälscht 87 im Sinne der Häresie Marcions und mehr-
eres andere, das in der katholischen Kirche nicht aufgenommen werden
kann. Denn Galle mit Honig zu mischen pas-
st nicht zusammen. 88 Immerhin gilt ein Brief an Judas und zwei (Briefe), die überschrieben 89 sind
mit Johannes in der katholischen (Kirche). Und die Weis-
heit, die von den Freunden Salomos 90 zu seiner Ehre
geschrieben wurde. Wir nehmen auch nur die Offenbarungen 91 des Johannes und des Pe-
trus auf, welche einige von den un-
seren in der Kirche nicht lesen lassen wollen. 92 Den Hirten aber
hat neulich 93 und in unserer Zeit in der Stadt
Rom Hermas verfasst, während auf der Kathe-
dra der Kirche der Stadt Rom der Bischof Pius, sein Bruder
saß und daher soll er gelesen werden, allerdings kann er öffent-
lich jedoch in der Kirche dem Volk weder unter
den Propheten (deren Zahl abgeschlossen ist) 94 noch unter
den Aposteln bekannt gemacht werden bis zum Ende der Zeiten. 95
(Bücher) des Arsinous oder des Valentinus oder des Miltiades 96
nehmen wir überhaupt nicht auf. Sie haben auch ein neues
Buch der Psalmen für Marcion ver-
fasst, zusammen mit Basilides, 97 aus der Provinz Asia, der Kataphry-
ger Begründer.

Quelle für die Bilder, die Transkription und die weiteren Hinweise: der großartige Samuel Prideaux Tregelles.

Show 97 footnotes

  1. Statt secundo wurde ursprünglich versehentlich secando geschrieben, das a gestrichen und durch ein u ersetzt.
  2. Bei ascensum wurde das vergessene erste s nachgetragen.
  3. Bei concribset wurde zwar verbessert, aber nicht das eigentlich gemeinte conscripsit erreicht.
  4. Der erste Buchstabe der Zeile wurde gestrichen, das pro nachträglich in ein prout verwandelt.
  5. Zwei Worte wurden nachträglich um einen Buchstaben ergänzt: das cuncta und das discriberet.
  6. fidei wurde zuerst als fedei geschrieben.
  7. Bei conuersatione wurde zuerst das r vergessen
  8. Die letzte Silbe wurde gelöscht.
  9. Die erste Silbe wurde gelöscht, bei potestate ein s ergänzt.
  10. secundum
  11. cum eum
  12. Nimmt man als vorliegenden griechischen Ausdruck τοῦ δικαίου (τοῦ νόμου) ζηλωτὴν (wie in Apg 21,20) an, dann steht dem entgegen, dass sowohl die Vulgata als auch die Vetus Latina dort aemulator legis haben. Daher schließe ich mich Harnack an, der den Terminus iuris studiosus aus den Digesten ableitet und auf eine entsprechende Passage bei Irenäus verweist. (Ius ecclesiasticum. Eine Untersuchung über den Ursprung des Begriffs. In: Sitzungsberichte der königlich preussischen Akademie der Wissenschaften, Jahrgang 1903, erster Halbband, S. 213 f.)
  13. secum adsumpsisset et nomine suo
  14. ex ordine conscripsit. Ich sehe eine Anspielung auf Lk 1,3 Vulgata: ex ordine tibi scribere.
  15. assequi
  16. ita et a nativitate Iohannis incepit dicere
  17. auctor quarti euangeliorum Iohannis ex discipulis
  18. condiscipulis
  19. hodie
  20. cunctis Johannes
  21. describeret
  22. licet
  23. singulis
  24. Tregelles meint zu der Stelle: »The „varia principia“ taught in the respective Gospels seem to be the different points of Christian truth as to our Lord’s incarnation, passion, resurrection, intercourse with his disciples, and his two advents.« (S. 36)
  25. Ich vermute ἡγεμονικόν in der griechischen Vorlage; die Vetus Latina übersetzt καὶ πνεύματι ἡγεμονικῷ στήρισόν με aus Ps 50,14 LXX mit et spiritu principali confirma me.
  26. discipulis
  27. advento
  28. primum in Übereinstimmung mit den folgenden secundum und praeclarum
  29. Die Löschung am Ende der Zeile lässt vermuten, dass der Schreiber hier am Ende der Zeile nach dem quod ein fuit setzen wollte.
  30. praeclarum
  31. futurum
  32. Siehe Tertullian, Apologeticum 21,15: Duobus enim adventibus eius significatis, primo, qui iam expunctus est in humilitate conditionis humanae, secundo, qui concludendo saeculo imminet in sublimitate divinitatis exertae … »Denn durch zwei Ankünfte geschah seine Vorherverkündigung: die erste, die bereits in der Niedrigkeit der menschlichen Natur vollzogen wurde, die zweite, die beim Abschluss des Zeitalters in der Erhabenheit der Enthüllung der Göttlichkeit bevorsteht …«
  33. singula
  34. semetipso
  35. Ein nicht genaues Zitat aus 1 Joh 1,1+3
  36. Das e am Schluss des Wortes wurde gelöscht
  37. d gelöscht und durch ein b ersetzt
  38. s am Ende der Silbe gelöscht
  39. Das zweite c des Wortes wurde nachträglich eingefügt
  40. Aus ornidine wurde durch Löschung ordine gemacht
  41. gelöscht
  42. Aus comenati wurde nachträglich nomenati gemacht
  43. Aus eccleses wurde nachträglich ecclesiis gemacht
  44. Das e in dem Wort wurde in ein i umgewandelt
  45. Das h wurde nachträglich eingefügt
  46. uisorem
  47. sed et scriptorem omnium mirabilium domini per ordinem profitetur
  48. Acta autem omnium apostolorum
  49. scripta
  50. Lk 1,3
  51. comprendit
  52. semota
  53. Diese Tradition hat offensichtlich Hieronymus zu seiner Aussage über Lukas veranlasst: Evangelium sicut audierat, scripsit ; Acta vero Apostolorum sicut viderat, composuit. »Das Evangelium schrieb er nach dem, was er gehört hatte – aber die Apostelgeschichte verfasste er nach dem, was er gesehen hatte.« (De viris illustribus VII). H. dürfte sie wohl von Eusebius, Kirchengeschichte III,4, übernommen haben.
  54. proficiscentis
  55. directae
  56. corinthiis
  57. schisma haeresis – falls die Übersetzung von haeresis als »Häresie« nicht anachronistisch ist.
  58. Der hier einsam stehende Buchstaben B hat im Griechischen den Zahlenwert zwei, ein weiteres Indiz dafür, dass der Text aus einer griechischen Vorlage übersetzt worden sein muss.
  59. galatis
  60. circumcisionem
  61. ordinem
  62. prolixius
  63. singulis
  64. septem
  65. nominati
  66. Ergänze jeweils epistula
  67. Also: ad corinthiis, ephesios, philippenses, colossenses, galatas, thessalonicenses. Der einzige dem Schreiber wirklich geläufige Namen dürfte der der Stadt Rom gewesen sein.
  68. verum corinthiis et thessalonicensibus
  69. correctione
  70. dignoscitur
  71. diffusa
  72. et Johannes enim in apocalypsi licet septem ecclesiis scribat
  73. Diese sehr alte Tradition von den sieben Kirchen (Sieben als Zahl der Vollkommenheit) findet sich auch bei Cyprian von Karthago: Et Apostolus Paulus, qui hujus legitimi numeri et certi meminit, ad septem ecclesias scribit. Et in Apocalypsi (I, 19-21) Dominus mandata sua divina et præcepta cœlestia ad Septem Ecclesias et earum angelos dirigit. (De Exhortatione Martyrii XI, MPL IV, 668) »Und der Apostel Paulus, der dieser gesetzmäßigen und zuverlässigen Zahl gedenkt, schreibt an sieben Kirchen. Und in der Offenbarung (Offb 1,19-20!) richtet der Herr seine göttlichen Aufträge und himmlischen Befehle an sieben Kirchen und ihre Engel.«
  74. verum ad Philemonem una
  75. pro affectu
  76. Das e wurde gelöscht und durch ein i ersetzt
  77. Mittlere Silbe re nachträglich hinzugefügt
  78. Das h wurde gelöscht
  79. Das e wurde gelöscht und durch ein i ersetzt
  80. Das t wurde gelöscht
  81. Auch frater wurde durch Streichung und Ergänzung fratre gemacht
  82. Der Asteriscus * zeigt an, dass an dieser Stelle ein Buchstabe gelöscht wurde
  83. Aus mitiadeis wurde mitiadis gemacht
  84. Das s wurde nachträglich eingefügt
  85. in honore tamen ecclesiae catholicae in ordinatione ecclesiasticae disciplinae sanctificatae sunt
  86. laodicenses
  87. finctae
  88. non congruit
  89. superscripti
  90. Die »Freunde Salomos« scheinen auf einem Missverständnis zu beruhen. Hieronymus schreibt in seinem Vorwort zu den Salomonischen Büchern: Liber sapientiæ apud Hebræos nusquam est, quin et ipse stylus Græcam eloquentiam redolet, et nonnulli scriptorum veterum hunc esse Philonis Judaei affirmant. (zitiert nach de Wette, Lehrbuch S. 447) »Das Buch der Weisheit gibt es bei den Hebräern nirgends, ja vielmehr verbreitet die Schreibart selbst den Geruch griechischer Beredsamkeit und einige der alten Schriften behaupten, dass es von dem Juden Philo stammt.« Vermutlich hat der Schreiber des Textes Φίλωνος (phílōnos = Philo) mit Φίλων (phílōn = Freunde) verwechselt. Gemeint war also in der Vorlage die »Weisheit Salomos«, geschrieben von Philo von Alexandrien.
  91. apocalypses
  92. Zur Petrus Apokalypse vergl. Eusebius, HE VI,14
  93. nuperrime
  94. prophetas completo numero
  95. Origenes identifiziert in seinem Kommentar zum Römerbrief den Verfasser des Hirten mit dem in der Grußliste Röm 16,14 genannten Hermas. Er schreibt dazu (in der Übersetzung Rufins): Puto tamen, quod Hermas iste sit scriptor libelli illius, qui »Pastor« appelatur, quae scriptura valde mihi utilis videtur et ut puto divinitus inspirata. (MPG XIV 1282) »Ich meine dennoch, dass dieser Hermas der Verfasser jenes Büchleins ist, das „Der Hirte“ heißt. Dieses Schreiben scheint mir sehr nützlich zu sein und ich meine, dass es göttlich inspiriert ist.« Mit anderen Worten: für Origenes ist der »Hirte des Hermas« kanonisch.
  96. miltiadis
  97. asianum cataphrygum constitutorem (?)