Ein gängiger Vorwurf im NT lautet im Zusammenhang mit der Kreuzigung Jesu, Israel habe ja schon immer die Propheten verfolgt und getötet. Stimmt dieser Vorwurf überhaupt? Und wie ist er zu verstehen?
Multiple attestation
Zunächst einmal ist festzuhalten, dass der Vorwurf in mehreren, voneinander unabhängigen Quellen bezeugt ist (eng. multiple attestation), so dass wir davon ausgehen können, dass er im Urchristentum breit verankert war. Als Zeugen lassen sich aufrufen:
- Paulus in 1 Thess 2,14-16
- die Logienquelle Q in 11,47-51 und 13,34
- Markus in 12,1-12 + Parallelen bei Mt und Lk
- Lukas in Apg 7,51-53
- Hebr 11,37
Dazu kommt noch eine Art alttestamentliche Vorlage, die zu belegen scheint, dass Israel die Propheten immer abgelehnt habe.
Doch ist bei Jeremia nicht von einer Ermordung der Propheten die Rede, auch wenn er selbst fast von Höflingen des Königs Zedekia getötet worden wäre, wenn ihn nicht ein Afrikaner gerettet hätte1. Diese Tötung von Propheten wird in einem Bußgebet in Neh 9,26 angesprochen:
Welche Propheten hier gemeint sein sollen, bleibt offen. Um diese Frage zu klären, gehe ich zunächst die o.g. neutestamentlichen Stellen im einzelnen durch und beleuchte dazu deren Hintergrund etwas genauer.
1 Thess 2,14-16
Nestle-Aland XXVIII | Zürcher |
¹⁴ Ὑμεῖς γὰρ μιμηταὶ ἐγενήθητε, ἀδελφοί, τῶν ἐκκλησιῶν τοῦ θεοῦ τῶν οὐσῶν ἐν τῇ Ἰουδαίᾳ ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ, ὅτι τὰ αὐτὰ ἐπάθετε καὶ ὑμεῖς ὑπὸ τῶν ἰδίων συμφυλετῶν καθὼς καὶ αὐτοὶ ὑπὸ τῶν Ἰουδαίων, ¹⁵ τῶν καὶ τὸν κύριον ἀποκτεινάντων Ἰησοῦν καὶ τοὺς προφήτας καὶ ἡμᾶς ἐκδιωξάντων καὶ θεῷ μὴ ἀρεσκόντων καὶ πᾶσιν ἀνθρώποις ἐναντίων, ¹⁶ κωλυόντων ἡμᾶς τοῖς ἔθνεσιν λαλῆσαι ἵνα σωθῶσιν, εἰς τὸ ἀναπληρῶσαι αὐτῶν τὰς ἁμαρτίας πάντοτε. ἔφθασεν δὲ ἐπ’ αὐτοὺς ἡ ὀργὴ εἰς τέλος. | ¹⁴ Denn ihr, liebe Brüder und Schwestern, seid dem Beispiel der Gemeinden Gottes gefolgt – der christlichen Gemeinden in Judäa -, da ihr von euren Mitbürgern dasselbe erlitten habt wie sie von den Juden. ¹⁵ Diese haben den Herrn Jesus getötet und die Propheten, sie haben uns verfolgt, sie missfallen Gott und sind allen Menschen feind, ¹⁶ weil sie uns daran hindern, den Völkern das Wort zu verkündigen, das ihnen Rettung brächte; so machen sie unentwegt das Mass ihrer Sünden voll. Aber schon ist der Zorn über sie gekommen in seinem vollen Ausmass. |
Armin Lange bewertet diese Aussage des Paulus als antisemitisch.2 Ich gehe davon aus, dass „der Zorn, der über sie gekommen ist“, sich auf eine Massenpanik zur Lebzeit des Apostels im Jerusalemer Tempel bezieht, von der Flavius Josephus berichtet hat.3 Was Paulus nicht sagt: welche Propheten getötet worden seien.
Q 11,47-51
Unter Q wird eine von den Evangelisten Matthäus und Lukas verwendete Sammlung von Jesus-Worten verstanden. Es hat sich eingebürgert, sie mit der Abkürzung Q und der Kapitel- und Versangabe des Lukas zu zitieren.
Lk 11,47-51 NA XXVIII | Lk 11,47-51 Münchener NT |
⁴⁷ Οὐαὶ ὑμῖν, ὅτι οἰκοδομεῖτε τὰ μνημεῖα τῶν προφητῶν, οἱ δὲ πατέρες ὑμῶν ἀπέκτειναν αὐτούς. ⁴⁸ ἄρα μάρτυρές ἐστε καὶ συνευδοκεῖτε τοῖς ἔργοις τῶν πατέρων ὑμῶν, ὅτι αὐτοὶ μὲν ἀπέκτειναν αὐτούς, ὑμεῖς δὲ οἰκοδομεῖτε. ⁴⁹ διὰ τοῦτο καὶ ἡ σοφία τοῦ θεοῦ εἶπεν· ἀποστελῶ εἰς αὐτοὺς προφήτας καὶ ἀποστόλους, καὶ ἐξ αὐτῶν ἀποκτενοῦσιν καὶ διώξουσιν, ⁵⁰ ἵνα ἐκζητηθῇ τὸ αἷμα πάντων τῶν προφητῶν τὸ ἐκκεχυμένον ἀπὸ καταβολῆς κόσμου ἀπὸ τῆς γενεᾶς ταύτης, ⁵¹ ἀπὸ αἵματος Ἅβελ ἕως αἵματος Ζαχαρίου τοῦ ἀπολομένου μεταξὺ τοῦ θυσιαστηρίου καὶ τοῦ οἴκου· ναὶ λέγω ὑμῖν, ἐκζητηθήσεται ἀπὸ τῆς γενεᾶς ταύτης. | ⁴⁷ Wehe euch, weil ihr baut die Gräber der Propheten, eure Väter aber töteten sie. ⁴⁸ Also seid ihr Zeugen, und zustimmt ihr den Werken eurer Väter, weil sie zwar sie töteten, ihr aber baut. ⁴⁹ Deswegen auch sprach die Weisheit Gottes: Ich werde schicken zu ihnen Propheten und Apostel, und (etliche) von ihnen werden sie töten und verfolgen, ⁵⁰ damit gefordert wird von diesem Geschlecht das Blut aller Propheten, das ausgegossene von Grundlegung (der) Welt (an), ⁵¹ vom Blut Abels bis zum Blut (des) Zacharias, des Zugrundegegangenen zwischen dem Altar und dem Haus; ja, ich sage euch, gefordert werden wird es von diesem Geschlecht. |
Mt 23,29-36; NA XXVIII | Mt 23,29-36; Münchener NT |
²⁹ Οὐαὶ ὑμῖν, γραμματεῖς καὶ Φαρισαῖοι ὑποκριταί, ὅτι οἰκοδομεῖτε τοὺς τάφους τῶν προφητῶν καὶ κοσμεῖτε τὰ μνημεῖα τῶν δικαίων, ³⁰ καὶ λέγετε· εἰ ἤμεθα ἐν ταῖς ἡμέραις τῶν πατέρων ἡμῶν, οὐκ ἂν ἤμεθα αὐτῶν κοινωνοὶ ἐν τῷ αἵματι τῶν προφητῶν. ³¹ ὥστε μαρτυρεῖτε ἑαυτοῖς ὅτι υἱοί ἐστε τῶν φονευσάντων τοὺς προφήτας. ³² καὶ ὑμεῖς πληρώσατε τὸ μέτρον τῶν πατέρων ὑμῶν. ³³ ὄφεις, γεννήματα ἐχιδνῶν, πῶς φύγητε ἀπὸ τῆς κρίσεως τῆς γεέννης; ³⁴ Διὰ τοῦτο ἰδοὺ ἐγὼ ἀποστέλλω πρὸς ὑμᾶς προφήτας καὶ σοφοὺς καὶ γραμματεῖς· ἐξ αὐτῶν ἀποκτενεῖτε καὶ σταυρώσετε καὶ ἐξ αὐτῶν μαστιγώσετε ἐν ταῖς συναγωγαῖς ὑμῶν καὶ διώξετε ἀπὸ πόλεως εἰς πόλιν· ³⁵ ὅπως ἔλθῃ ἐφ’ ὑμᾶς πᾶν αἷμα δίκαιον ἐκχυννόμενον ἐπὶ τῆς γῆς ἀπὸ τοῦ αἵματος Ἅβελ τοῦ δικαίου ἕως τοῦ αἵματος Ζαχαρίου υἱοῦ Βαραχίου, ὃν ἐφονεύσατε μεταξὺ τοῦ ναοῦ καὶ τοῦ θυσιαστηρίου. ³⁶ ἀμὴν λέγω ὑμῖν, ἥξει ταῦτα πάντα ἐπὶ τὴν γενεὰν ταύτην. | ¹⁹ Wehe euch, Schriftkundige und Pharisaier, Heuchler, weil ihr baut die Grabmäler der Propheten und schmückt die Gräber der Gerechten, ³⁰ und ihr sagt: Wenn wir gewesen wären in den Tagen unserer Väter, nicht wären wir gewesen ihre Teilhaber am Blut der Propheten. ³¹ Daher bezeugt ihr euch selbst, daß ihr Söhne derer seid, die mordeten die Propheten. ³² Und ihr machtet voll das Maß eurer Väter. ³³ Schlangen, Brut von Nattern, wie flieht ihr vor dem Gericht der Gehenna? ³⁴ Deswegen siehe: Ich schicke zu euch Propheten und Weise und Schriftkundige ; (etliche) von ihnen werdet ihr töten und kreuzigen, und (etliche) von ihnen werdet ihr geißeln in euren Synagogen und werdet ihr verfolgen von Stadt zu Stadt; ³⁵ auf daß komme über euch alles gerechte Blut, ausgegossen auf der Erde, vom Blut Abels, des Gerechten, bis zu dem Blut von Zacharias, (des) Sohnes von Barachias, den ihr mordetet zwischen dem Tempel und dem Altar. ³⁶ Amen, ich sage euch: Kommen wird dieses alles über dieses Geschlecht. |
Auffällig ist, dass mit Ausnahme von Abel und Zacharias die Tötung der Propheten bei Matthäus in der Zukunft und damit der Gegenwart der Gemeinde zu liegen scheint. Auf das letzte der beiden namentlich genannten Beispiele müssen wir näher eingehen, denn bei ihm ist nicht wirklich klar, wer eigentlich damit gemeint ist.
Hieronymus (347–419/420)
Der Kirchenvater kennt drei Möglichkeiten zur Identität des Zacharias, wie er in seinem Kommentar zum Matthäus-Evangelium ausführt:
Quaerimus quis iste sit Zacharias filius Barachiae, quia multos legimus Zacharias. Et ne libera nobis tribueretur erroris facultas, additum est: quem occidistis inter templum et altare. In diversis diversa legi, et debeo singulorum opiniones ponere. Alii Zachariam filium Barachiae dicunt, qui in duodecim prophetis undecimus est, patrisque in eo nomen consentiat [Al. consentit]; sed ubi occisus sit inter templum et altare Scriptura non loquitur: maxime cum temporibus eius vix ruinae templi fuerint. Alii Zachariam patrem Iohannis intellegi volunt, ex quibusdam apocryphorum somniis approbantes, quod propterea occisus sit, quia salvatoris praedicarit [Al. praedicaret] adventum. Hoc quia de Scripturis non habet auctoritatem, eadem facilitate contemnitur, qua probatur. Alii istum volunt Zachariam, qui occisus est a Joas rege Judeae inter templum et altare, sicut Regum narrat historia. Sed observandum, quod ille Zacharias non sit filius Barachiae, sed filius Joiadae sacerdotis. Unde et Scriptura refert: Non fuit recordatus Joas patris ejus Joiadae, quia sibi fecisset bona (II Paral. XXIV,22). Cum ergo et Zachariam teneamus, et occisionis consentiat locus, quaerimus quare Barachiae dicatur filius, et non Joiadae. Barachia in lingua nostra benedictus Domini dicitur, et sacerdotis Joiadae iustitia, Hebraeo sermone demonstratur. In Evangelio quo utuntur Nazaraeni, pro filio Barachiae, filium Joiadae reperimus scriptum. (MPL XXVI,180-181) | Wir untersuchen, wer dieser Zacharias, Sohn des Barachia, sein soll, weil wir von vielen Zachariassen lesen. Und damit uns nicht unbeschränkt die Möglichkeit des Irrtums eingeräumt wird, wird hinzugefügt: den ihr zwischen dem Tempel und dem Altar getötet habt. In verschiedenen [Schriften] habe ich Verschiedenes gelesen, und muss deren jeweilige Meinungen darstellen. Die einen sagen, dass Zacharias Sohn des Barachia, der Elfte im Zwölfprophetenbuch ist, und der Namen des Vaters würde damit übereinstimmen [andere Textzeugen: stimmt damit überein] (Siehe Sach 1,1). Aber wo er getötet worden sei – [nämlich] zwischen Tempel und Altar – sagt die Schrift nicht: vor allem gab es zu seinen Zeiten nicht einmal Ruinen des Tempels. Andere wollen den Zacharias als Vater des Johannes [gemeint ist Johannes der Täufer – vgl. Lk 1,5 ff.] auffassen, indem sie auf Grund der Hirngespinste eines gewissen [Buches] der Apokryphen behaupten, er sei deswegen getötet worden, weil er die Ankunft des Erlösers gepredigt habe [andere Textzeugen: predigte]. Weil das aber nicht die Autorität der Schriften besitzt, wird es mit der gleichen Leichtigkeit abgelehnt, mit der es akzeptiert wird. Wieder andere wollen, dass dieser der Zacharias [ist], der von Joas, dem König Judas, zwischen Tempel und Altar getötet wurde, wie die Geschichte der Könige erzählt. Aber es ist zu beachten, dass dieser Zacharias kein Sohn des Barachia ist, sondern ein Sohn des Priesters Jojada. Daher überliefert auch die Schrift: Und Joas gedachte nicht seines Vaters Jojada, dass er ihm Gutes erwiesen hatte (2 Chr 24,22). Weil wir [hier] also sowohl einen Zacharias haben, als auch der Ort seiner Tötung [mit den Angaben des Matthäus-Verses] übereinstimmt, untersuchen wir, weshalb er ein Sohn des Barachia, und nicht des Jojada genannt wird. Barachia bedeutet in unserer Sprache vom Herrn gesegnet, und [der Namen] des Priester Jojada bezeichnet in hebräischer Sprache die Gerechtigkeit. Wir haben erfahren, dass in dem Evangelium, das die Nazarener verwenden, für Sohn des Barachia Sohn des Jojada geschrieben steht. (MÜ) |
Hieronymus hält also den Zacharias aus 2 Chr für den vom Evangelisten gemeinten. Eine weitere Möglichkeit findet sich bei Flavius Josephus: Er schildert in Bell. IV,5,4 wie die Zeloten beim Aufstand gegen die Römer den angesehehen Zacharias, den Sohn des Baruch, im Tempel ermorden. Hier würden Tatort und Namen des Mordopfers passen. Allerdings war dieser Zacharias kein Prophet.
Die folgende Skizze gibt alle vier genannten Möglichkeiten zur Identifizierung des Zacharias wieder.
Die heute gern vertreten These, es müsse sich bei diesem Zacharias um den aus 2 Chr handeln, da hier der erste und letzte getötete Gerechte in der Reihenfolge der biblischen Bücher genannt werde, berücksichtigt nicht, dass diese Reihenfolge zur Zeit der Abfassung der Evangelien nicht gegeben war, wie Edmon Gallagher gezeigt hat4.
Joachim Jeremias
Jeremias hat ein Buch über die Grabmäler von Gerechten und Propheten zur Zeit Jesu geschrieben5, wobei er sich mehr einer textuellen Archäologie als der Untersuchung dieser Bauten verschrieben hat. Das Ergebnis seiner Arbeit bleibt für unsere Fragestellung überschaubar.
Denn bei den Märtyrerpropheten (Plural!), denen man in Jesu Tagen Grabmäler errichtete, wird Jesus (…) in erster Linie neben Jesaja an Sacharja, den Sohn Jojadas, gedacht haben. Die ausdrückliche Erwähnung des Martyriums des Sacharja wenige Verse später (Mt 23,35 par. Lk 11,51) bestätigt diesen Schluß. (Heiligengräber in Jesu Umwelt (1958) S. 68)
Und etwas später:
Jesus redet in Mt 23,29f. von den Gräbern der ermordeten Propheten und der Gerechten. Mag er bei den Propheten an Jesaja, Sacharja ben Jojada, Amos, Micha gedacht haben, die nach spätjüdischer Überlieferung das Martyrium erlitten haben sollen, bei den „Gerechten“ dürfte er noch andere (…) Gestalten im Auge gehabt haben. (S. 114 a.a.o.)
Zacharias ist die griechische Form des hebräischen Namens Sacharja. Um auf eine Mehrzahl von ermordeten Propheten zu kommen, muss Jeremias also legendarische außer-biblische Traditionen – so etwa die Ermordung Jesajas – einbeziehen. Darauf wird zurückzukommen sein.
Q 13,34
Lk 13,34; NA XXVIII | Lk 13,34; Münchener NT |
³⁴ Ἰερουσαλὴμ Ἰερουσαλήμ, ἡ ἀποκτείνουσα τοὺς προφήτας καὶ λιθοβολοῦσα τοὺς ἀπεσταλμένους πρὸς αὐτήν, ποσάκις ἠθέλησα ἐπισυνάξαι τὰ τέκνα σου ὃν τρόπον ὄρνις τὴν ἑαυτῆς νοσσιὰν ὑπὸ τὰς πτέρυγας, καὶ οὐκ ἠθελήσατε. | ³⁴ Jerusalem, Jerusalem, die tötet die Propheten und steinigt die zu ihr Geschickten, wie oft wollte ich zusammenführen deine Kinder, auf welche Art ein Vogel (zusammenführt) seine Brut unter die Flügel, und nicht wolltet ihr. |
Mt 23,37; NA XXVIII | Mt 23,37; Münchener NT |
³⁷ Ἰερουσαλὴμ Ἰερουσαλήμ, ἡ ἀποκτείνουσα τοὺς προφήτας καὶ λιθοβολοῦσα τοὺς ἀπεσταλμένους πρὸς αὐτήν, ποσάκις ἠθέλησα ἐπισυναγαγεῖν τὰ τέκνα σου, ὃν τρόπον ὄρνις ἐπισυνάγει τὰ νοσσία αὐτῆς ὑπὸ τὰς πτέρυγας, καὶ οὐκ ἠθελήσατε. | ³⁷ Jerusalem, Jerusalem, die tötet die Propheten und steinigt die zu ihr Geschickten, wie oft wollte ich zusammenführen deine Kinder, auf welche Art ein Vogel zusammenführt seine Jungen unter die Flügel, und nicht wolltet ihr. |
Wieder werden keine Beispiele genannt. Unklar bleibt auch, auf welche Zeit sich dieser Vorwurf bezieht: Auf die Lebzeit Jesu – oder auf die Geschichte Jerusalems insgesamt?
Mk 12,1-12 par.
Durch einen Blick auf das Lied vom Weinberg in Jes 5,1-7, das zu Beginn wörtlich zitiert wird, zeigt sich, dass mit dem Weinberg in diesem Gleichnis von den treulosen Pächtern Israel gemeint ist:
Der tabellarische Überblick zeigt, was in den drei Fassungen dieses synoptischen Gleichnis mit den Dienern des Weinberg-Besitzers geschieht:
Diener werden | Mt 21,33-46 | Mk 12,1-12 | Lk 20,9-19 |
verprügelt | Ja | Ja | Ja |
getötet | Ja | Ja | Nein |
gesteinigt | Ja | Nein | Nein |
beschimpft | Nein | Ja | Ja |
verwundet | Nein | Nein | Ja |
Die von Mt genannte Steinigung könnte sich auf Ex 17,4 und Num 14,10 beziehen, wo das Volk im ersten Fall Mose, im zweiten Fall Josua und Kaleb und vielleicht auch Mose und Aaron die Steinigung androht – aber nicht durchführt. Auffällig ist, dass die gesandten Diener bei Lukas zwar misshandelt, aber nicht getötet werden: Das geschieht dann erst mit dem Sohn. Das Gleichnis deutet die Zerstörung Jerusalems – vierzig Jahre nach der Kreuzigung Jesu – als Strafe Gottes für die Ermordung seines Sohnes. Namen der Diener (=Propheten) werden wiederum nicht genannt.
Apg 7,51-53
In der Rede des Stephanus hören wir folgende Aussage:
Apg 7,51-53; NA XXVIII | Apg 7,51-53; Elberfelder |
⁵¹ Σκληροτράχηλοι καὶ ἀπερίτμητοι καρδίαις καὶ τοῖς ὠσίν, ὑμεῖς ἀεὶ τῷ πνεύματι τῷ ἁγίῳ ἀντιπίπτετε ὡς οἱ πατέρες ὑμῶν καὶ ὑμεῖς. ⁵² τίνα τῶν προφητῶν οὐκ ἐδίωξαν οἱ πατέρες ὑμῶν; καὶ ἀπέκτειναν τοὺς προκαταγγείλαντας περὶ τῆς ἐλεύσεως τοῦ δικαίου, οὗ νῦν ὑμεῖς προδόται καὶ φονεῖς ἐγένεσθε, ⁵³ οἵτινες ἐλάβετε τὸν νόμον εἰς διαταγὰς ἀγγέλων καὶ οὐκ ἐφυλάξατε. | ⁵¹ Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist; wie eure Väter, so auch ihr. ⁵² Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben die getötet, welche die Ankunft des Gerechten vorher verkündigten, dessen Verräter und Mörder ihr jetzt geworden seid, ⁵³ die ihr das Gesetz durch Anordnung von Engeln empfangen und nicht befolgt habt. |
Wer sind die Getöteten (Mehrzahl), die die Ankunft des Gerechten vorher verkündigten? Genannt werden kann hier sicherlich der Vorläufer Johannes – und gemäß einer apokryphen Quelle – wiederum der Prophet Jesaja, dessen Texte als Erfüllungszitate im NT eine große Rolle spielen. Von einer Tötung der Propheten spricht auch Stephanus nicht.
Hebr 11,37
In einem längeren Peristasen-Katalog zu den Glaubenszeugen Israels vor dem Kommen Christi führt das Schreiben aus:
Hebr 11,37; NA XXVIII | Hebr 11,37; Elberfelder |
³⁷ ἐλιθάσθησαν, ἐπρίσθησαν, ἐν φόνῳ μαχαίρης ἀπέθανον, περιῆλθον ἐν μηλωταῖς, ἐν αἰγείοις δέρμασιν, ὑστερούμενοι, θλιβόμενοι, κακουχούμενοι. | ³⁷ Sie wurden gesteinigt, zersägt, starben den Tod durch das Schwert, gingen umher in Schafpelzen, in Ziegenfellen, Mangel leidend, bedrängt, geplagt. |
Dieses zersägt werden findet sich so nicht in den kanonischen Schriften des AT, allerdings im fünften Kapitel des apokryphen Martyrium des Jesaja6. Eine Propheten-Steinigung wiederum wird in den Paralipomena Jeremiae geschildert7, einem apokryphen Text über das weitere Schicksal dieses biblischen Propheten. Ohne diese Quellen wären die Angaben des Hebräer nicht zu verstehen.
Zwischenfazit
Trotz der breiten Bezeugung dieser Tradition in den Texten des NT und der Entlehnung des Motivs aus dem Alten Testament (Jer 7,25-26; Neh 9,26) bleibt der Vorwurf merkwürdig allgemein und undetailliert. Lässt man die apokryphen Quellen weg, bleiben die Namen Kain und Zacharias – der eine ist vorsintflutlich, beim anderen ist unklar, wer gemeint sein könnte. Vermutlich war dieser Zacharias aber kein Prophet. So bleibt zunächst festzuhalten, was Odil Hannes Steck 1965 in seiner grundlegenden Dissertation zum Thema einleitend geschrieben hat:
Diese generelle Vorstellung [vom Prophetenmord] ist als solche ohne historische Deckung; ferner, diese generelle Vorstellung muß in ur- und frühchristlicher Zeit auch auf jüdischer Seite zugestanden und verbreitet gewesen sein.8
Bevor ich mich mit diesem Hintergrund befasse, will ich noch einen Blick auf die frühchristliche Rezeptionsgeschichte werfen.
Rezeption bei den Kirchenvätern
Die Kirchenväter müssen den Mangel an belastbaren Zeugen wahrgenommen haben. So erhebt Justin (gestorben 162 bzw. 168) den Vorwurf, die Juden hätten das Martyrium Jesajas aus ihren heiligen Schriften getilgt (Dialog 120,3), ein übrigens haltloser Vorwurf, wie die Schriftfunde vom Toten Meer zeigen. Origenes (185-253) ist sich dagegen des apokryphen Charakters dieser Schrift bewußt, wenn er in seinem Matthäus-Kommentar schreibt:
Daß aber auch Moses öfter vom Volke beinahe gesteinigt worden wäre, auch das ist aufgeschrieben; und für ihn waren Heimat nicht die Steine irgendeines Ortes, sondern seine Gefolgsleute, das Volk, bei denen auch er entehrt wurde. Und von Isaias wird berichtet, er sei vom Volk zersägt worden. Wenn aber einer diese Geschichte nicht annimmt, weil sie sich im unechten Isaiasbuch findet (διὰ τὸ ἐν τῷ ἀποκρύφῳ Ἡσαΐαν αὐτὴν φέρεσθαι), soll er dem glauben, was im Hebräerbrief geschrieben ist: «Sie wurden gesteinigt, zersägt, auf die Probe gestellt» [Hebr 11,37]. Das «sie wurden zersägt» bezieht sich dabei auf Isaias, so wie das «sie starben durch das mörderische Schwert» auf den Zacharias, «der zwischen Tempel und Altar getötet wurde» [Mt 23,35], wie der Heiland lehrte, wobei er (wie ich meine) für eine Schrift Zeugnis ablegte, die sich zwar nicht unter den gemeinsamen und allgemein bekannten Büchern, wohl aber unter den Apokryphen findet.9
Origenes scheint also die Zacharias-Stelle auf das Protevangelium des Jakobus zu beziehen. Im Westen ist es Tertullian (gestorben um 220), der ebenfalls auf das apokryphe Material zurückgreifen muss, um an dem Motiv der permanenten Propheten-Verfolgung festhalten zu können.
Von Anbeginn an leidet die Gerechtigkeit Gewalt. Sobald die Verehrung Gottes ihren Anfang nahm, wurde die Religion Gegenstand des Mißfallens. Wer Gott wohlgefällig war, wurde erschlagen, und zwar von seinem eigenen Bruder. Damit die Gottlosigkeit um so eifriger nach fremdem Blute trachte, fing sie mit ihrem eigenen an. So hat sie späterhin nicht bloß nach dem Blute der Frommen, sondern auch nach dem der Propheten gelechzet. David wird umhergehetzt, Elias verjagt, Jeremias gesteinigt, Isaias zersägt, Zacharias zwischen Tempel und Altar umgebracht und läßt unvergängliche Blutflecken auf den Steinen zurück. Selbst der, welcher den Schluß des Gesetzes und des Prophetentums bildete, der nicht Prophet, sondern Engel genannt wurde, mußte eines scheußlichen Todes sterben, gleichsam zum Salär für ein Harfenmädchen (vgl. Mt 14,6 ff.).10
Das letzte Beispiel Tertullians bezieht sich auf Johannes den Täufer, über den es zu Beginn des Markus-Evangeliums heißt: Siehe, ich sende meinen Boten (τὸν ἄγγελόν μου) vor deinem Angesicht, der wird deinen Weg bereiten (Mk 1,2), was auch mit ich sende meinen Engel vor deinem Angesicht übersetzt werden kann.11 Das Harfenmädchen bezieht sich auf die Tochter der Herodias in der Erzählung von der Hinrichtung des Täufers (Mk 6,17-29; Mt 14,3-12).
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang das Phänomen der Vita Prophetarum, apokrypher Propheten-Biografien, die in Einzelfällen ein gewaltsames Ende von Propheten schildern, das sich in der Bibel nicht findet. Genauso wie beim Martyrium des Jesaja ist dabei von einem jüdischen Ursprung dieser Texte und ihrer späteren christlichen Weiterschreibung auszugehen.12 Damit wird es Zeit, sich der theologischen Dimension dieser Rede von der angeblichen Tötung der Propheten zuzuwenden.
Frühe theologische Deutungen
Für Origenes ist das Problem einer mangelnden historischen Deckung eines biblischen Textes nichts Ungewohntes.13 In diesem Fall greift er auf die Allegorie zurück, um den eigentlichen, geistlichen Sinn herauszuarbeiten. In der Auslegung von Ein Prophet ist nicht ohne Ehre, außer in seiner Vaterstadt und in seinem Haus (Mt 13,57) meint er zu diesem Herrenwort:
Wenn es aber allgemein gilt, ist es historisch nicht zutreffend (denn weder wurde Elias in Thesbis in Galaad entehrt, noch Elisäus in Ebalmaula, noch Samuel in Armathaim, noch Jeremias in Anathoth); im übertragenen Sinne aber ist es ganz wahr. Man muß nämlich als ihre Heimat Judäa ansehen und als ihre Verwandten jenes Israel, als Haus aber vielleicht den Leib; alle wurden nämlich in Judäa von dem «Israel dem Fleische nach» [1 Kor 10,18] entehrt, als sie noch im Leib waren, wie in der Apostelgeschichte steht, wenn dem Volke entgegengehalten wird: «Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt, die das Kommen des Gerechten vorausverkündet haben?» [Apg 7,52]. (…) Die Propheten werden zunächst dadurch entehrt, daß sie im Laufe der Geschichte vom Volke verfolgt wurden, zweitens aber dadurch, daß ihre Prophezeiung vom Volke nicht geglaubt wird. 14
Ähnlich, aber viel philologischer ausgerichtet ist die Herangehensweise des Hieronymus, wenn er zu Mt 23,36 ausführt:
Wir wollen kurz besprechen, warum das Blut des Gerechten Abel bis zu Zacharias, dem Sohn des Barachia von dieser Generation gefordert wird, obwohl sie keinen von ihnen getötet hat. Es ist ein Grundsatz der Schriften, zwei Generationen darzustellen, [die Generation] der Guten und der Schlechten, das bedeutet, je eine für die beiden. Von den Guten wollen wir Beispiele anführen: Wer wird hinaufsteigen auf den Berg des Herrn? Oder wer wird sich ausruhen auf seinem heiligen Berg? (Ps 24,3) Und nachdem er mehrere, die auf den Berg des Herrn hinaufsteigen werden, beschrieben hat, die zu unterschiedlichen Zeitaltern existiert haben, fügt er sodann hinzu: das ist die Generation derer, die den Herrn suchen, die das Angesicht des Gottes Jakobs suchen (Ps 24,6). Und an andere Stelle über alle Heiligen: Die Generation der Gerechten wird gesegnet werden (Ps 112,2). Von den Bösen aber wird wie an vorliegender Stelle [gesagt]: Eine Generation von Schlangen (Mt 23,33) Und: Alles wird von dieser Generation gefordert werden (Mt 23,36). Und in Ezechiel, als er die Sünden des Landes beschrieb, fügt die prophetische Rede hinzu: Selbst wenn Noah, Hiob und Daniel dort vorgefunden worden wären, würde ich die Sünden dieses Landes nicht vergeben (Ez 14,14): Er wollte durch [die Nennung von] Noah und Hiob und Daniel alle Gerechten verstanden haben, die deren Tugenden gleich wären. Daher werden auch die, die sich wie Kain und Joas gegen die Apostel verhalten haben, als zu einer Generation gehörig gezählt. (Matthäus Kommentar; MÜ)
Festzuhalten bleibt also zunächst einmal, dass nach den Kirchenvätern die Aussagen über die Propheten nicht als historischer Bericht zu betrachten und außerdem die übliche Redeweise der Schrift zu beachten seien. Genau darum bemüht sich die neuzeitliche Exegese, die hier das letzte Wort haben soll.
Eine heutige Auslegung
Odil Hannes Steck arbeitet in seiner schon erwähnten Dissertation heraus, dass die Rede von der Ermordung der Propheten nur vor dem Hintergrund der deuteronomistischen Theologie zu verstehen ist. Das Schema ihres Geschichtsverständnisses kann besonders gut aus dem längeren, reflexiven Abschnitt nach der Schilderung des Untergangs des Nordreiches in 2 Kön 17,7-20 extrahiert werden. Dort heißt es:
Die Deuteronomistische Prophetenaussage enthält nach Steck folgende Elemente:
- das Volk ist ständig ungehorsam
- es wird ständig durch die Propheten gemahnt
- das Volk weist diese Mahnungen ständig ab
- die Konsequenz ist der Untergang Samarias bzw. Jerusalems
Schon in der Zeit des zweiten Tempels entwickelte sich eine Auslegungstradition, die aus der Ablehnung der Propheten ihre Ermodung machte, wie Neh 9,26 bezeugt. Als außerbiblischer Zeuge kann wiederum Flavius Josephus aufgerufen werden, der das extrem negative biblische Bild von König Manasse (2 Kön 21,1-18) nachschärft: Aus der Nachricht Manasse vergoss auch sehr viel unschuldiges Blut, bis er Jerusalem damit anfüllte von einem Ende bis zum andern (2 Kön 21,16; Elberfelder) wird bei Josephus:
Er ging nämlich in seiner Gottesverachtung so weit, dass er alle Gerechten unter den Hebräern umbringen liess und nicht einmal die Seher verschonte, sondern auch von ihnen täglich einige töten liess, sodass zu Jerusalem das Blut in Strömen floss. Hierüber erzürnt, sandte Gott Propheten an den König und das Volk und liess ihnen dieselbe Drangsal androhen, die auch über ihre Brüder, die Israeliten, gekommen war. Sie aber hörten nicht auf diese Ermahnungen, durch deren Befolgung sie hätten erreichen können, dass sie vor allem Übel bewahrt blieben. Erst mit der Erfüllung der Verheissungen erfuhren sie, dass dieselben der Wahrheit entsprachen. (Ant X,3,1; Ü: Heinrich Clementz)
Die Funktion dieser deuteronomistischen Prophetenaussage ist eindeutig, die Katastrophen in der Geschichte des Volkes Israel zu erklären: aus diesem Grund findet sich Neh 9,26 auch in einem Bussgebet. Den stärksten Ausdruck der Zurückweisung des Willens des Herrn findet seinen Ausdruck im Motiv der Ermordung seiner Boten, der Propheten. Dieses Motiv greifen die frühen Christen auf und wenden es auf die Ermordung Jesu an. Im Sinne dieses Schemas interpretieren sie dann auch die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 als Konsequenz des Ungehorsams Israels.
Wie wirkmächtig diese Theologie ist, erkennt man auch daran, dass sie ihre Spuren im rabbinischen Judentum15 und im Qoran16 hinterlassen hat. Solange dieses Schema innerjüdisch als Schuldbekenntnis verwendet wurde, war seine Anwendung unproblematisch. Sie mochte als Übertreibung erscheinen, zielte aber auf Umkehr und Reue ab.
Dieser Zustand veränderte sich dramatisch beim sich abzeichnenden parting of the ways: Auf einmal wurde die Selbstanklage Israels zu einer Fremdzuschreibung durch die Kirche. Am Ende seiner Arbeit schrieb Steck vor über einem halben Jahrhundert:
Doch nun wird die Frage an die Christenheit laut, wie sie es mit einer Vorstellung halten will, die dem Judentum Untaten anlastet, aber der historischen Deckung entbehrt. (S. 321)
Ich fürchte, dass wir darauf bis heute keine überzeugende Antwort gefunden haben.
Fußnoten
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Jer 38,1-13
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Armin Lange in: Antisemitismus und das NT (1 Thess 2,13-16); in M. Himmelbauer / M. Jäggle / R.A. Siebenrock /W. Treitler (Hg.): Erneuerung der Kirchen. Perspektiven aus dem christlich-jüdischen Dialog, QD 290, Herder Verlag 2018 schreibt über den Apostel: „Er attackierte alle Juden (…) im Ganzen und ohne Unterschied“ (S. 254). Auch wenn N.T. Wright zu Recht darauf hingewiesen hat, dass diese Deutung nicht zwingend ist, sondern dass Paulus sich nur auf diejenigen Judäer bezogen habe, die die Hinrichtung Jesu betrieben, bleibt die Stelle hochproblematisch: angefangen vom Umstand, dass die römische Beteiligung an der Hinrichtung unter den Tisch fällt, wird in den gängigen deutschen Übersetzungen das in den ältesten Handschriften nicht vorhandene Komma so gesetzt, dass die Aussage auf alle Juden gemünzt verstanden werden muss. (vgl. N.T. Wright: Paul and the faithfulness of God (2013) S. 1155)
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Jos. Ant. XX.105–112; Bell. II.223–227. Josephus berichtet, dass es durch die Provokation eines römischen Legionärs, der Reaktion der Volksmenge und des darauf folgenden brutale Enschreitens der Römer am Pessachfest zu einer Massenpanik mit vielen tausend Toten gekommen sei.
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„The Blood from Abel to Zechariah in the History of Interpretation,“ New Testament Studies 60 (2014), S. 121-138
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Heiligengräber in Jesu Umwelt (1958)
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Nachzulesen in der Übersetzung Georg Beers, in: Emil Kautzsch: Die Apokryphen und Pseudepigraphen des AT (1900) Band II, S. 126-127
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Nachzulesen in einer Übersetzung aus dem Äthiopischen von Eduard König, in: Theologische Studien und Kritiken 50 (1877) S. 337-338. Ein griechische Text mit englischer Übersetzung findet sich hier.
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Israel und das gewaltsame Geschick der Propheten (1967), S. 15
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Matthäus Kommentar X,18; Ü: Hermann J. Vogt; Origenes: Der Kommentar zum Evangelium nach Mattäus (1983) I, S. 84. Der griechische Text findet sich hier.
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Scorpiace – Arznei gegen Skorpionstich 8,3; Ü: Heinrich Kellner für die BKV
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Vgl. Eusebius, Demonstratio evangelica IX,5,12
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Die schon 1898 von Emil Schürer vorgetragene Argumentation für einen jüdischen Ursprung der Paralipomena Jeremiae und seine gleichlautende Annahme zum Martyrium des Jesaja scheint mir bis heute stichhaltig zu sein.
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„Da wob die Schrift auch Ungeschehenes in die Geschichte ein“ – De Pricipiis IV,2,8
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Matthäus Kommentar X,18, S. 83-84 a.a.o.
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Steck verweist insbesondere auf PesR 138a: הרגנו את נביאינו – wir haben unsere Propheten getötet. In 146a bekennt Zion: והרגתי הנביאים – und ich habe die Propheten getötet. Vgl. Israel und das gewaltsame Geschick der Propheten, S. 87 ff.
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Sure 2,87 und 5,70-71
Es wäre interessant zu erfahren, wann diese atl. Apokryphen entstanden sind und welche erzählerische Absicht dahinter steht: Sensationen statt trockener Information und ebenso trockenen Aussagen, so wie „Beiträge“ in der Kronen-Zeitung zu religiösen Themen? Oder grobe Vereinfachung, so wie graphic novels zu großen Werken der Literatur für Leute, die nicht willig und/oder fähig sind, die Originale zu lesen? Wer waren die jüdischen Rezipienten?
Hallo,
Ich bin ein spanischer Leser, der Ihnen mit Hilfe von Google Translate folgt. Das ist die Magie von sXXI. Als ich Ihren Artikel las, fragte ich mich, ob Sie die Erwähnung von Zacharia ben Berachai in den Josephus-Kriegen der Juden in Betracht gezogen haben. Hier ein Auszug aus Zeile 335:
„335 und als sie Zacharias, den Sohn des Baruch, einen der angesehensten Bürger, ermorden lassen wollten, so war es, was sie gegen ihn erregte, dieser Hass auf die Bosheit und die Liebe zur Freiheit, die in ihm so bedeutend waren: er war auch ein reicher Mann, so dass sie, indem sie ihn wegnahmen, nicht nur hofften, seine Habe zu beschlagnahmen, sondern auch einen Mann loszuwerden, der große Macht hatte, sie zu zerstören. 336 So riefen sie durch eine öffentliche Proklamation siebzig der wichtigsten Männer des Volkes zu einer Show zusammen, als ob sie echte Richter wären, obwohl sie keine richtige Autorität hatten. Vor diesen wurde Zacharias beschuldigt, beabsichtigt zu haben, ihr Gemeinwesen an die Römer zu verraten, und zu diesem Zweck verräterisch nach Vespasian geschickt zu haben. 337 Nun erschien kein Beweis oder Zeichen dessen, was er angeklagt wurde; aber sie versicherten sich selbst, dass sie davon überzeugt seien, dass es so sei, und wünschten, dass ihre Behauptung als ausreichender Beweis angesehen werden könnte. 338 Als nun Zacharias klar sah, dass es keinen Ausweg mehr für seine Flucht vor ihnen gab, da er heimtückisch vor sie gerufen und dann ins Gefängnis gesteckt worden war, aber nicht mit der Absicht eines Gerichtsverfahrens, nahm er sich darin große Redefreiheit Verzweiflung über das Leben, unter dem er stand. Dementsprechend stand er auf, lachte über ihre vorgetäuschte Anklage und widerlegte mit wenigen Worten die ihm zur Last gelegten Verbrechen; 339 Danach wandte er sich seinen Anklägern zu, ging alle ihre Gesetzesübertretungen genau durch und beklagte heftig die Verwirrung, in die sie die öffentlichen Angelegenheiten gebracht hatten verzichten darauf, ihre Schwerter zu ziehen, obwohl sie beabsichtigten, den Anschein und die Show der Rechtsprechung bis zum Ende zu bewahren. Sie wollten auch aus anderen Gründen die Richter vor Gericht stellen, ob sie auf eigene Gefahr auf das achten würden, was gerecht sei. 341 Nun brachten die siebzig Richter ihr Urteil herein, dass die angeklagte Person nicht schuldig sei, – weil sie lieber selbst mit ihm sterben wollten, als seinen Tod vor ihre Tür gelegt zu bekommen; 342 Daraufhin erhob sich ein großes Geschrei der Eiferer über seinen Freispruch, und sie alle waren empört über die Richter, weil sie nicht verstanden, dass die Autorität, die ihnen gegeben wurde, nur ein Scherz war. 343 Da fielen zwei der kühnsten von ihnen mitten im Tempel auf Zacharias und töteten ihn; und als er tot umfiel, scherzten sie mit ihm und sagten: „Du hast auch unser Urteil, und das wird dir ein sichererer Freispruch sein als das andere.“ Sie warfen ihn auch sofort aus dem Tempel in das darunter liegende Tal.“
Abschließend möchte ich mich für etwaige Missverständnisse entschuldigen, da ich auch diesen Text mit Hilfe von Google Translate verfasst habe.
Danke für Ihren Hinweis, aber ich habe auf diese Josephus-Stelle im Artikel verlinkt, über der Grafik mit den vier Möglichkeiten zur Identität von Zacharia ben Berachai. Dort findet sich auch die originale deutschen Übersetzung von Clementz 🙂