Noch einmal zur Auslegungsgeschichte einer Bibelauslegung: ich habe hier über den Ursprung des Wortes »Ubi Petrus, ibi ecclesia« bei Ambrosius geschrieben und gezeigt, dass Ambrosius dabei nicht vom Papst gesprochen hat. Mittlerweile bin ich auf der Spurensuche, wann der Ausdruck das erste Mal im Sinn von »Wo der Papst ist, da ist die Kirche« gebraucht wurde, ein Stück weiter gekommen. „»Ubi Petrus, ibi ecclesia« II“ weiterlesen
Autor: Oliver Achilles
Moses – Schreiber oder Ausleger der Tora?
In Dtn 1,5 nach der Einheitsübersetzung lese ich: »… begann Mose jenseits des Jordan im Land Moab, diese Weisung aufzuschreiben. Er sagte: …«. Diese Übersetzung ist ziemlich eigenwillig – und problematisch. „Moses – Schreiber oder Ausleger der Tora?“ weiterlesen
Priester = Götter?
In der katholischen Tradition werden Priester ausdrücklich als »Götter« bezeichnet. Woher das kommt, und was damit gemeint ist, soll dieser Beitrag erörtern. Vorab nur so viel: Es hat wieder einmal etwas mit der Septuaginta zu tun. „Priester = Götter?“ weiterlesen
Classical Text Editor
Wer sich wie ich gerne mit altgriechischen oder hebräischen Texten befasst, findet auf der Homepage der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ein unverzichtbares Werkzeug dazu: den »Classical Text Editor«. Er läuft unter Windows und mittels Wine auch unter Linux. Die Mac Variante (ebenfalls mit Wine) habe ich noch nicht getestet. Dieses wertvolle Tool verdankt sich einer Initiative des CSEL. Danke!
Warum Hieronymus Hebräisch lernte
Der Kirchenvater gibt dazu eine bemerkenswerte Erklärung in seinem Brief 125 an Rusticus (CSEL LVI, 131), die ich hier in meiner Übersetzung wiedergebe. Um es vorwegzunehmen: es geschah ad remedium concupiscentiae …. „Warum Hieronymus Hebräisch lernte“ weiterlesen
»Du bist Petrus« – Catena aurea
Aus aktuellem Anlass hier die Kommentare zu Mt 16,13-19, die Thomas von Aquin in seiner Catena aurea zusammengetragen hat. Die Übersetzung stammt von Johann Nepomuk Oischinger und ist 1847 erschienen, ich habe sie gelegentlich behutsam angepasst. „»Du bist Petrus« – Catena aurea“ weiterlesen
»Tu es Petrus« – Johannes Chrysostomus
Aus aktuellem Anlass hier ein Ausschnitt einer Predigt des Patriarchen von Konstantinopel († 407), in der er das bekannte Wort aus dem Matthäusevangelium auslegt: »Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen«. (Mt 16,18) „»Tu es Petrus« – Johannes Chrysostomus“ weiterlesen
»Von den Schriften zur (Heiligen) Schrift«
Das Bibel+Orient Museum in Fribourg/CH hat eine Sonderausstellung zu diesem Thema organisiert. Für biblisch Interessierte besonders wertvoll dürfte die didaktische Unterlage sein, die die Entwicklung der Schrift im Alten Orient nachvollziehbar macht. Sie kann als PDF-Datei heruntergeladen werden.
3. mitteleuropäische jüdisch-christliche Bibelwoche in Köszeg/ Güns (Ungarn)
Der unermüdliche Markus Himmelbauer vom Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit hat diese Woche organisiert, die vom 14. bis 17. Juli 2013 in dem malerischen Städtchen Köszeg/Güns stattfinden wird. Das Thema ist diesmal die Anfangsapitel des Buches Bereschit/Genesis. Ich habe an den ersten beiden Durchführungen teilgenommen und kann die Veranstaltung wirklich nur empfehlen.
Hier der Folder zur 3. mitteleuropäische jüdisch-christliche Bibelwoche.
»Und Jesus sprach zu seinen Jüngern«
Eigentlich ist »Jünger« für zeitgenössische Ohren ein seltsames Wort – und es drückt heute auch nicht mehr unbedingt selbsterklärend aus, was im Neuen Testament damit gemeint ist.
Im deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm kann man nachlesen, dass der Komparativ von »jung« seit dem 8. Jh. in der kirchlichen Sprache verwendet wird, man übersetzte damit das lateinische discipulus. So gibt die Vulgata das neutestamentliche griechische Wort mathētḗs wieder.
Discipulus leitet sich von discipio her, das bedeutet »geistig auffassen«. Das ursprüngliche griechische Wort kommt von mathēteúō – »Schüler sein«. Der Schüler lernt von seinem Lehrer (gr. didáskalos). Entsprechend heißt es im Neuen Testament: »Ein Schüler ist nicht über dem Lehrer« (Mt 10,24).
Im Alten Testament gibt es entsprechende Ausdrücke nicht, was die EÜ mit »Jünger« übersetzt, hat im Hebräischen eine andere Bedeutung. Die »Prophetenjünger« in 1 Kön 20,35 sind in Wahrheit »Söhne der Propheten«, und der Gottesknecht in Jes 50,4 hat nicht die »Zunge eines Jüngers« empfangen, sondern eine »geübte Zunge«. Das hebräische Äquivalent zu Lehrer und Schüler ist rabbi und talmid. Beides tritt aber erst zur Zeit des zweiten Tempels auf.
Entsprechend sagt Jesus bei Matthäus: »Ihr aber sollt euch nicht „Rabbi“ nennen lassen, denn einer allein ist euer Lehrer (didáskalos), ihr aber seid Brüder.« (Mt 23,8. Hier hat EÜ den Rabbi unterschlagen).
Langer Rede kurzer Sinn: Mir scheint, dass die Übersetzung »Jünger« ihre besten Zeiten hinter sich hat – »Schüler/Schülerin« ist heute wohl die bessere Wahl.