Eine weitere bemerkenswerte Parallele zwischen den Passionsberichten der kanonischen Evangelien und einem jüdischen Autor des ersten Jahrhunderts findet sich in Philos Werk „In Flaccum“. Man vergleiche einmal die Schilderung des Spottkönigs in Mt 27,27-31 und Mk 15,16-20 mit dieser Episode.
Kategorie: Auslegung
Die Vorhersage der Zerstörung Jerusalems durch Jesus
Die Vorhersage der Zerstörung des Tempels durch Jesus ist in den kanonischen Evangelien mehrfach überliefert: Mt 24,1-2; Mk 13,1-2; Lk 21,5-6; (vgl. Lk 19,41-44). Das ist unter anderem deshalb wichtig, weil dieses Wort heute noch gerne zur Datierung der Entstehung des Markus-Evangeliums herangezogen wird, im Sinne eines »vaticiniums ex eventu«: Markus wusste um die Zerstörung des Tempels und legte dieses Ereignis Jesus in den Mund, was darauf hinweise, dass Markus sein Evangelium nicht vor der Zerstörung des Tempels habe schreiben können. Bevor ich dieses Argument näher würdige, will ich auf eine nicht so bekannte Erzählung eingehen, die ebenfalls von einer Unheilsprophetie Jesu über Jerusalem und den Tempel berichtet, nur dass es sich nicht um Jesus von Nazareth, sondern um Jesus, den Sohn des Ananos handelt. Von ihm erzählt Flavius Josephus in seiner Geschichte des jüdischen Krieges:
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Zog Jesus auf einem oder auf zwei Eseln in Jerusalem ein?
Diese Frage stellt sich bei einer sorgfältigen Lektüre der Synoptiker, denn bei Mk und Lk zieht Jesus auf dem Jungtier (πῶλος) eines Esels in Jerusalem ein1, bei Mt auf einer Eselin (ὄνος) und ihrem Jungtier2. Auch bei Joh sitzt Jesus auf dem Jungtier einer Eselin (Joh 12,14-15). Der Grund für diese unterschiedliche Darstellung der Evangelisten liegt meiner Meinung nach in der hebräischen Grammatik begründet.
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Die Sehnsucht neuzeitlicher Bibelübersetzer nach Züchtigung
In der Neuzeit beginnen Bibel-Übersetzer Züchtigungen zu erfinden, die in der Bibel gar nicht vorkommen. Hier dazu ein Beispiel aus der Lukas-Passion, das ich bemerkenswert finde.
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Grundlegende Regeln zum Bibel-Lesen
Ich hab hier einmal einige grundlegende Einsichten zusammengetragen, die sich im Laufe der letzten knapp zweitausend Jahre als hilfreich erwiesen haben. Das Ganze ist ein work in progress – da kommt sicher noch mehr. „Grundlegende Regeln zum Bibel-Lesen“ weiterlesen
War Mose geschieden?
Ex 18,2
Wie kommt es überhaupt zu dieser Frage? Die Antwort findet sich in Ex 18, wo der Besuch von Jitro, dem Schwiegervater des Mose, im Lager des ausgezogenen Volkes Israel erzählt wird:
וַיִּקַּח יִתְרוֹ חֹתֵן מֹשֶׁה אֶת־צִפֹּרָה אֵשֶׁת מֹשֶׁה אַחַר שִׁלּוּחֶֽיהָ׃
Und es nahm Jitro, der Schwiegervater des Mose, Ziporah, die Frau des Mose, nachdem er sie weggeschickt hatte.
Diese Formulierung nachdem er sie weggeschickt hatte erregte früh die Aufmerksamkeit der Ausleger. „War Mose geschieden?“ weiterlesen
Durch drei Dinge wurde die Tora gegeben
Weil ich heute einen marcionitischen Kommentar zu einem meiner Artikel hier im Blog gelöscht habe, demzufolge der Gott des ersten Testamentes eigentlich der Teufel sei, während doch Jesus usw. – möchte ich der Dummheit Schönheit entgegensetzen und gebe hier meine Übersetzung eines wunderbaren Gedankengangs aus dem Midrasch zum Buch Numeri wieder. „Durch drei Dinge wurde die Tora gegeben“ weiterlesen
Ist ‚Christus‘ ein Namen oder ein Titel?
Die Rede von „Jesus Christus“ klingt so selbstverständlich als Namen in unseren Ohren, dass das ebenfalls neutestamentlich „Christus Jesus“ (z.B. Apg 3,20; Röm 8,39; Eph 1,2) irritierend wirkt. Bei dieser Kombination muss es sich ja wohl um einen Titel handeln.
Was habe ich mit Dir zu tun? Lass mich in Ruhe!
In der bekannten Erzählung der Hochzeit von Kana im zweiten Kapitel des Johannes-Evangeliums spricht Jesus ein harsches Wort zu seiner Mutter, das zudem auch noch eigenartig formuliert ist. Also ein guter Grund, sich der Frage der Übersetzung und Auslegung dieser Stelle anzunehmen. „Was habe ich mit Dir zu tun? Lass mich in Ruhe!“ weiterlesen
Sofort unterschlagen
In meiner Institution lesen wir derzeit in der Ausgangssprache im Text des Markus-Evangeliums. Was einen sehr heftigen Eindruck hinterlässt, ist der exzessive Gebrauch des Wortes εὐθὺς (deutsch: sofort) durch den Evangelisten, wodurch seine Darstellung einen geradezu atemlosen und unglaublich drängenden Charakter bekommt. Doch wie gehen die Übersetzungen damit um? „Sofort unterschlagen“ weiterlesen
