In wieviel Tagen hat Gott die Welt erschaffen?

Keine Angst, das wird kein fundamentalistischer Schöpfung vs. Evolutions Beitrag, sondern ein kurzer Blick in die Auslegungsgeschichte von Gen 2,2.

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Augustinus und der Junge am Meer

Hat nur am Rande etwas mit dem Thema des Blogs zu tun, aber da ich schon danach gefragt wurde: es gibt die Erzählung, dass Augustinus während der Arbeit an seinem Werk über die Dreieinigkeit (De Trinitate) am Strand einem spielenden Kind begegnet sei, das mit einem Löffel Meerwasser in ein selbstgegrabenes Loch im Strand goss »um das Meer auszuschöpfen«. Auf die Vorhaltungen des Theologen, dass das nicht möglich sei, kam als Antwort des Kindes: »Und Du willst das Wesen der Dreieinigkeit mit Deinem Verstand erfassen?«

Die Quelle dieser Erzählung konnte ich jetzt ausmachen: Acta Sanctorum, 28. August S. 357 § LIV. Hier die lateinische Erzählung als PDF-Datei.

Acta Sanctorum 28. August S. 357 f.

Eine interessante Variante dieses Motivs wird im Zusammenhang mit Sir Isaac Newton (1643-1727) überliefert: der habe sich und seine wissenschaftliche Lebensleistung mit einem Kind verglichen, dass am Ufer des Meeres spielend eine besonders interessante Muschel oder einen ungewöhnlichen Kieselstein gefunden habe,  »während der grosse Ozean der Wahrheit vollkommen unentdeckt vor mir lag«. (Sir David Brewster, Memoirs of the Life, Writings and Discoveries of Sir Isaac Newton II S. 407) Den Hinweis auf dieses Motiv verdanke ich Lord Jonathan Sacks (The great partnership S. 272 Fn. 1).

Historisch-kritische vs. traditionelle Bibelauslegung?

Ein flüchtiger Blick auf die Artikel dieses Blogs zeigt, dass ich grosses Interesse an der traditionellen christlichen und jüdischen Bibelauslegung habe. Da scheint es nahezuliegen, eine Schublade aufzumachen: hier wird ein vorkritischer Zugang vertreten, der sich nicht auf der Höhe der derzeitigen wissenschaftlichen Auseinandersetzungen bewegt. Aber muss das wirklich so sein? Ohne die Spannungen zwischen traditionellen und historisch-kritischen Zugängen leugnen zu wollen, haben mich einige Beobachtungen in den letzten Monaten zum Grübeln gebracht. Ich will das einmal an zwei Beispielen verdeutlichen.

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»Der Mann ist das Haupt der Frau«

In der Leseordnung meiner Kirche ist am heutigen Sonntag die Lesung aus Epheser 5 vorgesehen, die einige schwerwiegende Aussagen über das Verhältnis von Mann und Frau enthält, wie zum Beispiel diese: »sondern wie sich die Kirche dem Messias unterordnet  – so auch die Frauen den Männern in allem« (Eph 5,24 MÜ). Wie ist es heute möglich, einen  solchen Text im Gottesdienst konstruktiv auszulegen? „»Der Mann ist das Haupt der Frau«“ weiterlesen

Wo wurde Adam begraben?

Eine merkwürdige Frage, die ich mir so nie gestellt habe – aber jetzt hat die Vulgata mich dazu gebracht. In dieser Übersetzung des Hieronymus – und nur dort – wird Hebron als der Ort der Grablege Adams angegeben, und zwar in Jos 14,15. Weder der masoretische Text, noch die Septuaginta geben das her. Wie kommt also Hieronymus zu seiner Übersetzung?

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Der Begriff des Autors III

Der bedeutendste Arbeiter am Bibeltext in der Antike war Origenes († nach 251). Seine 50-Bändige (!) Hexapla war der erste Versuch einer textkritischen Ausgabe der Heiligen Schrift.  Dazu kommen noch zahllose Kommentare zu den biblischen Büchern, Hieronymus spricht von über 6000 Schriften. Wie konnte ein einzelner Autor so viel leisten?

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