Copy and paste I

»Copy and paste« ist heute eine Art »Kulturtechnik« geworden. Zu einer Zeit, in der von Menschen geschriebene Texte nur aufwendig von Hand kopiert werden konnten, spielte die Sorgfalt und Zuverlässigkeit der Kopisten eine wichtige Rolle. Jeder empfindet es als legitim, dass  Beethoven die Widmung seiner dritten Symphonie mit eigener Hand ausradierte, weil er über die Kaiserkrönung Bonapartes erzürnt war. Was aber, wenn Kopisten eigenmächtig solche Veränderungen vornehmen? In der Auslegung der Bibel spielt dieses Szenario eine nicht unbedeutende Rolle.  „Copy and paste I“ weiterlesen

»Jeder Mensch« – oder »ein Mensch«?

Und wieder einmal die Einheitsübersetzung: diesmal hat sie im Buch Kohelet zugeschlagen. Dieses auch als »Prediger«, »Prediger Salomo« oder »Ekklesiastes« bekannte Buch gehört sicher zu den großen Herausforderungen jeder biblischen Auslegung, weil es so quer zum Mainstream der sonstigen Theologie der biblischen Bücher zu stehen scheint. Um so wichtiger ist es, den Textsignalen des Buches zu folgen, die zu einer kohärenten Deutung führen können. „»Jeder Mensch« – oder »ein Mensch«?“ weiterlesen

Papst Benedikt zur Übersetzung des Kelchwortes Jesu beim Abendmahl

Alle Themen, mit denen sich dieser Blog beschäftigt – die Übersetzung und Auslegung der Bibel und die damit verbundenen Konsequenzen – finden sich in diesem Brief von Papst Benedikt XVI an den Vorsitzenden der deutschen und österreichischen Bischofskonferenz.

Die Mischpoche Rahabs in Jericho

Über die Eroberung Jerichos und das dabei geschilderte Gemetzel habe ich hier schon geschrieben, ich möchte zu dieser Frage noch einen kleinen Nachschlag liefern. Der hebräische Text weist eine Eigenheit auf, die den Rabbinen zu denken gab – und sie wiederum zu weitreichenden Schlussfolgerungen führte.  „Die Mischpoche Rahabs in Jericho“ weiterlesen

Eine Konzilsrede zur Irrtumslosigkeit der Schrift

Am 2. Oktober 1964 hielt der damalige Erzbischof von Wien, Franz Kardinal König, eine bemerkenswerte Rede auf dem II. Vatikanischen Konzil, bei der es um die Frage der Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift ging. Ich gebe hier ein wichtiges Argument aus der Rede des Kardinals wieder, das heute noch bedenkenswert ist und für mich auf einer Linie mit den Aussagen von John Henry Kardinal Newman steht.  „Eine Konzilsrede zur Irrtumslosigkeit der Schrift“ weiterlesen

Hieronymus und die Kunst der Übersetzung

Hieronymus wusste um die Komplexität einer guten Übersetzung – und er wurde für seine Übersetzung aus dem Hebräischen heftig angefeindet. Sein Brief an Pammachius: Über die beste Art zu übersetzen ist ein bemerkenswertes Zeugnis der Herausforderungen, vor denen er stand, und ein leidenschaftliches Plädoyer dafür, »dass es in den heiligen Schriften nicht auf die Worte, sondern auf den Sinn ankommt« (non verba in scripturis consideranda, sed sensumCSEL LIV S. 522). Ich gebe hier einige Ausschnitte wieder, die in der Folge bedeutsam geworden sind. „Hieronymus und die Kunst der Übersetzung“ weiterlesen

»Auge um Auge, Zahn um Zahn«

Heute las ich wieder in der Zeitung von dem »alttestamentlichen Auge um Auge, Zahn um Zahn« und es scheint ausgemacht zu sein, dass die hebräische Bibel hier einer barbarischen »Rechtspraxis« huldigt, die wir zum Glück hinter uns gelassen haben. Aber stimmt diese Auslegung so wirklich? „»Auge um Auge, Zahn um Zahn«“ weiterlesen

Hieronymus zu seiner Psalmenübersetzung

Wie bereits erwähnt, hat Hieronymus den Psalter doppelt übersetzt: einmal nach der Septuaginta, das andere Mal aus dem Hebräischen. Dabei stand er unter einem doppelten Druck: er musste sich gegen innerkirchliche Kritiker verteidigen, die seiner Übersetzung aus dem Hebräischen grundsätzlich ablehnend gegenüber standen – und er wusste um die Unterschiede zwischen dem hebräischen Text und der LXX-Fassung, die christliche Apologeten in der Diskussion mit jüdischen Menschen stark verunsicherten.  „Hieronymus zu seiner Psalmenübersetzung“ weiterlesen

Pinhas, der mörderische Priester

Num 25 schildert, wie Pinhas einen Israeliten, der sich mit einer Moabiterin in sein Zelt zurückgezogen hat, um sich dort mit ihr zu vergnügen, mit einen Speer auf seinem Liebeslager samt Gefährtin tötet. Gott spricht im Anschluss an diese Tat über Pinhas: »Hiermit gewähre ich ihm meinen Friedensbund. Ihm und seinen Nachkommen wird der Bund des ewigen Priestertums zuteil, weil er sich für seinen Gott ereifert und die Israeliten entsühnt hat.« (Num 25,12-13). Belohnt der biblische Gott hier einen religiösen Fanatiker und Mörder mit einem ewigen Priestertum? „Pinhas, der mörderische Priester“ weiterlesen

Genozid in der Bibel?

In Jos 6,17 sagt Josua zu den Israeliten bei der Einnahme von Jericho: »Die Stadt mit allem, was in ihr ist, soll zu Ehren des Herrn dem Untergang geweiht sein« und in 6,21 ist zu lesen: »Mit scharfem Schwert weihten sie alles, was in der Stadt war, dem Untergang, Männer und Frauen, Kinder und Greise, Rinder, Schafe und Esel.« Dieses Gemetzel ist kein Einzelfall im Buch Josua – im Gegenteil! Nach Jos 10,28 ff. ergeht es einer ganzen Reihe von Städten und ihren Bewohnern ebenso – und abschließend heißt es: »So schlug Josua das ganze Land (…) mit allen seinen Königen. Niemand ließ er entkommen; alles, was lebte, weihte er dem Untergang, wie es der Herr, der Gott Israels, befohlen hatte.« (Jos 10,40; vgl. Jos 8,2). Ist der biblische Gott ein Gott, der Massenmorde anordnet?  „Genozid in der Bibel?“ weiterlesen