Giorgio Agamben hat einen Kommentar zu Röm 1,1 geschrieben: »Die Zeit, die bleibt«. Ein Buch über einen Vers, gleichsam. Doch die kleinste mögliche Einheit bei der Auslegung der Heiligen Schrift setzt viel tiefer an: beim einzelnen Buchstaben. „Was ist die kleinste mögliche Auslegungseinheit?“ weiterlesen
Kategorie: Auslegung
Projektive Auslegung II
Ein besonders gutes Beispiel einer projektiven und zugleich problematischen Bibelauslegung ist die Gestalt des Apostel Paulus im Neuen Testament. Die Bewusstwerdung dieser »Übertragung« hat in der Exegese zu einer »neuen Paulusperspektive« geführt. Worum geht es dabei? „Projektive Auslegung II“ weiterlesen
Projektive Auslegung I
In das kollektive Gedächtnis der Bibelleser sind eine Reihe von Vorstellungen gleichsam eingebrannt, die erstaunlicherweise oft keinen Anhalt am Text haben. In einer lockeren Serie möchte ich einige Beobachtungen dazu posten – und beginne mit einem bereits mehrfach besprochenen Thema: Kain und Abel. „Projektive Auslegung I“ weiterlesen
Septuaginta V
Im letzten Posting habe ich gezeigt, dass die LXX aus dem »himmlischen Heer« des hebräischen Textes in Gen 2,1 eine »Ordnung« oder einen »Schmuck« gemacht hat. Ich möchte an einigen weiteren Beispielen aufweisen, wie die Septuaginta den hebräischen Text nicht nur übersetzt, sondern auch glättet, verdeutlicht oder sogar korrigiert. „Septuaginta V“ weiterlesen
Schöpfung und Engel
Vor einigen Wochen sass ich im großen Saal des Wiener Musikvereins und hörte den Anfang von Josef Haydns (1732-1809) Oratorium »Die Schöpfung«. Die beeindruckende Chor-Passage »Und Gott sprach: Es werde Licht« ist allgemein bekannt – bemerkenswert ist, dass der biblische Kontext im Oratorium von den Erzengeln Raphael, Uriel und Gabriel gesprochen wird. Doch keine der biblischen Schöpfungserzählungen erwähnt Engel auch nur mit einem Wort. „Schöpfung und Engel“ weiterlesen
Das Lob der tüchtigen Frau
Das Buch der Sprüche endet mit einem bemerkenswerten Text: dem Lob der tüchtigen Frau (Spr 31,10-31). Bemerkenswert ist aber auch die Behandlung, die dieser Abschnitt in der liturgischen Leseordnung meiner Kirche erfahren hat. „Das Lob der tüchtigen Frau“ weiterlesen
»Abba – lieber Vater«
Wie hat Jesus eigentlich gebetet? Weit verbreitet ist die Vorstellung, dass er Gott immer als »Abba« angeredet habe. Doch ein Blick in die Bibel bringt einen erstaunlichen Befund zu Tage: „»Abba – lieber Vater«“ weiterlesen
Woraus wird der Gerechte leben?
Ich habe diese Frage schon einmal angesprochen – und sie gehört in die Herzmitte der Paulinischen Theologie. Neben Gen 15,6 beruft sich der Apostel vor allem auf Hab 2,4: »Der aus Glauben Gerechte wird leben« (Röm 1,17) Doch ein Blick in die innerbiblische Auslegungsgeschichte zeigt, dass diese Lesart Pauli nicht die einzig mögliche ist. „Woraus wird der Gerechte leben?“ weiterlesen
Die »Via regia«
Gegen Ende seines 1900 erschienenen, epochalen Werks stellte Freud den Satz auf: »Die Traumdeutung aber ist die Via regia zur Kenntnis des Unbewußten im Seelenleben.« (Traumdeutung VII E). Ich meine, dass er diesen Ausdruck aus der Tora entnommen hat. „Die »Via regia«“ weiterlesen
Septuaginta IV
In Gen 15,12 sagt der hebräische Text, dass ein »tiefer Schlaf« auf Abraham fiel. Seltsamerweise spricht die LXX an dieser Stelle aber von »Ekstase«. Wieso? „Septuaginta IV“ weiterlesen