Bei der Lektüre von Arno Borst: „Der Turmbau zu Babel“ wurde ich auf folgende Passage im Psalmenkommentar von Augustinus aufmerksam:
Kategorie: Auslegung
Der wandernde Felsen
Ich habe mich immer gefragt, warum Paulus in 1 Kor 10,4 von einem Felsen spricht, der mit dem Volk durch die Wüste wanderte („und dieser Fels war Christus“).
Dank James L. Kugel weiß ich jetzt die Antwort: die Tora erzählt zweimal davon, wie Moses für das dürstende Volk Wasser aus dem Felsen schlägt: einmal in Ex 17,1-7 und dann nochmals in Num 20,1-13; beide Male wird der Ort ausdrücklich als Massa bezeichnet, obwohl sich die erste Erzählung in Refidim abspielt – und die zweite in Kadesch. Conclusio der alten jüdischen Ausleger: der Felsen ist mit dem Volk mit gewandert (Tosefa Sukkah 3,11)! Und auf diese Vorstellung hat Paulus offensichtlich zurückgegriffen.
Abraham und die Gerechtigkeit
Eine kleine Notiz zu Gen 15,6:
»Abram glaubte dem Herrn und der Herr rechnete es ihm als Gerechtigkeit an.« Wie üblich, ist die Einheitsübersetzung hier ungenau. Der hebräische Text lautet nämlich:
Das heißt wörtlich übersetzt: »Und er vertraute auf den HERRN und er rechnete es ihm [als] Gerechtigkeit [an].«
Dabei ist der hebräische Text nicht eindeutig, was sein Subjekt angeht. Zwei Deutungen sind möglich:
»Er (=Abraham) vertraute auf den HERRN, und er (= Abraham) rechnete es ihm (=dem HERRN) als Gerechtigkeit an.«
Oder – und so hat Paulus den Text verstanden: »Abraham vertraute auf den HERRN und der (=der HERR) rechnete es ihm (=Abraham) als Gerechtigkeit an.« (vgl. Röm 4,3).
Welche Religion hatte Abraham?
Nach Paulus (Röm 4,8-13; Gal 3,6-14) ist Abraham der Prototyp des gläubig gewordenen Heiden, der ohne Beschneidung die Gabe des Heiligen Geistes empfängt – also die Symbolgestalt der paulinischen Mission.
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