Jesus und die Klimakleber

In einem Interview im Juni 2023 hat sich der „Klimapater“ und Jesuit Jörg Alt auf Jesus berufen und gemeint: „Jesus hat nicht nur eine individuelle
Caritas gepredigt hat, sondern sich auch mit dem Mächtigen seiner Zeit
angelegt. Das ist ein Vorbild, dass es heute zu befolgen gibt. Er hat
damals Gesetze gebrochen, als er Kranke an Sabbat geheilt hat. Jesus hat
Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Institution einen Spiegel
vorgehalten. Also ja, deswegen glaube ich schon, dass Jesus sich heute
auf die Straße kleben würde.“ (Quelle: www.ordensgemeinschaften.at)
Ich möchte hier begründen, warum ich dieses Argument für falsch
halte.

  1. Kein einziger Vers der Tora verbietet Heilungen am Sabbat.
  2. Aus der Zeit Jesu und auch später ist mir kein jüdisches Verbot
    solcher Art bekannt.
  3. Die traditionelle katholische Auslegung geht mit Thomas davon aus,
    dass Jesus alle Gebote der Tora gehalten hat.
  4. Die heutige Exegese verortet Jesus gänzlich innerhalb des
    Judentums1
  5. Die heutige Judaistik hat sich von der Vorstellung eines „normativen
    Judentums“ zu Lebzeiten Jesu verabschiedet, auch wenn gilt:

Tatsächlich referieren alle frühjüdischen Gruppierungen auf die Tora als unaufgebbare Grundlage – auch wenn die Interpretation derselben von Gruppe zu Gruppe doch beträchtlich abweichen konnte, bleibt diese doch ein gemeinsames Zentrum einer gemeinsamen Religion.2

Man mag von den „Klimaklebern“ halten, was man will – aber diese
Argumentation trägt meines Erachtens nicht.


  1. „Aber er blieb in all seinen Lehren auf dem Boden der Thora.“ „Jesus gehört geschichtlich und theologisch ins Judentum.“ Gerd Theißen und Annette Merz: Der historische Jesus (⁴2011) S. 495 u. 496↩︎
  2. Markus Tiwald: Frühjudentum und beginnendes Christentum (2022) S. 23↩︎

 

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