Nach Paulus (Röm 4,8-13; Gal 3,6-14) ist Abraham der Prototyp des gläubig gewordenen Heiden, der ohne Beschneidung die Gabe des Heiligen Geistes empfängt – also die Symbolgestalt der paulinischen Mission.
Ramban (= Rabbi Mosche ben Nachman – Nachmanides, 1194-1270) schreibt in seinem Kommentar zur Tora zu Gen 26,4-5: » Mir kommt es so vor, nach dem Studium der Meinungen unserer Rabbiner, dass Abraham, unser Vater, die ganze Tora durch die Ruach Hakodesh [=den Heiligen Geist] lernte. Und er beschäftigte sich selbst mit ihrem Studium und den Gründen für ihre Gebote und ihren Geheimnissen, und er befolgte sie in ihrer Gesamtheit, wie „einer dem sie nicht befohlen ist, und der sie trotzdem befolgt.“« (vgl. bQuiddušin 31a)
Im Koran heißt es: »Ihr Schriftbesitzer! Weshalb disputiert ihr über Ibraahiim [=Abraham], wo die Tora und das Evangelium erst nach ihm hinabgesandt wurden, denkt ihr denn nicht nach! Ihr habt bereits über das disputiert, worüber ihr Wissen habt. Wieso disputiert ihr denn über das, worüber ihr kein Wissen habt? ALLAAH weiß, während ihr nicht wisst.
Ibraahiim war weder Jude noch Nazarener, sondern er war dem Wahren zugeneigt (hanif), gottergeben (Muslim), und er gehörte nie zu den Polytheisten. Gewiss, diejenigen unter den Menschen, die das Anrecht darauf haben, Ibraahiim als einen der ihren (zu bezeichnen), sind diejenigen, die ihm gefolgt sind, dieser Gesandte [=Mohammed] und diejenigen, die den Iimaan [Glauben] verinnerlichten. ALLAAH ist der Beistand der Iimaan-Bekennenden.«
(Koran, Sure 3,65-68 – Übersetzung Amir M.A. Zaidan)
Spannend, wie alle drei »abrahamitischen« Religionen ihn als Vorbild ihrer Glaubensweise reklamieren.