In seiner Schrift „Ueber den Beweis des Geistes und der Kraft“ bringt Lessing zu Beginn ein griechisches Origenes-Zitat. Da Lessings Text die berühmte Formulierung enthält „das ist der garstige breite Graben, über den ich nicht kommen kann“, interessiert es vielleicht jemanden, was Lessing da genau zitiert hat.
In der Druckausgabe von Christian Groß (Hg.): Lessing’s Werke. Sechzehnter Theil. Theologische Schriften. Zweite Abteilung II. (1868) S. 9 sieht das Zitat so aus:
Es stammt, wie der Text besagt, aus den Büchern „Gegen Kelsos“ – und zwar aus ΚΑΤΑ ΚΕΛΣΟΥ I,2 und lautet nach der GCS-Ausgabe:
… διὰ τὰς τεραστίους δυνάμεις, ἃς κατασκευαστέον γεγονέναι καὶ ἐκ πολλῶν μὲν ἄλλων καὶ ἐκ τοῦ ἴχνη δὲ αὐτῶν ἔτι σῴζεσθαι παρὰ τοῖς κατὰ τὸ βούλημα τοῦ λόγου βιοῦσι.
Die BKV übersetzt das: „… wegen der außerordentlichen Wunder, deren Tatsächlichkeit sich sowohl durch vieles andere als auch besonders durch den Umstand erweisen läßt, dass sich Spuren davon noch bei denen erhalten haben, die ihr Leben nach dem Willen des Wortes einrichten.“
Hintergrund der Ausführungen ist ein Paulus-Zitat aus 1 Kor 2,4:
καὶ ὁ λόγος μου καὶ τὸ κήρυγμά μου οὐκ ἐν ⸂πειθοῖ[ς] σοφίας [λόγοις]⸃ ἀλλ ᾿ ἐν ⸀ἀποδείξει πνεύματος καὶ δυνάμεως (NA XXVIII)
Und mein Wort und meine Verkündigung [geschah] nicht in überzeugenden Weisheitsworten, sondern im Beweis des Geistes und der Kraft. (MÜ).
Ich meine, die große Wirkungsgeschichte des Lessing-Textes hat diese kleine Verdeutlichung verdient.