Der Fernsehsender Phoenix hat am 30. Oktober 2018 eine ‚Dokumentation‘ mit dem Titel »Aufgedeckt: Geheimnisse des Altertums. Auf der Suche nach Jesus Frau« gebracht, in der Karin L. King, Professorin an der Harvard Divinity School, ausführlich zu Wort kam, die ein koptisches Evangelium von der Frau Jesu entdeckt haben will. Sie publizierte ihre ‚Entdeckung‘ 2014 und generierte umfassende Aufmerksamkeit.
Was in Phoenix nicht zu Sprache kam, ist der Umstand, dass die kompetente Fachwelt Kings Entdeckung nicht anerkennt. Der Band 61 der New Testament Studies zeriss den ‚Fund‘ in der Luft – am Ende blieb übrig, dass dieses Evangelium eine Fälschung war. Harvard und King blieben unbeeindruckt – die Homepage zu diesem ‚Evangelium‘ ist immer noch online – und Kings wissenschaftliche Reputation schwer beschädigt.
Phoenix hat den ursprünglich englischen Beitrag zum Thema zwar brav deutsch synchronisiert, aber ansonsten wohl völlig den eigenen Anspruch vergessen, der da lautet: »Mit seinem crossmedialen Programmangebot, das der Ausgewogenheit und Überparteilichkeit verpflichtet ist, erhellt phoenix Hintergründe und veranschaulicht durch differenzierte Analyse komplizierte Zusammenhänge«. In diesem Fall wohl eher nicht.