Bibelauslegung in Qumran III

Wieso »weiß« der Habakuk-Pescher, dass der Prophet eigentlich über die Römer gesprochen hat? Die Antwort gibt die berühmte 7. Spalte der Schriftrolle: 


ױדבר אל אל חבקוק לכתוב את הבאות על
על הדור האחרון ואת גמר הקץ לוא הודעו
ואשר אמר למען ירוץ הקורא בו
פשרו על מורה הצדק אשר הודיעו אל את
כול רזי דברי עבדיו הנבאים כיא עוד חזון
למועד יפיח לקץ ולוא יכזב
פשרו אשר יארוך הקץ האחרון ױתר על כול
אשר דברו הנביאים כיא רזי אל להפלה

Übersetzung:

Und Gott sprach zu 1 Habakuk, aufzuschreiben das Kommende über / über 2 das kommende Geschlecht; das Aufhören der Zeit hat er ihn nicht wissen lassen (oder: ihm nicht kundgetan). / Und dass gesagt wird: damit er ein geläufig Lesender sein wird daraus 3 / Seine Deutung (bezieht sich) auf den Lehrer der Gerechtigkeit, dass ihn hat wissen lassen Gott die / ganzen Geheimnisse 4 der Worte seiner Diener, der Propheten. Denn noch gibt es Offenbarung / zur festgesetzten Zeit, sie keucht dem Ende zu und nicht wird sie betrügen. 5 / Seine Deutung ist, dass verlängert wird die kommende Endzeit und (zwar) mehr als alles, / was gesprochen haben die Propheten, denn die Geheimnisse Gottes sind zum Staunen. (MÜ)

Fazit

Der Lehrer der Gerechtigkeit verfügt über ein inspiriertes Verständnis der Heiligen Schrift, die ihn Dinge erkennen lassen, die den Propheten selbst nicht bewusst waren. Wir haben hier also ein sehr frühes Beispiel für die Auslegung eines Prophetenwortes auf die konkrete politische Situation des Auslegers hin, ein Beispiel das Schule gemacht hat, bis heute. Und meiner Meinung nach bis heute nicht funktioniert.

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  1. Dieses »zu« wurde nachträglich hinzugefügt. Der Schreiber scheint es vergessen zu haben, da es identisch geschrieben, aber anders vokalisiert wird, als das vorhergehende Wort für »Gott«.
  2. Versehentliche Wortverdopplung
  3. Hab 2,2
  4. Ein aramäisches Wort
  5. Hab 2,3

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