Diese Antwort auf den Satz »der Herr sei mit euch« gibt auf den ersten Blick Rätsel auf. Was soll »und mit deinem Geiste« bedeuten? Wie auch »der Herr sei mit euch« ist der Ausdruck biblisch und wird im NT mehrfach verwendet (Gal 6,18; 2 Tim 4,22). Doch den spezifischen Gebrauch in der Liturgie erklären diese Stellen nicht. Das tut ein Pfingstpredigt aus der Alten Kirche.
Johannes Chrysostomus
In seiner Predigt über das Heilige Pfingsten I,4 führt der Patriarch von Konstantinopel über die Bedeutung und Konsequenz dieses Festes aus: »Wenn es den Geist nicht gäbe, dann gäbe es das Wort der Weisheit und der Erkenntnis nicht in der Kirche. Denn dem einem wird durch den Geist das Wort der Weisheit gegeben, einem anderen aber das Wort der Erkenntnis (1 Kor 12,8). Wenn es nicht den Heiligen Geist gäbe, gäbe es keine Hirten und Lehrer in der Kirche: Denn diese entstehen durch den Geist, wie auch Paulus erklärt: In welche euch der Heilige Geist als Hirten und Aufseher eingesetzt hat (Apg 20,28). Du siehst, dass dies durch den Geist geschieht. Wenn nicht der Heilige Geist in diesem (uns) gemeinsamen Vater und Lehrer wäre, hättet ihr nicht vor kurzer Zeit, als er seinen heiligen Redeplatz bestieg 1, und jedem von euch den Frieden gab, alle ihm gemeinsam zugerufen: „Und mit deinem Geiste!“ Daher nicht nur, wenn er hinaufsteigt, auch nicht (nur), wenn er für euch betet, ruft ihr dazu dieses Wort, sondern wenn er an diesem heiligen Tisch steht und wenn er im Begriff ist, jenes ehrwürdige Opfer darzubringen: Denn die in die Geheimnisse Eingeweihten müssen das Gesagte wissen: Dass er die Gaben zuerst nicht berührt, bis er die Gnade des Herrn für (auf) euch herabfleht und ihr ihm zuruft: „Und mit deinem Geiste!“ indem ihr euch gerade durch diese Antwort daran erinnert, dass nichts aus sich heraus der Anwesende (Priester, Bischof) tut, und die dargebrachten Gaben keinesfalls Einrichtungen menschlicher Natur sind, sondern die gegenwärtige Gnade des Geistes, die über allem schwebt, es ist, die jenes geheimnisvolle Opfer bereitet. Wenn es auch ein Mensch ist, der anwesend ist, so ist es doch Gott, der durch ihn handelt.« (MPG L, 458-459; MÜ)
Fazit
Durch diese Akklamation, die in der Antike wohl eher sehr lebhaft verlaufen ist, drückt die Gottesdienstgemeinde ihre Zuversicht aus, dass es Gottes Geist ist, der durch den Vorsteher handelt. Hier der griechische Text:
Εἰ μὴ Πνεῦμα ἦν, λόγος σοφίας καὶ γνώσεως ἐν τῇ Ἐκκλησίᾳ οὐκ ἦν· ῞Ω μὲν γὰρ δίδοται διὰ τοῦ Πνεύματος λόγος σοφίας, ἄλλῳ δὲ λόγος γνώσεωσ. Εἰ μὴ Πνεῦμα ἅγιον ἦν, ποιμένες καὶ διδασκαλοι ἐν τῇ Ἐκκλησίᾳ οὐκ ἦσαν· καὶ γὰρ οὖτοι διὰ τοῦ Πνεύματος γίνονται, καθὼς καὶ ὁ Παῦλός φησιν· Ἐν ᾧ ἔθετο ὑμᾶς τὸ Πνεῦμα τὸ ἅγιον ποιμένας καὶ ἐπισκόπους. Ὁρᾷς ὅτι καὶ τοῦτο διὰ τοῦ Πνεύματος; Εἰ μὴ Πνεῦμα ἅγιον ἦν ἐν τῷ κοινῷ τούτῳ πατρὶ καὶ διδασκάλῳ, οὐκ ἄν ὅτε πρὸ μικροῦ ἀνέϑη ὲπὶ τὸ ἱερὸν βῆμα τοῦτο, καὶ πᾶσιν ὑμῖν ἔδωκεν εἰρήνην, καὶ ἐπεφθέγξασθε αὐτῷ κοινῆ πάντες, Καὶ τῷ Πνεὺματί σου· διὰ τοῦτο οὐκ ἀναβαίνοντι μόνον, οὐδὲ εὐχομένῳ ὑπὲρ ὑμῶν ταύτην ἐπιφθέγγεσθε τὴν ῥῆσιν, ἀλλ᾽ ὅταν παρά τὴν ἱερὰν ταύτην ἑστήκῃ τράπεζαν, ὅταν τὴν φρικτὴν ἐκείνην θυσίαν ἀναφέρειν μέλλῃ· ἴσασι γὰρ οἱ μεμυημένοι τὸ λεγόμενον· οὐ πρότερον ἅπτεται τῶν προκειμένων, ἕως ἂν ὑμῖν αὐτὸς ἐπεύξηται τὴν παρὰ τοῦ Κυρίου χάριν, καὶ ὑμεῖς ἐπιφθέγξησθε αὐτῷ, Καὶ τῷ Πνεύματί σου, διὰ τῆς ἀποκρίσεως αὐτῆς ἀναμιμνήσκοντες αὐτούς ὅτι οὐδέν αὐτὸς ὁ παρὼν πράττει, οὐδὲ ἀνθρωπίνης ἐστὶ φύσεως κατορθώματα τὰ προκείμενα δῶρα, ἀλλ᾽ ἡ τοῦ Πνεύματος χάρις παροῦσα καὶ πᾶσιν ἐφιπταμένη τὴν μυστικὴν ἐκεὶνην κατασκευάζει θυσίαν. Εἰ γὰρ καὶ ἄνθρωπός ἐστιν ὁ παρὼν, ἀλλ᾽ ὁ Θεός ἐστιν ὁ ἐνεργῶν δι᾽ αὐτοῦ.
Kleine Korrektur eines Schreibfehlers; Phil 4,23, nicht Phil 25!
Sonst: Vielen Dank für diese ausgezeichneten Informationen zum liturgischen Vokabular!
Danke für den Hinweis – ich habe die falsche Angabe gelöscht.