Ich habe bereits die Rolle des Vorhangs in der Mischna und im Protoevangelium des Jakobus erwähnt. Hier noch eine weitere antike Textspur, die wieder einmal in den Koran führt.
Angelika Neuwirth hat in ihrem großartigen Buch „Der Koran als Text der Spätantike“ die entallegorisierende Deutung Marias durch den Koran gerade auch im Zusammenhang mit dem Tempel herausgearbeitet. Sie verweist dabei auch auf Sure 19.16 f., wo es in ihrer Übersetzung heißt:
»Gedenke in der Schrift Marias.
Als sie sich vor ihren Angehörigen an einen östlichen Ort zurückzog,
und sich durch einen Schleier/Vorhang von ihnen abschirmte.
Da sandten wir unseren Geist zu ihr.«
Bemerkenswerterweise spielt diese weibliche Dimension des Vorhang-Motivs in der historisch-kritischen Exegese keine Rolle.