Masoretische Beobachtungen I
Wie beginnt eigentlich die hebräische Bibel? Mit bərēschit oder brēsith oder barēsēth oder vielleicht gar mit bārāschit? Für alle Lesarten gibt es antike Zeugen, aber nur eine hat sich als heute gültige durchgesetzt.
bārāschit ist die Lesart des samaritanischen Pentateuchs, einer sehr alten Tradition (mindestens aus der Zeit der Hasmonäer), die unabhängig von den späteren masoretischen Vokalisierungen ist. Brēsith oder barēsēth wurden von Origenes überliefert, der in seiner Hexapla eine griechische Umschrift des vokalisierten hebräischen Textes anbot. Brēsith ist dabei die Variante, die später auch Hieronymus verwendet hat.
Durchgesetzt hat sich die Lesart der masoretischen Tradition: bərēschit – aber die ist nicht zwingend notwendig älter als die anderen Varianten. Doch sie findet sich in dem Text, der zur Grundlage der heutigen Bibelausgaben geworden ist: dem Codex Leningradensis – der ältesten erhaltenen vollständigen Handschrift der Hebräischen Bibel. Der Schreiber des Textes – Aaron Ben Mosche Ben Ascher – schrieb nicht nur den hebräischen Text ab, sondern er vokalisierte ihn auch und fügte die masoretische Anmerkungen hinzu.
Ich möchte einige Eigenheiten dieses Textes, der im Jahr 1008 CE vollendet wurde, in einer kleinen Serie vorstellen.