Untersuchungen – Kapitel 14

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(Cap. XIV – Vers. 2,3.) «Et rex Bale, haec est Segor. Omnes hi consenserunt apud vallem Salsam, hoc est, mare Salis.» Bale lingua Hebraea, κατάποσις, id est, devoratio dicitur. Tradunt igitur Hebraei, hanc eamdem in alio Scripturarum loco Salisa nominari (I Reg. IX,4): dicique rursum, μόσχον τριετίζουσαν, id est, vitulam conternantem, quod scilicet tertio motu terrae absorpta sit (Isa XV,5).Et ex eo tempore, quo Sodoma et Gomorrha, Adama et Seboim divino igne subversae sunt, illa parvula. Siquidem Segor transfertur in parvam, quae lingua Syra Zoara dicitur. Vallis autem Salinarum, sicut in hoc eodem libro scribitur, in qua fuerunt ante putei bituminis, post Dei iram, et sulphuris pluviam, in mare Mortuum versa est: quod a Graecis λίμνη Ἀσφαλτῖτις, id est, stagnum bituminis appellatur.

(Gen 14,2-3) »Und der König von Bala, 1 das ist Segor. Sie alle kamen überein beim Salztal, das heißt beim Salzmeer.« 2 Bala wird in der hebräischen Sprache katáposis genannt, das bedeutet Verschlingen. 3 Daher überliefern die Hebräer, dass Bale an einer anderen Stelle der Schrift Salisa 4 genannt wird (1 Sam 9,4). Umgekehrt werde es móschon trietízousan genannt, das ist ein dreijähriges Kalb, was bedeutet, dass sie durch das dritte Erdbeben verschlungen wurde (Jes 15,5). 5 Und seit der Zeit, da Sodom und Gomorrha, Adama und Seboim durch göttliches Feuer vernichtet wurden, ist sie unbedeutend, da ja Segor als unbedeutend übersetzt wird, was in der syrischen Sprache Zoara heißt. 6 Das Tal der Salinen aber, wie in eben diesem Buch geschrieben steht, das Tal, in dem vorher die Bitumenbrunnen waren, wurde nach dem Zorn Gottes und dem Schwefelregen in das Tote Meer verwandelt. Von den Griechen wird es límnē asphaltĩtis, das heißt: Bitumensee genannt.

(Vers. 5) «Et conciderunt gigantes in Astaroth Carnaim, et gentes fortes simul cum eis: et Ominaeos in Save civitate, antequam Sodomam pervenirent». Quatuor reges profecti de Babylone, interfecerunt gigantes, hoc est RAPHAIM [רפאים], robustos quosque Arabiae, et Zuzim, in Hom, et Emim in civitate Save, quae usque hodie sic vocatur. ZUZIM [זוזים] autem et EMIM [אימים], terribiles et horrendi interpretantur: pro quo Septuaginta, sensum magis quam verbum ex verbo transferentes, gentes fortissimas posuerunt. Porro BAEM, pro quo dixerunt, ἅμα αὐτοῖς, hoc est cum eis, putaverunt scribi per HE [ה], ducti elementi similitudine, cum per HETH scriptum sit. BAEM [בהם] enim cum per tres litteras scribitur: si mediam HE habet, interpretatur, in eis: si autem HETH, ut in praesenti, locum significat, id est, IN HOM.

(Gen 14,5): »Und sie vernichteten die Giganten in Astaroth Carnaim, und mit ihnen zusammen starke Völker: auch die Ominäer in der Stadt Save, bevor sie nach Sodom kamen«. Vier Könige brachen von Babylon auf, und töteten die Giganten, das bedeutet die Refaim, 7 (das sind) gerade die Kräftigsten Arabiens, die Zuzim, in Hom, und die Emim in der Stadt Save, die bis heute so genannt wird. Zuzim 8 und Emim 9 werden als Furchtbare und Entsetzliche übersetzt, wofür die Siebzig sehr starke Völker setzten, indem sie mehr dem Sinn nach als entsprechend der Wortbedeutung Wort für Wort übersetzten. Weiters meinten sie, dass Bəhām, wofür sie háma autois sagten, das heißt mit ihnen, – wegen der Ähnlichkeit der Buchstaben mit einem HE statt mit einem Chet geschrieben wird. Denn wenn Bəhām mit drei Buchstaben geschrieben wird (ergibt sich Folgendes): Wenn das Wort in der Mitte ein He hat, wird es als in ihnen übersetzt, wenn aber wie in diesem Fall ein CHET steht, bezeichnet es einen Ort und bedeutet in Chom.

(Vers. 7) «Et revertentes venerunt ad fontem iudicii, haec est Cades». Per anticipationem dicitur, quod postea sic vocatum est. Significat autem locum apud Petram, qui fons iudicii nominatur: quia ibi Deus populum iudicavit. «Et percusserunt omnem regionem Amalecitarum et Amorrhaeorum sedentem in Asasonthamar.» Hoc oppidum est, quod nunc vocatur Engaddi, balsami et palmarum fertile. Porro Asasonthamar, in lingua nostra resonat, urbs Palmarum. Thamar quippe palma dicitur. Sciendum autem pro eo, quod post paululum sequitur:

(Gen 14,7): »Und auf dem Rückweg kamen sie zur Quelle des Gerichtes, das ist Kadesch.« Durch Vorwegnahme wird gesagt, was erst später so bezeichnet wurde. 10 Gemeint ist aber ein Ort in der Nähe von Petra, der Quelle des Gerichts genannt wird, da dort Gott das Volk richtete. »Und sie schlugen das ganze Gebiet der Amalekiter und Amoriter, das in Hazezon-Tamar 11 iegt.« Das ist eine befestigte Stadt, die jetzt En-Gedi genannt wird, reich an Balsam und Palmen. Hazezon-Tamar 12 klingt nun aber in unserer Sprache (wie) Stadt der Palmen. Man muss aber dazu wissen, was ein klein wenig später folgt:

(Vers. 8) »Et direxerunt contra eos aciem ad bellum in valle Salinarum«, in Hebraeo haberi, in valle SEDDIM [שדים]: quod Aquila interpretatur τῶν περιπεδίνων, Theodotio, τῶν ἀλσῶν, amoena nemora significantes.

(Gen 14,8): »Und sie richteten die Schlachtordnung gegen sie zum Krieg aus im Tal der Salinen.« Auf Hebräisch wird es für das Tal Seddim gehalten, was Aquila als (Tal) von Ebenen umgeben übersetzt hat, 13 Theodotion (als Tal) der heiligen Haine, was liebliche Wälder bezeichnet.

(Vers. 11) «Et tulerunt omnem equitatum Sodomorum et Gomorrhae». Pro equitatu in Hebraeo habet RACHUS [רכש], id est substantiam.

(Gen 14,11): »Und sie nahmen die ganze Reiterei der Sodomiter und Gomorras.« Für Reiterei steht auf Hebräisch rechusch, 14 das bedeutet Besitz.

(Vers. 13) «Et qui fugerat, nuntiavit Abram transitori. Ipse vero sedebat ad quercum Mambre Amorrhaei fratris Eschol, et fratris Aunam, qui erant coniurati Abrahae.» Pro eo, quod nos posuimus, transitori, in Hebraeo scriptum est IBRI [עברי], hoc enim transitor exprimitur. Quod autem ait: apud quercum Mambre Amorrhaei, melius in Hebraeo legimus, apud quercum Mambre Amorrhaei fratris Escol: et fratris non Aunam, ut Septuaginta transtulerunt, sed Aner: Ut ostenderet Mambre et Escol, et Aner Amorrhaeos atque germanos, socios fuisse Abrahae.

(Gen 14,13): »Und der geflohen war, berichtete es Abraham, dem Weiterreisenden, der aber saß bei der Eiche des Amoriters Mambre, des Bruders Eschols und des Bruders Aunan, die waren Verbündete Abrahams.« Für das, was wir als dem Vorübergehenden übersetzt haben, steht im Hebräischen Ivri, 15 was als Vorübergehender wiedergegeben wird. Dass es aber heißt: bei der Eiche des Amoriters Mambre, so lesen wir auf Hebräisch besser: Bei der Eiche des Amoriters Mambre, des Bruders Eschols, und des Bruders – nicht Aunam, wie die Siebzig übersetzt haben – sondern Aners, damit gezeigt wird, dass Mambre, Eschol und Aner, die Gefährten Abrahams, Amoriter und leibliche Brüder waren.

(Vers. 14) «Et persecutus est eos usque Dan». Ad Phoenicis oppidum, quod nunc Paneas dicitur. Dan autem unus e fontibus est Iordanis. Nam et alter vocatur Ior, quod interpretatur ῥεῖθρον: id est, rivus. Duobus ergo fontibus, qui haud procul a se distant, in unum rivulum foederatis, Iordanis deinceps appellatur.

(Gen 14,14): »Und er verfolgte sie bis Dan«. Bis zur Stadt der Phönizier, die jetzt Paneas genannt wird. Dan ist auch eine der Quellen des Jordan. Denn eine Zweite wird Ior genannt, was als Hreithron übersetzt wird 16 das bedeutet Bach. Daher bezeichnet man schließlich das aus zwei nicht eben weit voneinander entfernten Quellen in einem vereinte Bächlein als Jordan.

(Vers. 18) «Et Melchisedech rex Salem protulit panem et vinum, et ipse Sacerdos Dei excelsi, et benedixit ei». Quia semel opusculum nostrum, vel Quaestionum Hebraicarum, vel Traditionum congregatio est, propterea quid Hebraei de hoc sentiant, inferamus. Aiunt hunc esse Sem filium Noe: et supputantes annos vitae ipsius, ostendunt eum ad Isaac usque vixisse, omnesque primogenitos Noe donec sacerdotio fungeretur Aaron, fuisse pontifices. Porro Salem, rex Ierusalem dicitur, quae prius Salem appellabatur. Melchisedech autem beatus Apostolus ad Hebraeos (VII, 3), sine patre et matre commemorans, ad Christum refert, et per Christum ad gentium Ecclesiam. Omnis enim capitis gloria refertur ad membra, eo quod praeputium habens, Abrahae benedixerit circumciso, et in Abraham Levi, et per Levi Aaron: de quo postea sacerdotium. Ex quo colligi vult, sacerdotium Ecclesiae habentis praeputium, benedixisse circumciso sacerdotio Synagogae. Quod autem ait: Tu es sacerdos in aeternum, secundum ordinem Melchisedech [Ps. CIX, 4]: mysterium nostrum in verbo ordinis significatur: nequaquam per Aaron irrationalibus victimis immolandis, sed oblato pane et vino: id est, corpore et sanguine Domini Iesu.

(Gen 14,18): »Und Melchisedek, der König von Salem, brachte Brot und Wein herbei – er war ein Priester des höchsten Gottes – und segnete ihn«. Da nun einmal unser kleines Werk sowohl eine Ansammlung von Hebräischen Fragen als auch von Traditionen ist, wollen wir deswegen vorbringen, was die Hebräer darunter verstehen. Sie sagen, dass dieser Sem, der Sohn Noachs, sei. Und indem sie die Jahre seines Lebens berechnen, erklären sie, dass er bis zu Isaak gelebt habe 17 und dass alle Erstgeborenen (zur oder nach der Zeit) Noachs Priester waren, solange bis Aaron das Priestertum übernahm. Weiters wird er Salem, der König Jerusalems genannt, das früher Salem hieß. Indem der selige Apostel Melchisedek (im Brief) an die Hebräer ohne Vater und Mutter anführt (Hebr 8,3), bezieht er ihn auf Christus, und durch Christus auf die Kirche der Völker. Denn die Ehre jedes Hauptes bezieht sich auf die Glieder, daher daher wird der, der eine Vorhaut hatte, den beschnittenen Abraham gesegnet haben, und in Abraham Levi und durch Levi Aaron: von dem später das Priestertum kommt. Daher will er, dass zusammengefasst 18 wird: Das Priestertum der Kirche, die eine Vorhaut hat, hat das beschnittene Priestertum der Synagoge gesegnet. Dass er aber sagt: Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung des Melchisedeks (Ps 110,4), so wird mit dem Wort Ordnung unser Mysterium (unser Kult/Gottesdienst) bezeichnet, keinesfalls jedoch durch die unvernünftigen Schlachtopfer Aarons, sondern durch die Opferung von Brot und Wein: das heißt den Leib und das Blut des Herrn Jesus.

(Eine rabbinische Reaktion auf diese Deutung findet sich hier.)

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  1. Andere Lesart nach der LXX-Ausgabe von Rahlfs: Balak (βαλακ)
  2. Hieronymus gibt an dieser Stelle ebenfalls die Vetus Latina wieder, die eine lateinische Übersetzung aus der LXX ist. καὶ βασιλέως βαλα αὕτη ἐστὶν σηγωρ πάντες οὗτοι συνεφώνησαν ἐπὶ τὴν φάραγγα τὴν ἁλυκήν αὕτη ἡ θάλασσα τῶν ἁλῶν.
  3. MBR: »Bæla – (das bedeutet), dass seine Bewohner verschlungen wurden«. (MÜ) Die Rabbinen leiten den Namen des Ortes von der gleichen Verbwurzel bāla ab, das verschlingen, verschlucken bzw. zugrunde richten bedeutet.
  4. Hebräisch heißt dieser Ort in 1 Sam 9,4 אֶרֶצ־שָׁלִשָׁה und kommt nach der großen Masora sonst nur in 2 Kön 4,42 vor.
  5. Die Stelle ist nur durch die LXX-Fassung verständlich: »Das Herz der Moabitis ruft in sich selbst bis nach Segor, denn sie ist eine junge Kuhb von drei Jahren«. Die Verbindung wird durch den Namen »Segor« hergestellt, der sowohl in Gen 14,2 LXX als auch in Jes 15,4 LXX verwendet wird, und in der Genesis Stelle als Synonym für Bala steht. Septuaginta Deutsch gibt zu dem Ausdruck an, des handle sich um »ein Bildwort für ein Land, das dem Gericht verfällt«. Zu dem Ausdruck siehe auch Gen 15,9.
  6. צֹֽעַר – Zoar: so der Namen im Hebräischen, leitet sich von der Wurzel צער ab, was »klein sein« bedeutet.
  7. רְפָאִים – in der LXX als γίγαντες wiedergegeben: sie werden in Gen 15,20 zu den vorisraelitischen Völkern Palästinas gerechnet.
  8. זוּזִים – in der LXX als ἔθνη ἰσχυρά übersetzt.
  9. אֵימִים – die Ureinwohner Moabs, vgl. Dtn 2,10-11.
  10. Diese rätselhafte Aussage wird nur klar durch einen Blick in MBR: ױכו את כל שדה העמלקי עדײן לא עמד עמלק ואת אמ׳ ױכן את כל שדה העמלקי אלא מגיד מראשית אחרית (ישעיה מו י)׃; »Sie schlugen das ganze Land der Amalekiter. Bis jetzt war Amalek nicht entstanden – und du sagst: Sie schlugen das ganze Land der Amalekiter? Aber (es heißt in der Schrift): der es anzeigt von Anfang an, was später kommt (Jes 46,10).« Wie kann die Tora in Gen 14,7 von Amalekitern sprechen, wenn deren Stammvater Amalek erst in Gen 36,12 geboren wird? Das Zitat aus Jes 46,10 gibt die Antwort.
  11. Die Namensbezeichnungen in diesem Vers wurden nach der EÜ wiedergegeben.
  12. In der LXX lautet der Namen ασασανθαμαρ.
  13. Περιπεδίνων habe ich von περí und πεδίνóς abgeleitet.
  14. MT liest רְכֻשׁ – Besitz; LXX hat wohl רֶכֶשׁ gelesen – was Pferde bedeuten kann (vgl. Mi 1,13).
  15. עִבְרִי leitet sich von עבר her; das Verbum bedeutet: einherziehen, durchziehen, vorübergehen, überschreiten, weitergehen, übertreten; LXX liest hier περάτης: Wanderer bzw. Auswanderer;
  16. ῥεῖθρον kommt von ῥέεθρον und bedeutet Fluss, Bach oder Flussbett.
  17. Nach Gen 11,11 wurde Sem 800 Jahre alt.
  18. Vgl. Jes 43,9 (Vulgata); hinter diesem Gedankengang steht vielleicht auch Eph 2,14 ff.

Untersuchungen – Kapitel 13

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(Vers. 4.) «Et ascendit Abram ex Aegypto ipse et uxor eius, et omnia quae illius erant: et Lot cum eo in desertum. Erat autem Abram dives valde in pecore, et argento, et auro: et abiit unde venit in desertum usque Bethel.» Pulchre de Aegypto liberatus ascendisse dicitur. Sed occurrit huic sensui illud, quod sequitur: quomodo potuerit exiens de Aegypto fuisse dives valde? Quod solvitur illa Hebraica veritate, in qua scribitur: Abram gravis vehementer, hoc est, βαρύς σφόδρα: Aegypti enim pondere gravabatur. Et licet videantur esse divitiae pecoris, auri, et argenti, tamen si Aegyptiae sunt, viro sancto graves sunt. Denique, non ut in Septuaginta legimus, «Abiit unde venerat in desertum usque Bethel»; sed sicut in Hebraeo scriptum est: «Abiit itinere suo per Austrum usque Bethel». Idcirco profectus de Aegypto est, ut non desertum ingrederetur, quod cum Aegypto reliquerat: sed ut per Austrum, qui Aquiloni contrarius est, veniret ad domum Dei, ubi fuerat tabernaculum eius in medio Bethel et Ai.

(Gen 13,4): »Und Abram stieg aus Ägypten hinauf mit Allem, was ihm gehörte; er und seine Frau zogen hinauf: und Lot zog mit ihm in die Wüste . Abraham war sehr reich: er besaß viele Schafe und (auch ) Silber und Gold. Und er zog in die Wüste, bis nach Bethel, woher er gekommen war.« Glücklich aus Ägypten befreit, sei er – wie man sagt – hinaufgezogen. Aber das Folgende steht in Widerspruch zu dieser Bemerkung: Wie konnte er bei seinem Auszug aus Ägypten reich gewesen sein? Das (diese Frage) lässt sich durch den hebräischen Urtext lösen, in dem geschrieben steht: Abraham war ungemein belastet, das heißt (auf griechisch) varýs sfódra: Denn er fühlte sich von der Last/Gewicht Ägyptens belastet. 1 Es mag auch den Anschein haben, dass Reichtum an Vieh, an Gold und Silber, insofern es aus Ägypten kommt, für den heiligen Mann eine schwere Bürde ist. Daher lesen wir nicht wie bei den Siebzig: »Er ging, woher er gekommen war, in die Wüste nach Bethel«, sondern so, wie es im Hebräischen geschrieben steht: »Er zog auf seinem Weg durch den Süden bis Bethel.« Deshalb brach er von Ägypten auf, sodass er die Wüste nicht betreten musste, die er zugleich mit Ägypten verlassen hatte (oder: die er ebenso wie Ägypten verlassen hatte). (Er tat dies), damit er durch den Süden, der dem Norden entgegengesetzt ist, zum Haus Gottes komme, wo dessen Zelt in der Mitte zwischen Bethel und Ai gewesen war.

Vers. 13.) «Et viri Sodomorum mali et peccatores in conspectu Dei vehementer.» Superflue hic in Septuaginta Interpretibus additum est, in conspectu Dei, siquidem Sodomorum coloni apud homines [Al. omnes], mali et peccatores erant. Ille autem dicitur in conspectu Dei peccator, qui potest apud homines iustus videri, quomodo de Zacharia et Elizabeth in praeconio ponitur, quod fuerint iusti ambo in conspectu Dei (Luc. I, 6). Et in Psalterio dicitur: Non iustificabitur in conspectu tuo omnis vivens (Ps. CXLII, 2).

(Gen 13,13): »Und die Männer von Sodoma waren ungemein böse und Sünder vor den Augen Gottes«. Überflüssigerweise wurde (an dieser Stelle) von den Siebzig hinzugefügt : vor den Augen Gottes. Es galten jedoch die Bewohner Sodoms bereits in den Augen der (aller) Menschen als böse und als Sünder. Wer aber vor den Augen Gottes Sünder genannt wird, der kann bei den Menschen als ein Gerechter gesehen werden, wie von Zacharias und Maria festgehalten wird, dass sie beide vor den Augen Gottes gerecht waren (Lk 1,6). Und im Psalter heißt es: Vor deinen Augen handelt kein Lebender gerecht. (Ps 143,2 LXX).

(Vers. 14 et 15.) «Leva oculos tuos, et vide a loco, in quo tu nunc es ad Aquilonem, et ad austrum, et ad orientem, et ad mare: quia omnem terram, quam tu vides, tibi dabo eam et semini tuo.» Quatuor climata mundi posuit, orientem et occidentem, septentrionem et meridianum. Quod autem in omnibus Scripturis legitur, hic semel dixisse sufficiat, mare semper pro occidente poni: ab eo quod Palaestinae regio ita sita sit, ut mare in occidentis plaga habeat.

(Gen 13,14-15): »Erhebe deine Augen und blicke von dem Ort, an dem du nun bist, nach Norden, nach Süden, nach Osten und zum Meer: Denn das ganze Land, das du siehst – dir und deinem Samen werde ich es geben«. Vier Weltgegenden setzte er: Osten und Westen, Norden und Süden. Es soll aber reichen, hier einmal zu sagen, was in allen Schriften gelesen wird: das Meer wird immer als Westen bezeichnet (mit Meer ist immer der Westen gemeint), weil das Gebiet Palästinas sich so erstreckt, dass das Meer in westlicher Himmelsrichtung liegt.

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  1. MBR kennt auch eine Verbindung zu Ägypten, die durch eine Parallele mit dem Exodus-Psalm 105 gewonnen wird: »Und Abram war sehr schwer/gewichtig an Vieh, an Silber und an Gold. (Gen 13,2) Dies ist es, das geschrieben ist: Und er führte sie heraus mit Silber und Gold, und nicht gab es einen von seinen Stämmen, der strauchelte. (Ps 105, 37)« (MBR XLI MÜ)

Fortsetzung Hieronymus-Übersetzung

Und weiter geht es mit dem Buch der Hebräischen Fragen zur Genesis – wieder einmal überliefert Hieronymus eine alte jüdische Auslegungstradition: diesmal zu Sara und dem Pharao.

Untersuchungen – Kapitel 12

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(Vers. 4.) «Erant autem Abram septuaginta quinque annorum, quando egressus est ex Charra.» Indissolubilis nascitur quaestio: si enim Thara pater Abrahae, cum adhuc esset in regione Chaldaea, septuaginta annorum, genuit Abram, et postea in Charra ducentesimo quinto aetatis suae anno mortuus est: quomodo nunc post mortem Thare, Abram exiens de Charra, septuaginta quinque annorum fuisse memoratur: cum a nativitate Abrae usque ad mortem patris eius, centum triginta quinque fuisse anni doceantur. Vera est igitur illa Hebraeorum traditio, quam supra diximus, quod egressus sit Thara cum filiis suis de igne Chaldaeorum: et quod Abram Babylonio vallatus incendio, quia illud adorare nolebat, Dei sit auxilio liberatus; et ex illo tempore ei dies vitae, et tempus reputetur aetatis, ex quo confessus est Dominum, spernens idola Chaldaeorum. Potest autem fieri, ut quia Scriptura reliquit incertum, ante paucos annos Thara de Chaldaea profectus, venerit in Charran, quam mortem obierit. Vel certe statim post persecutionem in Charran venerit, et ibi diutius sit moratus. Si quis ergo huic expositioni contrarius est, quaeret aliam solutionem: et tunc recte ea, quae a nobis dicta sunt, improbabit.

(Gen 12,4): »Abram war aber fünfundsiebzig Jahre alt, als er aus Charra auszog.« Es ergibt sich eine unlösbare Frage: Wenn nämlich Thara, der Vater Abrahams, während er bis dahin im Gebiet der Chaldäer war, mit siebzig Jahren Abram zeugte, 1 und später in Charra im zweihundertundfünften Jahr seines Lebensalters starb: 2 Wie kann dann berichtet werden, dass Abram, als er nach dem Tod Tharas von Charra wegzog, fünfundsiebzig Jahre gewesen sei, während doch gelehrt wird, dass es von der Geburt Abrams bis zum Tod seines Vaters hundertfünfundreissig Jahre gewesen seien? 3 Wahr ist also die alte Tradition der Hebräer, die wir oben erwähnt haben, dass Thara mit seinen Söhnen aus dem Feuer der Chaldäer entkommen sei; und dass Abram das Feuer nicht anbeten wollte und dass er deshalb vom babylonischen Feuer wie von einem Wall umgeben war; doch durch die Hilfe Gottes wurde er befreit; und seit dieser Zeit sollen sie ihm die Tage seines Lebens und damit sein Lebensalter errechnen, von dem an er sich zum Herrn bekannte, indem der die Götzenbilder der Chaldäer verschmähte. Es kann auch sein, dass Thara – weil die Schrift Ungewisses stehen ließ – wenige Jahre, bevor er sich von den Chaldäern aufmachte, nach Charran kam, wo er starb. Oder er kam in der Tat sofort nach der Verfolgung nach Charran, wo er sich länger aufhielt. Wenn einer ein Gegner dieser Erklärung ist, wird er eine andere Lösung suchen: Und er wird dann mit Recht unsere Lösung verwerfen.

(Vers. 9.) «Et proficiscens Abram, abiit in desertum: et fames facta est super terram.» Et in praesenti et in plurimis aliis locis, pro deserto, ad Austrum, scriptum est in Hebraeo. Hoc igitur notare debemus.

(Gen 12,9): »Und Abram brach auf und zog in die Wüste: Und eine Hungersnot entstand auf der Erde.« An der vorliegenden Stelle und an vielen anderen steht im Hebräischen für Wüste nach Süden. 4 Das müssen wir aber anmerken.

(Vers. 15 et 16.) «Et viderunt eam principes Pharaonis, et laudaverunt eam apud Pharaonem, et introduxerunt eam in domum Pharaonis: et Abram benefecit propter eam: et fuerunt ei oves, et armenta, et asini, et servi, et ancillae, muli et cameli.» Licet corpus sanctarum mulierum non vis maculet, sed voluntas: et excusari possit Sarai, quod famis tempore sola regis in peregrinis locis, marito connivente, resistere nequiverit; tamen potest et aliter foeda necessitas excusari: quod iuxta librum Esther quaecumque mulierum placuisset regi apud veteres sex mensibus ungebatur oleo myrtino, et sex mensibus in pigmentis variis erat, et curationibus feminarum, et tunc demum ingrediebatur ad regem (Esther II, 12, 13). Atque ita potest fieri, ut Sarai postquam placuerat regi, dum per annum eius ad regem praepararetur introitus, et Abrahae Pharao multa donaverit, et Pharao postea sit percussus a Domino, illa adhuc intacta ab eius concubitu permanente.

(Gen 12,15 und 16) »Und es sahen sie die Vornehmen des Pharao, und sie lobten sie vor dem Pharao und führten sie in das Haus des Pharao: und Abram wurden ihretwegen Wohltaten erwiesen, und er erhielt Schafe, Herdenvieh, Esel, Knechte, Mägde, Maultiere und Kamele.« Nicht Gewalt vermag den Körper frommer Frauen zu besudeln, sondern der Wille/die Absicht: und Sarai könnte man entschuldigen, dass sie zur Zeit der Hungersnot, während ihr Mann die Augen schloss, allein an den fremden Orten des Königs nicht widerstehen konnte. Doch kann man auch eine andere schmähliche Notsituation entschuldigen: Nach dem Buch Esther: welche der Frauen auch immer dem König gefiel (bei den alten Schreibern steht), »dass sie sechs Monate lang mit Myrtenöl gesalbt wurde und sechs Monate lang mit verschiedenen Schönheits- und Pflegemitteln für Frauen verbrachte, und dann endlich zum König hineinschritt (Est 2,12-13). Und so konnte es geschehen, dass Sarai, da sie dem König gefallen hatte, während einem Jahr auf ihren Eintritt zum König vorbereitet wurde, während der Pharao dem Abraham vieles schenkte und danach aber vom Herrn geschlagen worden war, blieb sie unversehrt von seinem Beilager.

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  1. »Terach war siebzig Jahre alt, da zeugte er Abram, Nahor und Haran«. (Gen 11,26 EÜ)
  2. »Die Lebenszeit Terachs betrug zweihundertfünf Jahre, dann starb Terach in Haran« (Gen 11,32 EÜ)
  3. Dieses Alter errechnet Hieronymus, indem er die Jahresangabe von Gen 11,26 von der in Gen 11,32 abzieht: 205 Jahre – 75 Jahre = 135 Jahre.
  4. נֶגְבָּה heißt Wüste bzw. Süden; davon stammt die heute bekannte Bezeichnung »Negev« für die Wüste im Süden Israels.

Fortsetzung Hieronymus Übersetzung

Ich habe jetzt das Elfte Kapitel der Hebräischen Untersuchungen übersetzt und online gestellt. Für mich ist es mittlerweile zur Gewißheit geworden, dass Hieronymus mit jüdischen Bibelauslegern im Gespräch war, deren Auslegungen zur Zeit des Hieronymus im Midrasch Bereschit Rabba gesammelt wurden.

Untersuchungen – Kapitel 11

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(Vers. 28.) «Et mortuus est Aran ante patrem suum in terra, qua natus est in regione Chaldaeorum.» Pro eo, quod legimus, in regione Chaldaeorum, in Hebraeo habetur, in UR CHESDIM (באור כשּזום), id est in igne Chaldaeorum. Tradunt autem Hebraei ex hac occasione, istiusmodi fabulam: Quod Abraham in ignem missus sit, quia ignem adorare noluerit, quem Chaldaei colunt, et Dei auxilio liberatus, de idololatriae igne profugerit: quod in sequentibus scribitur, egressum esse Tharam cum sobole sua de regione Chaldaeorum: pro quo in Hebraeo habetur, de incendio Chaldaeorum. Et hoc esse quod nunc dicitur: «Mortuus est Aran ante conspectum Thare patris sui in terra nativitatis suae, in igne Chaldaeorum;» quod videlicet ignem nolens adorare, igne consumptus sit. Loquitur autem postea Dominus ad Abraham: Ego sum qui eduxi te de igne Chaldaeorum. (Gen XV,7)

(Gen 11,28): »Und Aran starb vor seinem Vater in dem Land, in dem er geboren worden war, im Gebiet der Chaldäer.« Für das, was wir als im Gebiet der Chaldäer lesen, steht im Hebräischen in Ur Kasɘddim, 1 das heißt im Feuer der Chaldäer. 2 Von diesem Vorfall aber überliefern die Hebräer folgende Fabel: Abraham sei in das Feuer geworfen worden, weil er das Feuer nicht anbeten wollte, das die Chaldäer verehren, und sei – mit Gottes Hilfe befreit – vor dem Feuer des Götzendienstes geflohen. Im Folgenden steht geschrieben, dass Thara mit seiner Nachkommenschaft das Gebiet der Chaldäer verlassen habe, wofür im Hebräischen vom Feuerbrand der Chaldäer steht. Und das bedeute das, was nun gesagt wird: »Aran starb vor dem Angesicht seines Vaters Thara 3 im Land seiner Geburt, im Feuer der Chaldäer«, weil er offensichtlich – als er das Feuer nicht anbeten wollte – vom Feuer verzehrt worden sei. Auch spricht der Herr später zu Abraham: Ich bin es, der dich aus dem Feuer der Chaldäer herausgezogen hat (Gen 15,7). 4

(Vers. 29.) «Et sumpserunt Abram et Nachor sibi uxores. Nomen uxoris Abram, Sarai: et nomen uxoris Nachor, Melcha filia Aran. Pater autem Melchae, ipse est pater Iescae.» Aran filius Thare, frater Abraham et Nachor, duas filias genuit, Melcham, et Sarai cognomento Iescan, δυώνυμον. E quibus Melcham accepit uxorem Nachor, et Sarai Abraham: necdum quippe inter patruos, et fratrum filias nuptiae fuerant lege prohibitae, quae in primis hominibus, etiam inter fratres et sorores initae sunt.

(Gen 11,29): »Und Abram und Nachor nahmen sich Frauen. Der Name der Frau Abrams war Sarai; und der Name der Frau Nachors war Melcha, eine Tochter Arans. Aber der Vater Melchas ist auch der Vater Iescas«. 5 Aran, der Sohn Tharas, der Bruder Abrahams und Nachors, zeugte zwei Töchter: Melcha und Sarai mit dem Beinamen Iescan, ein Duonym. 6 Von den beiden nahm Nachor die Melcha zur Frau und Abram die Sara. Allerdings waren durch das Gesetz Ehen zwischen Onkeln und den Töchtern der Brüder noch nicht verboten, die bei den ersten Menschen auch zwischen Brüdern und Schwestern geschlossen wurden. 7

Fortsetzung

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  1. Die Hieronymus vorliegende Hexapla vokalisiert den Namen anders, als der MT, der כַּשְׂדִּֽים bietet.
  2. אוּר wird in der hebräischen Bibel auch im Sinn von Feuer verwendet; vgl. Jes 31,9; 44,16; 47,14; Ez 5,2
  3. In der EÜ lauten die Namen Haran und Terach.
  4. Diese fabula ist in der jüdischen Tradition breit bezeugt, hier die Fassung des MBR: Im Zuge einer langen Erzählung, in der Abraham zuerst die Götzenbilder seines Vaters zerschlägt, wird er vor Nimrod gebracht. »Wenn du mich nur mit Worten abfertigst, sprach endlich Nimrod, (so wisse) ich bete nur das Feuer an. Ich werde dich ins Feuer werfen und es mag dich der Gott, den du anbetest, aus ihm erretten. Haran stand dabei und war noch voller Zweifel. Er sprach bei sich: Siegt Abraham, so spreche ich, ich bin von Abraham (d.i. ich bin seiner Meinung), siegt Nimrod, so spreche ich: Ich bin von Nimrod. Als hierauf Abraham in den Glutofen hinabstieg, um von den Flammen verzehrt zu werden, aber gerettet wurde, fragte man den Therach: Wem schliesst du dich nun an? Er antwortete: dem Abraham. Da nahm man ihn und warf ihn ins Feuer und er starb vor dem Angesicht seines Vaters. Das ist nun der Sinn der Worte: Und Haran ging heraus und starb vor dem Angesicht seines Vaters Therach.« (MBR XXXVIII, Ü: August Wünsche). Dass Abrahams Vorfahren Götzenanbeter waren, entnahm man Jos 24,2: »Josua sagte zum ganzen Volk: So spricht der Herr, der Gott Israels: Jenseits des Stroms wohnten eure Väter von Urzeiten an (Terach, der Vater Abrahams und der Vater Nahors) und dienten anderen Göttern.« (EÜ) Noch älter als MBR ist die aramäische Erzählung im Danielbuch, die das Motiv der Feuerprobe eindeutig aufnimmt (Dan 3 – die drei Jünglinge im Feuerofen). Pirke de Rabbi Eliezer kennt diese Tradition als die Zweite von den zehn Prüfungen Abrahams (PRE XXVI), der Koran kennt die gesamte Tradition, das Feuer wird in 37,95-96 zitiert. Augustinus ist diese Erzählung vom Feuer ebenfalls bekannt (De Civ XVI,15)
  5. So werden die Namen in der EÜ wiedergegeben: Nahor, Milka und Jiska.
  6. In diesem Sinn verwendet Hieronymus das für mich nicht herleitbare Wort δυώνυμον auch in seinem Jesaja Kommentar: »Jerusalem et Sion esse δυώνυμον saepe docui« – »dass Jerusalem und Sion ein Duonym sind, habe ich häufig gelehrt«. (Commentariorum in Isaiam Prophetam libri duodeviginti; Liber decimus quartus, Auslegung zu Jes 50,17)
  7. Diese Geschwisterehen mussten die antiken Ausleger als zwingend voraussetzen, um die Abstammung des Menschengeschlechtes aus einem Menschenpaar, nämlich Adam und Eva, erklären zu können. Bei den Rabbinen klingt das so: »Und sie fuhr fort zu gebären seinen Bruder Hebel (Gen 4,2): Das ist ein Beweis für die Ansicht des Rabbi Josua ben Karcha, nach welcher zwei ins Bett stiegen und sieben herauskamen. Sie fuhr fort zu gebären d.h. nämlich: das Gebären ging fort, aber nicht das Schwangerwerden« (MBR XXII,3 zu Gen 4,2; Ü: August Wünsche); also Adam und Eva zeugten neben Kain und Abel noch weitere Kinder – eben ihre namentlich nicht genannten Schwestern, mit denen sie ihrerseits – im Sinne des Hieronymus – Kinder zeugten.

Untersuchungen – Kapitel 10

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(Vers. 2.) «Filii Iapheth, Gomer, et Magog et Madai, et Iavan, et Thubal, et Mosoch, et Thiras.» Iaphet filio Noe, nati sunt septem filii, qui possederunt terram in Asia ab Amano et Tauro, Syriae Coeles et Ciliciae montibus, usque ad fluvium Tanain. In Europa vero usque ad Gadira, nomina locis et gentibus relinquentes: e quibus postea immutata sunt plurima, caetera permanent ut fuerunt. Sunt autem Gomer, Galatae: Magog, Scythae: Madai, Medi: Iavan, Iones, qui et Graeci: unde et mare Ionium. Thubal Iberi, qui et Hispani, a quibus Celtiberi, licet quidam Italos suspicentur. Mosoch, Cappadoces: unde et urbs usque hodie apud eos Mazeca dicitur: (porro Septuaginta interpretes, Caphthorim Cappadoces arbitrantur:) Thiras, Thraces, quorum non satis immutatum vocabulum est. Scio quemdam Gog et Magog, tam de praesenti loco, quam de Ezechiel, ad Gotthorum nuper in terra nostra bacchantium historiam retulisse, quod utrum verum sit, praelii ipsius fine monstratur. Et certe Gotthos omnes retro eruditi, magis Getas, quam Gog et Magog appellare consueverunt. Hae itaque septem gentes, quas de Iapheth venire stirpe memoravi, aquilonis partem inhabitant.

(Gen 10, 2) »Die Söhne Jafets: 1 Gomer, Magog, Madai, Jawan, Tubal, Meschech und Tiras«. Jafet, dem Sohn Noes, wurden sieben Söhne geboren, die in Asien Land besaßen, vom (Berg) Amanus 2 und (dem Berg) Taurus, (über) Cölesyrien 3 und Kilikien 4 bis zum Fluss Tanais. 5 In Europa aber liessen sie bis Cadiz den Orten und Stämmen ihre Bezeichnungen. Von ihnen sind später sehr viele völlig geändert worden, die übrigen blieben so, wie sie waren. Gomer sind nämlich die Galater, Magog die Skythen; Madai die Meder, Jawan die Ionier, die auch Griechen sind – daher auch (der Ausdruck) das Ionische Meer. Tubal sind die Iberer, die auch Spanier sind, von denen die keltischen Iberer (stammen), mögen manche auch (in ihnen) die Italer vermuten. 6 Meschech sind die Kappadokier: daher heißt bei ihnen bis heute eine Stadt Mazeca (ferner halten die Siebzig Übersetzer die Kaftoriter 7 für Kappadokier). Tiras sind die Thraker, deren veränderte Bedeutung nichts Besonderes ist. Ich weiß, dass jemand Gog und Magog an der vorliegenden (Genesis)Stelle wie auch bei Ezechiel 8 auf die Geschichte der Goten, die kürzlich in unserem Land rasten, bezogen hat. Ob das allerdings wahr ist, wird sich am Ende des Kampfes zeigen. 9 Sicher haben früher alle Gebildeten gewöhnlich die Goten eher als Geten, statt als Gog und Magog bezeichnet. Diese sieben Stämme also, die – wie ich erwähnt habe – vom Stamm Japhet kommen – bewohnen die Gegend des Nordens (den Norden).

(Vers. 3) «Filii Gomer, Aschenez, et Riphath, et Thogarma.» Aschenez Graeci Reginos vocant: Riphath, Paphlagones, Thogarma, Phrygas.

(Gen 10,3) »Die Söhne des Gomer: Aschkenas, Rifat und Torgama.«Aschkenas nennen die Griechen die Rhegionier, 10 Rifat die Paphlagonier, 11 Torgama die Phrygier. 12

(Vers. 4) «Filii Iavan, Elisa, et Tharsis, Cethim et Dodanim. Ab his divisae sunt insulae nationum in terris suis. Vir secundum linguam suam et cognationem suam, et gentem suam.» De Ionibus, id est, Graecis nascuntur Elisaei, qui vocantur Aeolides: unde et quinta lingua Graeciae Aeolis appellatur, quam illi vocant πέμπτην διάλεκτον. THARSIS Iosephus Cilicas arbitratur, θ aspirationis litteram vitiose a posteris in τ dicens fuisse corruptam: unde et metropolis eorum civitas Tarsus appellatur, Paulo apostolo gloriosa. Cethim, sunt Citii, a quibus usque hodie quoque urbs Cypri Citium nominatur. Dodanim, Rhodii: ita enim Septuaginta Interpretes transtulerunt. Legamur Varronis de Antiquitatibus libros, et Sisinnii Capitonis, et Graecum Phlegonta, caeterosque eruditissimos viros: et videbimus omnes pene insulas, et totius orbis littora, terrasque mari vicinas, Graecis accolis occupatas: qui, ut supra diximus, ab Amano et Tauro montibus, omnia maritima loca usque ad oceanum possedere Britannicum.

(Gen 10,4): »Die Söhne Javans: Elisa, Tharsis, Cethim und Dodanim. Von diesen trennten sich die Inseln der Völker in ihren Ländern, jeder nach seiner Sprache, seiner Verwandtschaft und seinem Stamm.« Von den Ioniern, das bedeutet: den Griechen, entstammen die Elisäer, die Aeoliden 13 genannt werden. Daher wird die fünfte Sprache Griechenlands Aeolisch genannt, was sie pémptē diálekton 14 nennen. Tharsis hält Josephus 15 für die Kilikier, indem er sagt, von den Späteren sei das Theta, ein Buchstabe mit H zu einem T verfälscht worden: Daher wird auch ihre Provinzhauptstadt Tarsus genannt, das ist die berühmte Stadt von Paulus, dem Apostel. Die Cethim sind die Kittäer, von denen auch bis heute die Stadt der Zyprioten Citium 16 genannt wird. Dodanim, das sind die Rhodier: 17 denn so haben die Siebzig Übersetzer übersetzt. Lesen wir die Bücher „Über die Altertümer“ des Varro, 18 des Sisinnius Capito und den Griechen Phlegon 19 und die übrigen hochgelehrten Männer, dann werden wir sehen, dass sie alle Halbinseln, die Küsten des ganzen Erdkreises, die dem Meer benachbarten Länder, die von den benachbarten Griechen besetzt waren, die, wie wir oben erwähnt hatten, von den Bergen Amanus und Taurus alle am Meer gelegenen Orten bis zum britannischen Ozean besaßen.

(Vers. 6) «Filii Cham, Chus, et Mesraim, et Phuth, et Chanaan.» Chus usque hodie ab Hebraeis Aethiopia nuncupatur: Mesraim, Aegyptus: Phuth, Libyes. A quo et Mauritaniae fluvius usque in praesens Phuth dicitur, omnisque circa eum regio Phutensis. Multi scriptores tam Graeci quam Latini, huius rei testes sunt. Quare autem in una tantum climatis parte, antiquum Libyae nomen resederit, et reliqua terra vocata sit Africa, disserere non huius loci nec temporis est. Porro Chanaan obtinuit terram, quam Iudaei deinceps possederunt, eiectis Chananaeis.

(Gen 10,6) »Die Söhne Chams: Kusch, Mizrajim, Phut und Kanaan.« 20 Kusch wird bis heute von den Hebräern Äthiopien genannt, Mizrajim Ägypten und Put Libyen. Nach ihm wird auch bis in die Gegenwart ein Fluss in Mauretanien Put genannt, und das ganze Gebiet um ihn herum Putensis. Viele Schriftsteller, sowohl Griechen als auch Lateiner, sind Zeugen dafür. Daher ist der alte Namen Libye aber nur in einem Teil der Gegend geblieben, und das übrige Land wird Afrika genannt, was zu erörtern weder Ort noch Zeit zulässt. Weiters erhielt Kanaan ein Land, das danach die Judäer in Besitz nahmen, indem sie die Kanaaniter vertrieben/verdrängt hatten.

(Vers. 7) «Filii Chus, Saba, Aevila, Sabatha, Regma, et Sabathaca.» Saba a quo Sabaei, de quibus Virgilius (II Georg.):

Solis est thurea virga Sabaeis.

Et alibi, (I Aeneid.)

. . . . . centumque Sabaeo
Thure calent arae.

Evila, Getuli, in parte remotioris Africae eremo cohaerentes. Sabatha, a quo Sabatheni, qui nunc Astabari nominantur. Regma vero et Sabathaca paulatim antiqua vocabula perdidere, et quae nunc pro veteribus habeant, ignoratur.

(Gen 10,7) »Die Söhne Kuschs: Saba, Evila, Sabatha, Regma und Sabathaca « 21 Saba: Daher kommen die Sabäer, von denen Vergil sagt:

die Weihrauchstaude gehört allein den Sabäern 22

Und anderswo

… und hundert Altäre
glühen in sabäischem Weihrauch. 23

Evila: die Getulier, 24 die mit der Wüste in der Gegend des entfernten Afrika zusammenhängen. Sabatha: Daher kommen die Sabathener, die jetzt Astabarier genannt werden. 25 Aber Regma und Sabathaca haben allmählich die alten Namen verloren und welche sie anstelle der alten haben, ist heute unbekannt.

(Vers. 7) «Filii Regma, Saba et Dadan.» Hic Saba per SIN (שּ) litteram scribitur, supra vero per SAMECH (ס), a quo diximus appellatos Sabaeos. Interpretatur vero nunc Saba, Arabia, nam in septuagesimo primo psalmo, ubi nos habemus, «Reges Arabum et Saba munera offerent»: in Hebraeo scriptum est, «Reges Saba, et Saba»: primum nomen per SIN, secundum per SAMECH. Dadan gens est Aethiopiae in occidentali plaga.

(Gen 10,7) »Die Söhne Regmas: Saba und Dadan.« Hier wird Saba mit dem Buchstaben Sin geschrieben, weiter oben aber mit Samech; weshalb wir gesagt haben, sie seien Sabäer genannt worden. Aber heute werden sie als Saba bzw. Arabien ausgelegt, denn im 71. Psalm, wo wir lesen »die Könige der Araber und von Saba werden Geschenke herbeibringen«, 26 steht auf Hebräisch geschrieben: »die Könige von Saba und Saba«. 27 Der erste Namen mit Sin, der Zweite mit Samech. Das Volk Dadan liegt im Westen Äthiopiens.

(Vers. 8) «Et Chus genuit Nemrod. Iste coepit esse potens in terra.» Et post paululum:

(Gen 10,8): »Und Chus zeugte Nemrod. Dieser begann, mächtig zu sein auf der Erde.« Und kurze Zeit später heißt es:

(Vers. 10) «Et fuit, inquit, caput regni ipsius Babel et Arach, et Achad, et Chalanne in terra Sennaar.» Nemrod, filius Chus, arripuit insuetam primus in populo tyrannidem, regnavitque in Babylone, quae ab eo, quod ibi confusae sunt linguae turrim aedificantium, BABEL (בבל) appellata est. 28 Babel enim interpretatur confusio. Regnavit autem et in Arach, hoc est, in Edissa, et in Achad, quae nunc dicitur Nisibis: et in Chalanne, quae postea verso nomine a Seleuco rege est dicta Seleucia, vel certe quae nunc Κτησιφὼν appellatur.

(Gen 10,10): »Und Hauptstadt seines Königreiches wurde Babel und Arach, und Achad und Chalanne im Land Sennaar.« Nemrod, der Sohn des Chus, riss als erster die im Volk ungewohnte Tyrannenherrschaft an sich und herrschte in Babylon, das Babel genannt wird, weil dort die Sprachen derer, die den Turm erbauten, verwirrt worden sind. Babel bedeutet nämlich Verwirrung. Er herrschte aber auch in Arach, das bedeutet in Edissa29 und in Achad, das jetzt Nisibis 30 heißt; und in Chalanne, das später von König Seleukos in Seleucia umbenannt wurde, das auch heute sicherlich Ktēsifōn 31 genannt wird.

(Vers. 11) «De terra illa exiit Assur, et aedificavit Ninivem, et Robooth civitatem.» De terra hac Assyriorum pullulavit imperium, qui ex nomine Nini Beli filii, Ninum condiderunt, urbem magnam, quam Hebraei appellant NINIVEM. Ad cuius vel ruinam vel poenitentiam, tota Ionae pertinet prophetia. Quod autem ait: Ninivem et Rooboth civitatem, non putemus duas esse urbes: sed quia Rooboth plateae interpretantur, ita legendum est: Et aedificavit Ninivem, et plateas civitatis.

(Gen 10,11): »Aus jenem Land ging Assur hervor, und er erbaute Ninive, und die Stadt Robooth.« Aus diesem Land entwickelte sich das Imperium der Assyrer, die nach dem Namen des Sohnes Ninus Belus eine große Stadt, Ninus gründeten, die die Hebräer Ninive nennen. Auf dessen Verderben oder Buße bezieht sich die gesamte Prophezeiung des Jona. Dass er aber sagt: Ninive und die Stadt Rooboth, so dürfen wir nicht denken, es handle sich um zwei Städte. Sondern weil Rooboth 32 als Plätze ausgelegt wird, ist so zu lesen: Und er erbaute Ninive und die Plätze der Stadt.

(Vers. 13) «Et Mesraim genuit Ludim, et Anamim, et Laabim, et Nephtuim, et Phetrosim, et Chasloim, e quibus egressi sunt Philistiim et Caphthorim.» Exceptis Laabim, a quibus Libyes postea nominati sunt, qui prius Phutaei vocabantur: et Chasloim, qui deinceps Philistiim appellati sunt, quos nos corrupte Palaestinos dicimus, caeterae sex gentes ignotae nobis sunt, quia bello Aethiopico subversae, usque ad oblivionem praeteritorum nominum pervenere. Possederunt autem terram a Gaza usque ad extremos fines Aegypti.

(Gen 10,13): »Und Mesraim zeugte die Ludim, Anamim, Lababim, Nephtuim, Phetrosim und Chasloim, aus denen die Philistiim und Caphthorim hervorgingen«. 33 Mit Ausnahme der Laabim, nach denen später die Libyer benannt wurden, die vorher als Phutaeer bezeichnet wurden: Und der Chasloim, die zunächst Philistiim genannt wurden, die wir fälschlicherweise Palaestiner nennen, sind uns die übrigen sechs Völker unbekannt, weil sie im äthiopischen Krieg vernichtet wurden, was bis zum Vergessen der früheren Namen führte. Sie besaßen jedoch das Land von Gaza bis zu den äußersten Gebieten Ägyptens.

Vers. 15 -18) «Et Chanaan genuit Sidona primogenitum suum, et Chettaeum, et Iebusaeum, et Amorrhaeum, et Gergesaeum, et Evaeum, et Aracaeum, et Sinaeum, et Aradium, et Samaraeum, et Amathaeum.» De Chanaan primus natus est Sidon, a quo urbs in Phoenice Sidon vocatur. Deinde Aracaeus, qui Arcas condidit, oppidum contra Tripolim in radicibus Libani situm. A quo haud procul alia civitas fuit nomine Sini quae postea vario eventu subversa bellorum, nomen tantummodo loco pristinum reservavit. Aradii sunt, qui Aradum insulam possederunt angusto freto a Phoenicis littore separatam. Samaraei; quibus Emessa nobilis Syriae Coeles civitas. Amath usque ad nostrum tempus, tam a Syris quam ab Hebraeis, ita ut apud veteres dicta fuerat, appellatur. Hanc Macedones, qui post Alexandrum in Oriente regnaverunt Epiphaniam nuncupaverunt. Nonnulli Antiochiam ita appellatam putant. Alii licet non vere, tamen opinionem suam quasi verisimili vocabulo consolantes. Emath primam ab Antiochia mansionem Edessam pergentibus appellari putant: et eamdem esse quae apud veteres dicta sit Emach.

(Gen 10, 15-18): »Und Chanaan zeugte Sidona, seinen Erstgeborenen, Chettaeus, Iebusaeus, Amorrhaus, Gergesaeus, Evaeus, Aracaeus, Sinaeus, Aradius, Samaraeus und Amathaeus.« 34 Von Kanaan wurde zuerst Sidon geboren, nach dem die Stadt Sidon in Phönizien benannt ist. Danach Aracaeus, der Arcas 35 gründete, eine befestigte Stadt gegenüber von Tripolis am Fuß des Libanon. Von dort nicht weit entfernt befand sich eine andere Stadtgemeinde mit Namen Sinus, die später durch verschiedene Ereignis in Kriegen zerstört, nur dem Ort den früheren Namen bewahrte. Die Aradier sind die, die die Insel Aradus 36 besaßen, die durch einen schmalen Uferkanal von den Phöniziern getrennt ist. Samaraeer: diesen gehörte Emessa, eine edle Stadt in Cölesyrien. 37 Bis in unsere Zeit wird sie sowohl von den Syrern als auch von den Hebräern als Amath bezeichnet, so wie sie bei den Alten genannt wurde. Die Mazedonier, die nach Alexander 38 im Osten herrschten, nannten sie Epiphanias. Einige meinen, Antiochia sei so genannt worden. Mag das auch nicht wahr sein, so werden sie dennoch in ihrer Ansicht durch eine ungefähr gleiche Bezeichnung (des Ortes) bestätigt. Sie meinen, dass die, die von Antiochia Richtung Edessa aufbrechen, Emath als ersten Aufenthalt nennen. Und das sei der Ort, der bei den Alten Emach genannt worden sei.

(Vers. 19) «Et fuit terminus Chananaeorum a Sidone, donec venias in Gerara usque ad Garam pergentibus Sodomam, et Gomorrham, et Adamam, et Seboim usque ad Lise.» Quia caeterae civitates, Sidon videlicet et Gerara, et Sodoma, et Gomorrha, et Adama, et Seboim notae sunt omnibus, hoc tantum annotandum videtur, quod Lise ipsa sit, quae nunc Callirhoe dicitur, ubi aquae calidae prorumpentes in mare Mortuum defluunt.

(Gen 10,19): »Und die Grenze der Kanaanäer verlief von Sidon, solange bis man nach Gerara 39 bis Gara 40 kommt, Richtung Sodom und Gomorrha, Adama 41 und Seboim, 42 bis nach Lise.« Weil die übrigen Stadtgemeinden, Sidon natürlich und Gerara, Sodom, Gomorrha, Adama und Seboim allen bekannt sind, scheint nur anzumerken zu sein, dass Lise die (Stadtgemeinde) ist, die jetzt Callirhoe 43 genannt wird, wo die warmen Wasser hervorbrechen, die ins Tote Meer abfließen.

(Vers. 22) «Filii Sem, Elam, et Assur, et Arphaxad, et Lud, et Aram.» Hi ab Euphrate fluvio partem Asiae usque ad Indicum Oceanum tenent. Est autem Elam, a quo Elamitae principes Persidis. De Assur ante iam dictum est, quod Ninum urbem condiderit. Arphaxad a quo Chaldaei: Lud a quo Lydii: Aram a quo Syri, quorum metropolis est Damascus.

(Gen 10,22): »Die Söhne Sems: Elam, Assur, Arphaxad, Lud und Aram.« Diese beherrschten einen Teil Asiens vom Fluss Euphrat bis zum indischen Ozean. Elam ist es, von dem die Elamiter, die persischen Fürsten (abstammen). Von Assur wurde schon vorher gesagt, dass er die Stadt Ninus gegründet hat. Von Arphaxad (stammen) die Chaldäer, von Lud die Lydier, von Aram die Syrer, deren Hauptstadt Damaskus ist.

(Vers. 23) «Filii Aram, Us, et Ul, et Gether, et Mes.» Us Trachonitidis et Damasci conditor, inter Palaestinam et Coelen Syriam tenuit principatum: a quo Septuaginta Interpretes in libro Iob, ubi in Hebraeo scribitur, terra Us, regionem Ausitidem, quasi Usitidem, transtulerunt. Ul, a quo Armenii: Gether, a quo Acarnanii, sive Carii. Porro Mes, pro quo Septuaginta Interpretes Mosoch dixerunt, nunc vocantur Maeones.

(Gen 10,23): »Die Söhne Arams: Us, Ul, Gether und Mes.« Us ist der Gründer von Trachonitis 44 und Damaskus und hatte die Herrschaft zwischen Palästina und Cölesyrien inne. Daher haben die Siebzig Übersetzer im Buch Job, wo auf hebräisch Land Us geschrieben steht, das Gebiet Ausitis 45 gleichsam als Usistis übersetzt. Von Ul (stammen) die Armenier, von Gether die Arcanier oder Carier. Weiter zu Mes, das die Siebzig Übersetzer Mosoch nannten, jetzt werden sie Maeonier genannt.

(Vers. 24,25) «Arphaxad genuit Sela, et Sela genuit Heber. Ex Heber nati sunt duo filii: nomen uni Phaleg, quia in diebus eius divisa est terra, et nomen fratris eius Iectan.» Heber, a quo Hebraei, vaticinio quodam filio suo Phaleg nomen imposuit, qui interpretatur divisio, ab eo quod in diebus eius linguae in Babylone divisae sunt.

(Gen 10,24-25): »Arphaxad zeugte Sela, und Sela zeugte Heber. Heber wurden zwei Söhne geboren: Der Name des einen ist Phaleg, denn in seinen Tagen wurde die Erde verteilt, und der Name seines Bruders ist Iectan.« Heber, von dem die Hebräer abstammen, gab seinem Sohn aufgrund einer Weissagung den Namen Phaleg, der als Teilung übersetzt wird, 46 deswegen, weil in seinen Tagen die Sprachen in Babylon zerteilt wurden.

(Vers. 26-29) «Iectan genuit Helmodad, et Saleph, et Asermoth, et Iare, et Aduram, et Uzal, et Decla, Ebal, Abimael, Seba, Ophir, Evila, et Iobab.» Tredecim harum gentium posteriora nomina invenire non potui; sed usque in praesens, quia procul a nobis sunt, vel ita vocantur, ut primum, vel quae immutata sunt, ignorantur. Possederunt autem a Cophene fluvio, omnem Indiae regionem, quae vocatur Hieria.

(Gen 10,26-29) »Iectan zeugte Helmodad, Saleph, Asermoth, Iare, Aduram, Uzal, Decla, Ebal, Abimael, Seba, Ophir, Evila und Iobab.« Die späteren Namen dieser dreizehn Völker konnte ich nicht herausfinden; sie sind bis in die Gegenwart unbekannt, weil sie fern von uns sind oder so genannt werden wie vorher oder weil sie ganz verändert wurden. Sie besaßen aber vom Fluss Cophene 47 weg das ganze Gebiet Indiens, das Hieria genannt wird.

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  1. Wenn ich bei der Namensschreibung nicht Hieronymus folge, orientiere ich mich in diesem Kapitel an der Einheitsübersetzung, Ausnahmen werden angegeben.
  2. Nach dem Orbis Latinus S. 219 der Bergzug Almadagh (heute Süd-Türkei)
  3. Ein Gebiet im heutigen Libanon.
  4. Provinz in der heutigen Südtürkei, dort wurde Paulus geboren.
  5. Laut Orbis Latinum S. 189 sei damit der Don in Russland gemeint ….
  6. »Wir werden noch sehen, welche unschätzbare Stärkung des nationalen Selbstbewusstseins die Spanier 1300 Jahre lang aus diesem Sätzchen Iberi qui et Hispani schöpften, und wie stolz die Italiener später auf den Nachsatz waren.« Arno Bost: Der Turmbau von Babel II, S. 388
  7. Vgl. 1 Chr 1,12
  8. Vgl. Ez 38,1-39.29
  9. Dass Hieronymus ein aufmerksamer Beobachter der Gotenkriege war, zeigt seine Bemerkung über die Auseinandersetzungen zwischen Alarich und Stilicho in seinem Brief 123 an Ageruchias. Hieronymus spricht dort von den »Verbrechen eines halbbarbarischen Verräters, der mit unseren Geldern unsere Feinde gegen uns bewaffnet«. Übersetzung in Walter Pohl: Die Völkerwanderung S. 56)
  10. Ich vermute mit Orbis Latinus online, dass es sich um das heutige Reggio Calabria in Unteritalien handelt.
  11. Nach Orbis Latinus online eine ehemalige römische und spätere kirchliche Provinz in der Türkei
  12. Gleiche Methode, andere Ergebnisse bei den Rabbinen: »Letzteres  ist Asien, Rifat das ist Adjabene, Togarma das ist Germanien oder nach Rabbi Berachja: Germanika«. (MBR XXXVII Ü: August Wünsche)
  13. Die Bewohner der Äolischen Inseln, einer Inselgruppe vor Sizilien.
  14. d.h. »fünften Dialekt«
  15. Migne hat in Vers 1 und Vers 4 angemerkt, dass Hieronymus bei den Namenserklärungen in diesem Kapitel Flavius Josephus über weite Strecken wörtlich zitiert.
  16. Nach Orbis Latinus online ist das die Stadt Kiti, südlich von Larnaca auf Zypern.
  17. Die Bewohner von Rhodos
  18. Marcus Terentius Varro, 116-27 v. Chr., bedeutender römischer Historiker.
  19. Vermutlich Phlegon von Tralles, um 137 n. Chr. gestorben.
  20. Namen diesmal nach der Lutherübersetzung 1984.
  21. So gibt EÜ die Namen wider: Kusch, Seba, Hawila, Sabta, Ragma, Sabtecha.
  22. Publius Vergilius Maro: Georgica II,116
  23. Publius Vergilius Maro: Aeneis I, 416-417
  24. Nach Orbis Latinus online war Getulia eine antike Landschaft in Nord-Afrika, und umfasste etwa die südlichen Gebiete von Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen.
  25. Meint Hieronymus die Astaborer? Das wären Einwohner des heutigen Sudans bzw. Äthiopiens.
  26. Entspricht Psalm 71,10 LXX bzw. Vetus Latina.
  27. Entspricht Psalm 72,10 der hebräischen Bibel. MT liest »die Könige von Schewa und Sewa«, einmal mit Sin und einmal mit Samech.
  28. Migne schreibt tatsächlich בבר
  29. Laut Orbis Latinus online ist damit Emessa, das heutige Homs in Syrien gemeint.
  30. Nisibis, heute Nusaybin an der syrisch-türkischen Grenze gelegen, Heimatstadt Ephräms des Syrers.
  31. Seleukia-Ktesiphon ist heute eine bedeutende archäologische Ausgrabungsstätte im heutigen Irak
  32. רְחֹבוֹת ist Plural von רְחֹב und bedeutet »geräumiger, offener Platz in den Städten« (Gesenius)
  33. Alle diese Namen, die auf die Silbe »im« enden, sind im Hebräischen Völkernamen und werden daher in der EÜ so wiedergegeben: »Ägypten zeugte die Luditer, die Anamiter, die Lehabiter, die Naftuhiter, die Patrositer und die Kasluhiter, von denen die Philister abstammen, ferner die Kaftoriter.«
  34. In der Wiedergabe der EÜ: »Kanaan zeugte Sidon, seinen Erstgeborenen, und Het, ferner die Jebusiter, die Amoriter, die Girgaschiter, die Hiwiter, die Arkiter, die Siniter, die Arwaditer, die Zemariter und die Hamatiter.«
  35. Ich konnte diese Stadt nicht zuordnen.
  36. Für mich ebenfalls nicht zuordenbar.
  37. Das ist heute die Stadt Homs in Syrien. Vgl. Anm. 29.
  38. Gemeint ist Alexander der Große, 356-323 v. Chr.
  39. Heute Titularbistum in der Nähe von Caesarea
  40. Konnte ich nicht zuordnen.
  41. Namen einer antiken Stadt im heutigen Jordanien, sie lag an der Mündung des Jabbok in den Jordan.
  42. Gehörte nach Gen 14,2 und Weish 10,6 LXX zur Pentapolis – einem Fünf-Städte-Gebiet am Südende des Toten Meeres.
  43. So heisst sie auch bei den Rabbinen in pMeg 1:9.
  44. Vgl. Lk 3,1
  45. Job 1,1 LXX: Es war ein Mensch im Land Ausitis, dessen Name war Job …
  46. Der hebräische Text spielt mit der Wortwurzel des Namens פֶּלֶג, der von פלג – geteilt werden – abgeleitet wird.
  47. Laut Orbis latinus 1861 S. 64 könnte damit der Fluss Cophes gemeint sein: »Kabul – Fluss in Indien«

Untersuchungen – Kapitel 8 und 9

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(Vers. 2.) «Et quievit aqua, et revelati sunt fontes abyssi, et cataractae coeli.» Pro revelatis fontibus, clausos et obturatos, omnes interpretes transtulerunt. Et pro eo quod sequitur: «cessavit aqua super terram», et reliqua, scriptum est, «et reversae sunt aquae de terra, euntes et redeuntes [Eccles. I, 7]». Nota secundum Ecclesiasten, quod omnes aquae atque torrentes, per occultas venas ad matricem abyssum [Al. abyssi.] revertantur.

(Gen 8,2) »Und das Wasser verstummte, und aufgedeckt wurden die Quellen der Urflut und die Wasserfälle des Himmels.« Für aufgedeckte Quellen haben alle Übersetzer verschlossen und verstopft übersetzt. 1 Und für das, was folgt: »Das Wasser ließ nach auf der Erde« und das übrige, steht geschrieben »und zurückgekehrt sind die Wasser der Erde, indem sie fließen und zurückfließen« (Koh 1,7) (Das ist) ein Vermerk des Kohelet, dass alle Wasser und auch Sturzbäche durch verborgene Wasseradern zur Quelle der Urflut [andere lesen Urfluten] zurückkehrten.

(Vers. 6.) «Post quadraginta dies aperuit Noe ostium arcae quod fecit, et emisit corvum, et egressus non rediit ad eum, donec siccarentur aquae de terra». Pro ostio, fenestra scripta est in Hebraeo. Et de corvo aliter dicitur: «Emisit corvum et egressus est, exiens et revertens donec siccarentur aquae de terra.»

(Gen 8,6): »Nach vierzig Tagen öffnete Noah die Tür der Kiste, die er gemacht hatte, und er ließ einen Raben aus und der flog hinaus, kehrte aber nicht zu ihm zurück, bis die Wasser der Erde getrocknet waren.« Für Tür steht im Hebräischen Fenster geschrieben. Und über den Raben wird etwas anderes gesagt: »Er schickte den Raben aus und der flog hinaus und flog hin und her, solange bis die Wasser der Erde getrocknet waren.«

Kapitel 9

(Vers. 18.) «Et erant filii Noe, qui egressi sunt de arca, Sem, Cham, et Iapheth». Frequenter Septuaginta Interpretes non valentes HETH (ח) litteram, quae duplicem aspirationem sonat, in Graecum sermonem vertere, chi (χ) Graecam litteram addiderunt: ut nos docerent in istiusmodi vocabulis aspirare debere: unde et in praesenti loco, Cham transtulerunt, pro eo quod est HAM, a quo et Aegyptus usque hodie Aegyptiorum lingua HAM dicitur.

(Gen 9,18) »Und die Söhne Noes, die aus der Arche herauskamen, waren Sem, Cham und Japheth.« Häufig fügen die Siebzig Übersetzer, die den Buchstaben Chet, der eine doppelte Aspiration anklingen lässt, nicht in die griechische Sprache übersetzen konnten, den griechischen Buchstaben Chi an: um uns zu belehren, dass wir bei derartigen Worten anhauchen müssen. Daher haben sie an der vorliegenden Stelle Cham übersetzt, für das, was Ham heißt, nachdem auch bis heute in der Sprache der Ägypter Ham »Ägypter« genannt wird.

(Vers. 27) «Dilatet Deus Iapheth, et habitet in tabernaculis Sem». De Sem, Hebraei; de Iapheth, populus gentium nascitur. Quia igitur lata est multitudo credentium, a latitudine, quae IAPHETH (יפט) dicitur, latitudo nomen accepit. Quod autem ait: «Et habitet in tabernaculis Sem», de nobis prophetatur, qui in eruditione et scientia Scripturarum, eiecto Israele, versamur.

(Gen 9,27) »Ausbreiten möge Gott Jafet, und er soll in Sems Zelten wohnen. Von Sem stammen die Hebräer, von Jafet die Völker der Heiden ab. Weil also die Menge der Gläubigen von der weiten Ausbreitung kommt, die Jafet genannt wird, 2 erhielt er den Namen Ausbreitung. Was er noch sagt: »Und er soll in Sems Zelten wohnen« – das wird über uns [die Christen] prophezeit, die wir uns nach der Vertreibung Israels mit Lernen und Kenntnis der Schriften 3 beschäftigen.«

(Vers 29.) «Et facti sunt omnes dies Noe nongenti quinquaginta anni.» Ecce post diluvium trecentis quinquaginta annis vixit Noe. Ex quo perspicuum est, centum viginti annos generationi illi, ut supra diximus, ad poenitentiam datos, et non vitae mortalium constitutos.

(Gen 9,29) »Und alle Tage Noahs ergaben 950 Jahre«. Seht, Noe lebte nach der Sinflut 350 Jahre. Daraus wird deutlich, dass jener Generation, wie wir oben gesagt haben, 120 Jahre zur Busse gegeben, und nicht als (Spanne) des Lebens für die Sterblichen festgesetzt wurden.

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  1. Nach der Vetus Latina Ausgabe des Benediktiners Pierre Sabatier (1682-1742) lässt sich diese Lesart des Hieronymus durch eine Verwechslung der griechischen Verbformen ἐπεκαλύφθησαν (=sie wurden verborgen) und ἀπεκαλύφθησαν (=sie wurden enthüllt) erklären.
  2. im Hebräischen steht ein Wortspiel: jafǝtt ælohim lǝjæfæt – weit soll machen Gott den Jafet
  3. Diese antijudaistische Aussage des Hieronymus setzt wiederum eine jüdische Auslegungstradition voraus (!). Denn was hat das Wohnen in Zelten mit dem Lernen und der Kenntnis der Schriften zu tun? Die Antwort liegt in Gen 25,27: »Und die Knaben wuchsen, und es ward Esav ein jagdkundiger Mann, ein Mann des Feldes, aber Jaakob ein schlichter Mann, wohnend in Zelten.« (Ü: Zunz) Die antiken Ausleger beschäftige die Frage, warum Jakob in Zelten wohnte, und nicht einfach nur in einem Zelt. Ihre Antwort: in einem Zelt wohnte er, in dem anderen war ein Lehrhaus, in dem er lernte. Diese Deutung ist sehr alt und das erste Mal im Jubiläenbuch (Anfang – Mitte des 2. Jh. BCE) bezeugt: »Jakob aber war vollkommen und rechtschaffen und Esau war ein rauher, wilder und haariger Mann; und Jakob wohnte in Zelten. Und die Jünglinge wuchsen heran, und Jakob lernte die Schrift, Esau aber lernte sie nicht.« (Jub 19, 13-14; Ü: Enno Littmann). MBR: »Jacob war ein frommer Mann, ein Zeltbewohner d.i. er wohnte im Lehrhause Schems und Ebers«(Ü: August Wünsche). Ähnlich äußern sich das Targum Onkelos und das Targum Neophyti zur Stelle

Untersuchungen – Kapitel 6

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(Vers. 2.) «Videntes autem filii Dei filias hominum, quia bonae sunt.» Verbum Hebraicum ELOIM (אלהים), communis est numeri: et Deus quippe et dii similiter appellantur: propter quod Aquila plurali numero, filios deorum ausus est dicere: Deos intelligens, Sanctos, sive Angelos. Deus enim stetit in synagoga deorum: in medio autem deos discernit. [Al. diiudicat] [Psal. LXXXI, 1]. Unde et Symmachus istiusmodi sensum sequens, ait: «Videntes filii potentium filias hominum», et reliqua.

(Gen 6,2): »Die Söhne Gottes sahen aber, dass die Töchter der Menschen schön sind«. Das hebräische Wort Elohim ist nicht auf eine Zahl festgelegt und kann also sowohl Gott als auch Götter heißen. Deshalb wagte es Aquila, in der Mehrzahl Söhne der Götter zu sagen. Er verstand »die Götter« als »Heilige« oder »Engel«. Denn Gott stand in der Versammlung der Götter, und in (ihrer) Mitte urteilt er1 über sie (Ps 81,1 LXX). Daher sagt Symmachus, folgerichtig und sinngemäß: »Die Söhne der Mächtigen sahen die Töchter der Menschen« usw.

(Vers. 3.) «Et dixit Dominus Deus: Non permanebit spiritus meus in hominibus istis in aeternum, quia carnes sunt.» In Hebraeo scriptum est, Non iudicabit spiritus meus homines istos in sempiternum, quia caro sunt: hoc est, quia fragilis est in homine conditio, non eos ad aeternos servabo cruciatus: sed hic illis restituam quod merentur. Ergo non severitatem, ut in nostris codicibus legitur, sed clementiam Dei sonat, dum peccator hic pro suo scelere visitatur. Unde et iratus Deus loquitur ad quosdam: Non visitabo filias eorum, cum fuerint fornicatae, et sponsas eorum, cum adulteraverint (Osee IV, 14). Et in alio loco: Visitabo in virga iniquitates eorum, et in flagellis peccata eorum: verumtamen misericordiam meam non auferam ab eis [Ps. LXXXVIII, 33]. Porro ne videretur in eo esse crudelis, quod peccantibus locum poenitentiae non dedisset, adiecit: «Sed erunt dies eorum centum viginti anni». Hoc est, habebunt centum viginti annos ad agendam poenitentiam. Non igitur humana vita, ut multi errant, in centum viginti annos contracta est: sed generationi illi, centum viginti anni ad poenitentiam dati sunt. Siquidem invenimus, quod post diluvium Abraham vixerit annos centum septuaginta quinque, et caeteri amplius ducentis et trecentis annis. Quia vero poenitentiam agere contempserunt, noluit Deus tempus exspectare decretum: sed viginti annorum spatiis amputatis, induxit diluvium anno centesimo agendae poenitentiae destinato.

(Gen 6,3): »Und Gott der Herr sprach: Mein Geist wird nicht auf ewig in diesen Menschen bleiben, weil sie Fleisch sind.« Im Hebräischen steht geschrieben: »Nicht wird mein Geist diese Menschen für immer verurteilen, weil sie Fleisch sind.«2 Das heißt: Weil die Natur des Menschen zerbrechlich ist, werde ich sie nicht zu ewiger Qual aufsparen. Aber ich werde ihnen hier vergelten, was sie verdienen. Daher klingt hier nicht die Strenge Gottes an, wie man in unseren Handschriften lesen kann, sondern seine Güte, da ja der Sünder hier für seine Bosheit gestraft wird. Daher spricht Gott zornig zu einigen: Ich werde ihre Töchter nicht heimsuchen, wenn sie Unzucht treiben, und ihre Bräute nicht, wenn sie die Ehe brechen. (Hos 4,14 LXX) Und an einer anderen Stelle: Ich werde mit einer Zuchtrute ihr schuldhaftes Handeln strafen und mit Geißeln ihre Sünden; trotzdem werde ich mein Erbarmen nicht von ihnen nehmen (Ps 88,33). Weiters, damit er ihnen gegenüber nicht als grausam erscheine, weil er den Sündern keinen Zeitraum zur Busse vorgegeben hatte, fügt er an: »Aber ihre Tage werden 120 Jahre sein«. Das bedeutet, dass sie 120 Jahre Zeit hätten, um Busse zu tun. So wurde das menschliche Leben nicht, wie viele irrtümlich meinen, auf 120 Jahre verkürzt: Sondern jener Generation sind 120 Jahre zugesprochen worden, um Buße zu tun. 3 Denn wir finden in den Schriften, dass Abraham nach der Sintflut 175 Jahre lebte, und andere mehr als 200 und 300 Jahre. Da sie aber die Busse missachteten, wollte Gott den festgesetzten Zeitpunkt nicht abwarten: Sondern er kürzte den Zeitraum (zur Buße) um 20 Jahre und ließ die Sintflut kommen, und zwar im hundertsten Jahr, das er noch für das Bußetun bestimmt hatte.

(Vers. 4.) «Gigantes autem erant super terram in diebus illis, et post haec quomodo ingrediebantur filii Dei ad filias hominum, et generabant eis. Illi erant gigantes a saeculo homines nominati». In Hebraeo ita habet: «Cadentes erant in terra in diebus illis», id est, ANNAPHILIM (הנפלים). «Et post haec ut ingrediebantur filii deorum ad filias hominum, et generabant eis: hi erant fortes a principio viri nominati». Pro cadentibus, sive gigantibus, violentos interpretatus est Symmachus. Et angelis autem et sanctorum liberis convenit nomen cadentium.

(Gen 6,4): »Giganten aber waren auf der Erde in jenen Tagen und danach, wie die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen hineingingen, zeugten sie ihnen Kinder. Jene waren von Anbeginn an Giganten und wurden Menschen genannt.« Auf hebräisch heißt es so: »Die Fallenden waren auf der Erde in jenen Tagen«, das heißt ha nefilim.4 »Und danach, wie die Söhne der Götter zu den Töchtern der Menschen hineingingen und ihnen (Nachkommen) zeugten: Das waren die, die am Anfang starke Männer/Helden genannt wurden. »Fallende« oder »Giganten« hat Symmachus mit Gewalttätige übersetzt. Aber sowohl zu den Engeln als auch zu den Kindern der Heiligen passt die Bezeichnung »Fallende« besser.

(Vers. 9.) «Noe vir iustus atque perfectus in generatione sua, Deo placuit». Signanter ait, in generatione sua: ut ostenderet non iuxta iustitiam consummatam: sed iuxta generationis suae iustitiam fuisse eum iustum. Et hoc est quod in Hebraeo dicitur: «Noe vir iustus, perfectus erat in generationibus suis: cum Deo ambulabat Noe»: hoc est illius vestigia sequebatur.

(Gen 6,9): »Noe war ein gerechter und vollkommener Mann in seiner Generation. Er gefiel Gott«. Bezeichnenderweise wird in seiner Generation gesagt, um zu zeigen, dass sie nicht entsprechend ihrer Gerechtigkeit ihr Ende fand, sondern dass er entsprechend der Gerechtigkeit seiner Generation gerecht gewesen sei.5 Und im Hebräischen wird gesagt: »Noe war ein gerechter Mann, vollkommen in seinen Generationen: Noe wandelte mit Gott«: Das bedeutet, dass es er seinen Spuren folgte.6

(Vers. 14.) «Fac tibi arcam de lignis quadratis». Pro quadratis lignis, bituminata legimus in Hebraeo.

(Gen 6,14): »Mache für dich eine Kiste aus viereckigen Hölzern.« Statt viereckigen Hölzern lesen wir im Hebräischen mit Pech abgedichtete.

(Vers. 16.) «Colligens, facies arcam, et in cubito consummabis eam desuper». Pro eo quod est, colligens facies arcam, in Hebraeo habet, meridianum facies arcae, quod manifestius interpretatus est Symmachus, dicens, διαφανὲς, hoc est, dilucidum facies arcae, volens fenestram intelligi.

(Gen 6,16): »Du wirst die Kiste machen in dem du sie berechnest und sie oben um eine Elle machst (in einer Elle vollendest?).« Für das, was »du wirst die Kiste machen, in dem du sie berechnest« heißt, steht im Hebräischen, einen Mittag 7 sollst du der Kiste machen, was Symmachus deutlicher übersetzt hat, in dem er diaphanḕs (durchscheinend) sagt, das heißt: Ein Helles sollst du der Kiste machen – er wollte das als »Fenster« verstehen. 8

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  1. Andere Handschriften lesen: Hielt er Gericht über …
  2. Die Bedeutung von lo jādōn ruchi wā’ādām lǝ’olām ist umstritten; je nachdem, ob jādon יָדוֹן von דון abgeleitet wird, was Gesenius als »walten« deutet; oder von דין = »richten« kann übersetzt werden: a: Nicht soll walten mein Geist in dem Menschen für immer (Zunz; Luther); b: Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten (Elberfelder 1905, Schlachter 2000); Koehler/Baumgartner bezeichnen das Wort als unerklärt und erschließen – wie die LXX – aus dem Kontext die Bedeutung »bleiben«. Diese Übersetzung hat auch die EÜ gewählt: Mein Geist soll nicht für immer im Menschen bleiben.
  3. Ähnlich Philo von Alexandria in seinen Fragen zur Genesis: »Aber vielleicht sind 120 Jahre nicht das allgemeine Maß des menschlichen Lebens, sondern nur das der Menschen, die zu dieser Zeit (=der Zeit Noes) lebten, die später in der Flut nach so einer Zahl von Jahren zugrunde gehen mussten, die ein gütiger Wohltäter verlängerte, um Busse für die Sünden zu ermöglichen.« Quaestiones in Genesim, I 91.
  4. Hieronymus leitet seine Deutung von der Wurzel נפל ab, was fallen bedeutet. Dabei greift er wieder eine alte jüdische Deutung auf: »Sie heissen endlich נפלים, weil sie die Welt zum Falle brachten und weil sie aus der Welt fielen und diese durch Ausschweifung mit Riesen füllten.« (MBR XXVI; Ü: August Wünsche)
  5. »Nach Rabbi Jehuda: Unter seinen Zeitgenossen war er ein Gerechter, hätte er aber in der Zeit Moses oder Samuels gelebt, so wäre er es nicht gewesen. Auf der Strasse, wo Blinde sind, wird ein Einäugiger ein Hellsehender genannt.« (MBR XXX; Ü: August Wünsche) Allerdings vertritt Rabbi Nechemja die entgegengesetzte Deutung: »Wenn Noach schon unter seinen Zeitgenossen gerecht war, um wieviel mehr würde er es gewesen sein, wenn er im Zeitalter Moses oder Samuels gelebt hätte!« (Ebenda)
  6. Ein ähnliches Bild zu diesem Vers bietet der Midrasch, der Noach mit einem Kleinkind vergleicht, das seinem Vater hinterhergeht – und Abraham mit einem älteren Kind, das dem Vater vorausgeht. a.a.o.
  7. Im Hebräischen steht das Wort צֹהַר tsōhar, dessen Bedeutung und Herleitung unsicher sind.
  8. Auch diese Übersetzung ist wieder nur vor dem Hintergrund der rabbinischen Tradition zu verstehen: »Nach Rabbi Abba bar Kahana bedeutet צהור (sic!) Fenster, nach Rabbi Levi dagegen: Perle (Edelstein). Rabbi Pinchas sagte im Namen des Rabbi Levi: Während der 12 Monate, in welchen Noach in der Arche war, bedurfte er am Tage nicht des Sonnen- und des Nachts nicht des Mondlichtes, sondern er hatte einen in der Luft schwebenden Edelstein, war dieser finster, so wusste er, dass es Tag war, leuchtete er, so wusste er, dass es Nacht war.« (MBR XXXI; Ü: August Wünsche)

Untersuchungen – Kapitel 5

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(Vers. 2.) «Virum et mulierem fecit eos, et benedixit eos, et vocavit nomen eorum Adam, id est, homo.» Hominis autem nomen, tam viro quam feminae convenit.

(Gen 5,2) »Als Mann und als Frau machte er sie, 1 und segnete sie, und er nannte sie Adam, das bedeutet Mensch«. Die Bezeichnung Mensch kommt nämlich sowohl einem Mann als auch einer Frau zu.

(Vers. 3.) «Vixit autem Adam ducentos et triginta annos, et genuit ad imaginem et similitudinem suam, et vocavit nomen eius Seth». Sciendum quod usque ad diluvium, ubi in nostris codicibus, ducentorum et quod excurrit annorum genuisse quis dicitur: in Hebraeo habeat centum annos, et reliquos qui sequuntur.

(Gen 5,3): »Adam lebte aber 230 Jahre, 2 und er zeugte nach seinem Bild und seiner Ähnlichkeit (einen Nachkommen) und er nannte in Seth.« Man muss wissen, dass bis zur Sintflut, wo in unseren Handschriften (steht), jemand soll mit über 200 Jahren noch (einen Nachkommen) gezeugt haben, im Hebräischen „hundert Jahre“ und noch mehr steht (= über 100 Jahre steht).

(Vers. 4.) «Fuerunt autem dies Adam, postquam genuit Seth, septingenti anni». Quia in ducentis erraverat, consequenter hic posuit septingentos, cum in Hebraeo hic habeatur octingentos, et supra centum.

(Gen 5,4): »Es waren aber die Tage Adams, nachdem er Seth gezeugt hatte, 700 Jahre.« Da er mit den 200 (Jahren) geirrt hatte, setzte er hier folgerichtig 700 Jahre, weil im Hebräischen an dieser Stelle von 800 die Rede ist und vorher von 100 (geschrieben wurde).

(Vers. 25.) «Et vixit Mathusala annis centum sexaginta septem, et genuit Lamech. Et vixit Mathusala, postquam genuit Lamech, annos octingentos duos, et genuit filios et filias. Et fuerunt omnes dies Mathusalae, quos vixit, anni nongenti sexagintanovem, et mortuus est.» Famosa quaestio, et disputatione omnium Ecclesiarum ventilata, quod iuxta diligentem supputationem, quatuordecim annos post diluvium Mathusala vixisse referatur. Etenim cum esset Mathusala annorum centum sexaginta septem, genuit Lamech. Rursum Lamech, cum esset annorum centum octoginta octo, genuit Noe. Et fiunt simul usque ad diem nativitatis Noe, anni vitae Mathusalae, trecenti quinquaginta quinque. Sexcentesimo autem anno vitae Noe, diluvium factum est. Ac per hoc, habita supputatione per partes, nongentesimo quinquagesimo quinto anno Mathusalae, diluvium fuisse convincitur. Cum autem supra nongentis sexaginta novem annis vixisse sit dictus, nulli dubium est quatuordecim eum annos vixisse post diluvium. Et quomodo verum est, quod octo tantum animae in arca salvae factae sunt? Restat ergo, ut quomodo in plerisque, ita et in hoc sit error in numero. Siquidem et in Hebraeis et Samaritanorum libris, ita scriptum reperi: «Et vixit Mathusala centum octoginta septem annis, et genuit Lamech. Et vixit Mathusala, postquam genuit Lamech, septingentos octoginta duos annos et genuit filios et filias. Et fuerunt omnes dies Mathusalae, anni nongenti sexagintanovem, et mortuus est. Et vixit Lamech centum octoginta duobus annis, et genuit Noe.» A die ergo nativitatis Mathusalae, usque ad diem ortus Noe, sunt anni trecenti sexaginta novem: his adde sexcentos annos Noe: quia in sexcentesimo vitae eius anno factum est diluvium: atque ita fit, ut nongentesimo sexagesimo nono vitae suae Mathusala mortuus sit, eo anno, quo coepit esse diluvium.

(Gen 5,25): »Und Mathusala lebte 167 Jahre und zeugte Lamech. Und Mathusala lebte, nachdem er Lamech gezeugt hatte, 802 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. Und es waren alle Tage des Mathusala, die er lebte, 969 Jahre, und er starb.« Das ist eine berühmte Frage 3, die durch die Diskussion aller Kirchen bekannt gemacht worden ist, weil nach sorgfältiger Berechnung überliefert wird, dass Mathusala nach der Sintflut noch 14 Jahre gelebt habe. Und in der Tat, als Mathusla 167 Jahre alt war, zeugte er Lamech. Lamech wiederum zeugte Noe, als er 188 Jahre alt war. Und das macht zusammen bis zum Tag der Geburt des Noe 355 Lebensjahre des Methusala. Im sechshundersten Lebensjahr des Noe ereignete sich die Sintflut. Und deshalb wird durch das Zusammenrechnen der einzelnen Zahlen bewiesen, dass die Sintflut im 955. Lebensjahr des Mathusala war. Da es aber oben heißt, er habe 969 Jahre gelebt, ist es für niemanden zweifelhaft, dass er nach der Sintflut (noch) 14 Jahre gelebt hat. Und wie kann das stimmen, dass nur 8 Seelen in der Arche gerettet wurden (1 Petr 3,20)? Also bleibt nur, dass wie schon oft, so auch hier ein Fehler in der Zahlenangabe vorliegt. So habe auch ich hier herausge­funden, dass in den hebräischen Büchern und in denen der Samariter (Folgendes) geschrieben steht: »Und Methusala lebte 187 Jahre und er zeugte den Lamech. Und es lebte Methusala, nachdem er den Lamech gezeugt hatte, (noch) 782 Jahre und er zeugte Söhne und Töchter. Und alle Tage des Methusala waren 969 Jahre, und er starb. Und Lamech lebte 182 Jahre, und er zeugte den Noe.« Also sind es vom Geburtstag des Mathusala bis zum Tag der Geburt des Noe 369 Jahre: diesen füge 600 Jahre des Noe hinzu – denn im sechshundertsten Jahr seines Lebens ereignete sich die Sinflut. Und so geschah es, dass Mathusala im 969ten Jahr seines Lebens starb, dem Jahr, in dem die Sinflut begann. 4

(Vers. 29.) «Et vocavit nomen eius Noe, dicens: Iste requiescere nos faciet ab operibus nostris». NOE (נה), requies interpretatur. Ab eo igitur, quod sub illo omnia retro opera quieverunt per diluvium, appellatus est requies.

(Gen 5,29): »Und er nannte ihn Noe, indem er sagte: dieser wird uns ausruhen lassen von unseren Mühen.« Noe wird als Ruhe 5 übersetzt. Von daher also, dass unter ihm alle vorherigen Arbeiten durch die Sinflut ruhten, wurde er »Ruhe« genannt.

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  1. MT und LXX haben »männlich und weiblich« – nicht »Mann und Frau«. Diese Version hier ist insofern ungewöhnlich, als sowohl die Vetus Latina wie die Vulgata masculum et feminam (männlich und weiblich) lesen.
  2. Im hebräischen Text sind es 130 Jahre.
  3. Augustinus befasst sich mit der hier behandelten Frage sehr ausführlich im Gottesstaat: https://www.unifr.ch/bkv/kapitel1933-12.htm. Die einzige ihm möglich scheinende Erklärung ist dabei, dass der erste Abschreiber der Septuaginta sich bei den Zahlenangaben geirrt habe, und dass spätere Kopisten den Fehler noch verschlimmerten, weil sie ihn durch nochmals anderen Angaben korrigieren wollten. Alles in allem machen diese unleugbaren Fehler im Text dem Bischof von Hippo große Probleme.
  4. Dass die Rabbinen davon ausgingen, das Methusalem – der Gerechte – sicher vor der Flut gestorben war, belegt Susanne Plietzsch in ihrer Übersetzung des Midrasch Bereschit Rabba: https://bereschitrabba.hypotheses.org/543
  5. Anlass dieser Deutung ist, dass die Etymologie des Namens Noah durch die hebräische Bibel Schwierigkeiten bereitet: »Und nannte seinen Namen Noach, um zu sagen, dieser wird uns trösten wegen unserer Arbeit.« (Gen 5,29; Ü: Zunz). Er wird uns trösten – jechamenu – ist Piel Imperfekt von nchm, was nicht wirklich gut zu dem hebräischen Namen Noach passt. Daher versucht die LXX eine Herleitung von dem Verb nwch, was zu folgender Übersetzung führt: »Und er gab ihm den Namen Noah, indem er sagte: Dieser wird uns ein wenig ausruhen lassen von unseren Arbeiten« (Gen 5,29 Ü: LXX deutsch). Dem hat sich Hieronymus angeschlossen. Die Rabbinen sagen zur Stelle in MBR: »Nach Rabbi Jochanan stimmt die Erklärung nicht mit dem Namen und der Namen nicht mit der Erklärung, es brauchte nur zu heissen: er nannte ihn entweder Noach, weil er uns Ruhe verschaffte, oder Nachman, weil er uns trösten wird.« (MBR XXV Ü: August Wünsche) Mit anderen Worten, wenn die Tora den Namen von nchm herleitet, dann soll sie Noah auch gleich Nachman nennen!