König Bar-Rakib und sein Schreiber

Ein beeindruckendes Bild, das sich heute im Berliner Pergamon-Museum befindet, zeigt den König Bar-Rakib mit seinem Schreiber. Es dürfte aus der Zeit um 730 v. Chr. stammen und wurde in Nordsyrien (heute Zincirli in der Türkei) gefunden. Interessant ist die aramäische Beschriftung, die es enthält.
(Vorab: wer wissen will, warum mich dieses Bild so interessiert, der/die lese Karel van der Toorn: »Scribal Culture and the Making of the Hebrew Bible«.)

König Bar-Rakib mit seinem Schreiber; Nordsyrien, ca. 730 v. Chr.; Quelle: wikimedia commons
König Bar-Rakib mit seinem Schreiber; Nordsyrien, ca. 730 v. Chr.; Quelle: wikimedia commons

Der König sitzt auf dem Thron, vor ihm steht sein Schreiber. An der Oberseite des Bildes findet sich die Inschrift in Aramäisch, die das Bild kommentiert.

Bar-Rakib: Ausschnitt; Quelle: wikimedia-commons
Bar-Rakib: Ausschnitt; Quelle: wikimedia-commons

Mit Hilfe dieser Tabelle ist der Text ganz gut zu lesen, wenn man sich an der Spalte »Sidonian« orientiert. Sie ist diesem Buch entnommen.

Zeichentabelle
Zeichentabelle

Hier der aramäische Text in hebräischer Schrift. Neben dem Kopf des Königs steht:

אנה בררכב בר פנמו

»Ich bin Bar-Rakib, Sohn von Panamuwa«. 1
Über dem Kopf des Schreibers steht:

מראי בעלחרן

»Mein Herr ist Ba’al von Harran«.

Die erste Inschrift Bar-Rakibs

Die so genannte erste Inschrift befindet sich heute in Istanbul. Sie ist auf einem Stein enthalten, der 131 x 62 cm groß ist. Ein Bild dieses Steines finden Sie hier. Dies ist die Wiedergabe der Schriftzeichen in hebräischer Schrift, die Zeilenumbrüche sind beibehalten:


אנה בררכב
בר פנמו מלך שמ
אל עבד תגלתפליסר מרא
רבעי ארקא בצדק אבי ובצד
קי הושבני מראי רכבאל
ומראי תגלתפליסר על
כרסא אבי ובית אבי ע
מל מן כל ורצת בגלגל
מראי מלך אשור במצע
ת מלכן רברבן בעלי כ
סף ובעלי זהב ואחזת
בית אבי והיטבתה
מן בית חד מלכן רברב
ן והתנאבו אחי מלכי
א לכל מה טבת ביתי ו
בי טב לישה לאבהי מ
לכי שמאל הא בית כלמ
ו להם פהא בית שתוא ל
הם והא בית כיצא ו
אנה בנית ביתא זנה

»Ich bin Bar-Rakib,
Sohn von Panamuwa, König von Sam‘
al, Knecht von Tiglat-Pileser, 2 Herr
der Erdviertel. Durch die Gerechtigkeit meines Vaters und meine Gerech-
tigkeit ließen mich sitzen mein Herr Rakib-El 3
und mein Herr Tiglat-Pileser auf
dem (Thron)sitz meines Vaters. Und das Haus meines Vaters m-
ühte sich mehr als alle, und ich lief 4 im Rad
meines Herrn, des Königs von Assur, in der Mitte
von großen Königen, Besitzern von Si-
lber und Besitzern von Gold. Und ich ergriff 5
das Haus meines Vaters und machte es angenehmer
als das Haus irgendeines der großen Köni-
ge und es waren eifersüchtig 6 meine Brüder, die Köni-
ge, auf alles was gut ist an meinem Haus. Doch
ein gutes Haus gab es nicht 7 für meine Väter, die Kö-
nige von Sam’al. Siehe, das Haus von Kilamu-
wa 8 gehörte ihnen und siehe, das Winterhaus gehörte
ihnen und auch das Sommerhaus. Aber
ich habe dieses Haus gebaut«. (MÜ)

Tiglat-Pileser III

Der im Text genannte assyrische Großkönig trieb die Expansion seines Großreiches so weit voran, dass es unter seinem Nachfolger Salmanassar V. (727 – 722 v. Chr.) zum Untergang des Nordreiches kam (vgl. 2 Kön 17,1-23).

Tiglath-Pileser III; Louvre, Paris; Quelle: wikimedia commons
Tiglath-Pileser III; Louvre, Paris; Quelle: wikimedia commons

Ich denke, dass es Schreiber – ähnlich dem auf dem ersten Bild abgebildeten – waren, die damals in Juda begannen, die ersten Texte für etwas zu sammeln und zu editieren, das später die Hebräische Bibel werden sollte.

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  1. In der Vokalisierung der Namen folge ich Frederick E. Greenspahn, An Introduction to Aramaic. Corrected Second Edition S. 169
  2. Gemeint ist Tiglat-Pileser III., 745 – 727 v. Chr., der mehrfach in der Bibel genannt wird, hier auch unter seinem babylonischen Namen Pul (= der Elefant) – 1 Chr 5,26 und 2 Kön 15,19; 2 Kön 15,29; 2 Kön 16,7-18;
  3. Der Gott von Sam’al, dem Land Bar-Rakibs, dessen Namen „Sohn des (Gottes) Rakib“ bedeutet.
  4. Von רוץ
  5. Von אחד
  6. Nach Greenspahn eine Hitnaf’al Form von אבה oder יאב
  7. Entspricht לא ישׁ
  8. Kilamuwa war ein Vorgänger von Bar-Rakib im 9. Jh. v. Chr.

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