Drei klassische Darstellungen des zwölfjährigen Jesus im Tempel – von Duccio di Buoninsegna (ca. 1255-1319), Albrecht Dürer (ca. 1471-1523) und Bernhard Strigel (um 1460 – 1528). Finde den Unterschied! Hier zuerst das Bild von Duccio:
Hier das Bild von Albrecht Dürer, Teil des Gesamtbildes der Sieben Schmerzen Mariens. Vor kurzem sah ich es noch in der Gemäldegalerie in Dresden:
Und nun das Bild von Bernhard Strigel:
Die Inschrift auf dem Bild ist hier übersetzt. Und wo ist der Unterschied?
Lösung
Auf allen drei Bildern ist Jesus als Lehrer dargestellt, höher sitzend als die Schriftgelehrten und sie unterrichtend. Aber Lukas erzählt in seinem Evangelium:
καὶ ἐγένετο μετὰ ἡμέρας τρεῖς εὗρον αὐτὸν ἐν τῷ ἱερῷ καθεζόμενον ἐν μέσῳ τῶν διδασκάλων καὶ ἀκούοντα αὐτῶν καὶ ἐπερωτῶντα αὐτούς·
»Und es geschah, nach drei Tagen fanden sie ihn in dem Tempel, als er inmitten der Lehrer saß und ihnen zuhörte und sie (zurück)fragte«. (Lk 2,46) Und dann heißt es:
ἐξίσταντο δὲ πάντες οἱ ἀκούοντες αὐτοῦ ἐπὶ τῇ συνέσει καὶ ταῖς ἀποκρίσεσιν αὐτοῦ.
»Alle aber staunten, die ihn hörten, über seine Auffassungsgabe und seine Antworten«. (Lk 2,47)
Die drei Bilder erzählen eine andere Geschichte – hier ist Jesus nicht derjenige, der fragt, sondern der, der lehrt. Kein geringer Unterschied. Übrigens: Wer nicht glauben mag, dass auch Jesus lernte, der/die lese Lk 2,52.
(Die Idee zu diesem Artikel habe ich natürlich von Frank Crüsemann …)