sagt Mephistopheles im ersten Teil des Faust. Hinter seiner Einschätzung steht natürlich wieder ein von der Bibel geprägtes Weltbild, und dort ist das Blut wirklich etwas ganz besonderes. Das hebräische Wort für Blut – dam – ist nicht nur in dem Wort für »Mensch« – adam – enthalten, sondern auch in dem Ausdruck »Erde« bzw. »Ackerboden« – adama – aus dem der Mensch genommen ist und zu dem er zurückkehrt.
In Gen 2,7 heißt es: Da formte Gott, der Herr, den Menschen (adam) aus Erde vom Ackerboden (adama) und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch (adam) zu einem lebendigen Wesen (næfæsch). (EÜ) Im 17. Kapitel des Buches Levitikus, das ganz auf die Opfer konzentriert ist, werden dam (Blut) und næfæsch (Leben) identifiziert.
Levitikus 17,11
Dieser Vers hat es in sich, und stellt für die Übersetzung eine Herausforderung dar. Deshalb hier ein kleines Panorama der möglichen Übertragungen:
Zunächst einmal der masoretische Text:
כִּי נֶפֶשׁ הַבָּשָׂר בַּדָּם הִוא וַאֲנִי נְתַתִּיו לָכֶם עַל־הַמִּזְבֵּחַ לְכַפֵּר עַל־נַפְשֹׁתֵיכֶם כִּֽי־ הַדָּם הוּא בַּנֶּפֶשׁ יְכַפֵּֽר׃
Mein Übersetzungsversuch kommt weiter unten, zunächst einmal werfen wir einen Blick darauf, was die LXX daraus gemacht hat:
ἡ γὰρ ψυχὴ πάσης σαρκὸς αἱμα αὐτοῦ ἐστιν, καὶ ἐγὼ δέδωκα αὐτὸ ὑμῖν ἐπὶ τοῦ θυσιαστηρίου ἐξιλάσκεσθαι περὶ τῶν ψυχῶν ὑμῶν· τὸ γὰρ αἱμα αὐτοῦ ἀντὶ τῆς ψυχῆς ἐξιλάσεται.
Die LXX-Fassung auf Deutsch: »Denn das Leben allen Fleisches ist sein Blut. Und ich habe es euch auf den Altar gegeben, um euren Leben Versöhnung zu geben. Denn sein Blut gibt ja an Stelle des Lebens Versöhnung.« (MÜ)
Vulgata: quia anima carnis in sanguine est et ego dedi illum vobis ut super altare in eo expietis pro animabus vestris et sanguis pro animae piaculo sit.
Vulgata deutsch: Denn das Leben des Fleisches ist im Blut und ich habe es euch gegeben, damit ihr durch es auf dem Altar versöhnt werdet und das Blut dem Leben zum Sühneopfer sei. (MÜ)
Moses Mendelsohn: Denn der Lebensgeist allen Fleisches (das heißt, das Persönliche der lebendigen Geschöpfe) ist im Blut. Ich habe daher verordnet, dass es für euch auf den Altar kommen soll, um eure Lebensgeister (das heißt eure Person) zu versöhnen. Denn das Blut ist es, welches den Lebensgeist (das heißt die Person) versöhnt. 1
Leopold Zunz: Denn die Seele des Fleisches ist im Blute, und ich habe es für euch bestimmt auf den Altar, zu sühnen eure Seelen, denn das Blut selbst sühnt durch die Seele. 2
Lazarus Goldschmidt: … denn das Blut sühnt mit dem Leben. (bJoma 5a) 3
Bernhard Lang: Denn gerade das Leben des Fleisches ist im Blut. Und ich (Gott) selbst habe es euch auf/für den Altar gegeben, damit es für euch persönlich Sühne erwirkt; denn das Blut ist es, das durch das (in ihm enthaltene) Leben sühnt. 4
Lothar Hossfeld: Die Lebenskraft des Fleisches sitzt nämlich im Blut. Dieses Blut habe ich euch gegeben, damit ihr auf dem Altar für euer Leben die Sühne vollzieht; denn das Blut ist es, das für ein Leben sühnt. 5
BigS: Denn das Leben des Fleisches ist im Blut. Und ich habe es euch auf den Altar gegeben zur Versöhnung und Reinigung eurer Leben, denn es ist das Blut, das durch das Leben diese Reinigung vollzieht.
MÜ: Denn das Leben des Fleisches – im Blut ist es. Und ICH, ich habe es gegeben/ ich habe es erlaubt auf dem/den Altar, um Versöhnung zu geben für Leben. Denn das Blut ist es, das mit dem/durch das Leben Versöhnung gibt.
Lev 7,14
Die Identifikation von Blut und Leben wird dann in Lev 17,14 ausgesprochen: Denn das Leben (næfæsch) allen Fleischs – sein Blut (dam) ist ja sein Leben (næfæsch). (BigS)
Soviel einmal zu der Frage der Übersetzung, die ja schon Auslegung ist. Zum tieferen Sinn demnächst mehr.