An dieser Stelle will ich kurz zwei Dokumente der päpstlichen Bibelkommission vorstellen, die ich für inhaltlich hervorragend und absolut lesenswert halte. Sie passen dazu auch noch bestens zum Thema dieses Blogs: der Auslegung der Bibel. Das erste Dokument trägt den Namen: Die Interpretation der Bibel in der Kirche und stammt aus dem Jahr 1993. Hier wird in umfassender Weise die Auslegung der Bibel sowie die vielfältigen und unterschiedlichen Zugänge zu ihrer Interpretation geschildert. Gerade den Überblick zu den verschiedenen Methoden finde ich sehr schön, die klare Absage an den Fundamentalismus (I F) lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Die weiteren Abschnitte sind der Frage der Hermeneutik, der spezifisch katholischen Interpretation und ihrer Stellung im Leben der Kirche gewidmet.
Das zweite Dokument heißt: Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift in der christlichen Bibel. Hier findet man auch die Begründung dafür, dass ich mich immer wieder mit der jüdischen Bibelauslegung befasse: »Christen können und müssen zugeben, dass die jüdische Lesart der Bibel eine mögliche Leseweise darstellt, die sich organisch aus der jüdischen Heiligen Schrift der Zeit des Zweiten Tempels ergibt, in Analogie zur christlichen Leseweise, die sich parallel entwickelte. Jede dieser beiden Leseweisen bleibt der eigenen Glaubenssicht treu, deren Frucht und Ausdruck sie ist. So ist die eine nicht auf die andere rückführbar. Auf dem konkreten Feld der Exegese können die Christen gleichwohl viel von der jüdischen Exegese lernen, die seit mehr als zweitausend Jahren ausgeübt worden ist, und sie haben in der Tat im Laufe der Geschichte auch viel von ihr gelernt.« (2.A.7) Alles in allem ist dieses Dokumente eine echte Wohltat, vor allem vor dem Hintergrund der eigenen, antijudaistischen Tradition.