Paulus beginnt seinen Brief an die von ihm gegründete Gemeinde in Philippi (vgl. Apg 16,11 ff.) mit den Worten: »Paulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu, an alle Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind, mit ihren Bischöfen und Diakonen.« (Phil 1,1 – EÜ) In Röm 16,1-2 würdigt Paulus eine seiner wichtigsten Mitarbeiterinnen: »Ich empfehle euch unsere Schwester Phöbe, die Dienerin der Gemeinde von Kenchreä: Nehmt sie im Namen des Herrn auf, wie es Heilige tun sollen, und steht ihr in jeder Sache bei, in der sie euch braucht; sie selbst hat vielen, darunter auch mir, geholfen.« (EÜ)
Problematisch an dieser Übersetzung ist, dass in beiden Fällen das griechische Wort diákonos steht, was die Einheitsübersetzung bei den Männern (?) im Philipper mit »Diakon« übersetzt, bei der Frau im Römer aber mit »Dienerin«. Ist diese Differenzierung gerechtfertigt?
Schon 1982 kam Gerhard Lohfink in dem Sammelband »Die Frau im Urchristentum« nach sorgfältiger Analyse des Kontexts zu folgendem Fazit: »Um das Jahr 55 n. Chr. trägt in der korinthischen Hafenstadt Kenchreä eine Christin namens Phöbe, die schon vielen Glaubensgenossen geholfen hat und die von Paulus hochgeschätzt wird, die offizielle Bezeichnung Diakon. Dieser Titel erwächst aus der Stellung Phöbes in ihrer Ortskirche: Phöbe ist Diakon der Gemeinde von Kenchreä.« (QD 95, S. 326)
Im gleichen Artikel verweist Lohfink auch auf den Ämterspiegel (= das Anforderungsprofil) der Diakone in 1 Tim 3,8-13, der in Vers 11 relativ unvermittelt von den Frauen spricht. Seiner Meinung nach spricht alles dafür, »dass es in V. 11 nicht um die Frauen der Diakone, sondern um weibliche Diakone, also um Amtsträger geht.« (S. 333) Dieser biblische Befund wird durch einen Blick in die Tradition der Alten Kirche massiv untermauert.