Nach der Osteroktav ist es Zeit für einen kleinen Rückblick auf die Liturgie der Osternachtfeier. Hier spielt die Bibelauslegung durch die Liturgie eine ganz entscheidende Rolle, und sehr erhellend ist dabei der Einsatz von Licht und Finsternis.
Ich habe die Feier dieses Jahr wieder so erlebt: nach der Entzündung der Osterkerze am Osterfeuer vor der Kirche Einzug in die dunkle Halle, Weitergabe des Lichtes mit dreimaligem Lichtruf und dann das wunderbare Osterlob. Die Kirche blieb ziemlich dunkel, die Kerzen brannten in den Händen der Mitfeiernden, während erfreulicherweise alle sieben Lesungen gelesen wurden. Dann wurde zum Gloria das Licht voll aufgedreht und die Kerzen gelöscht.
Das Problem
Mein Problem dabei ist: gewollt oder ungewollt wird hier vermittelt, dass das AT dunkel sei und das Licht erst mit dem NT komme. Ganz drastisch wird dieses Vorverständnis auf dem folgenden Ablauf vermittelt, der aus einer anderen diesjährigen Osternachtfeier in Österreich stammt:
Hier wird allen Ernstes die Osterkerze nach dem als komplett dunkel betrachteten AT entzündet. Dass die Schrift im Licht der Auferstehung gelesen wird, haben die Verantwortlichen einfach nicht verstanden.
Ein Blick ins Messbuch
Ein Blick ins Messbuch hilft hier wirklich weiter. Die Rubriken lassen nichts an Klarheit zu wünschen übrig. Ich zitiere, mit Nummernangabe aus dem Messbuch, das zu Beginn der Feier vermerkt:
7. Das Licht in der Kirche ist gelöscht.
Nach der Segnung des Osterfeuers und der Entzündung der Osterkerze:
15. Alle ziehen in der Kirche ein. (…) Die Mitfeiernden zünden ihre Kerzen an der Osterkerze an und ziehen weiter.
Hat dann die Osterkerze den Altar erreicht:
In der Kirche wird Licht angemacht.
Beim Osterlob:
17. Alle stehen und halten die brennenden Kerzen.
Nach dem Osterlob:
22. Alle legen die Kerzen weg und setzen sich.
31. Nach dem Gebet zur letzten Lesung aus dem Alten Testament werden die Altarkerzen angezündet. Der Priester stimmt das Gloria an, in das alle Anwesenden einstimmen.
35. Zum Evangelium werden keine Leuchter getragen, sondern nur Weihrauch (wenn er verwendet wird).
46. Nach der Spendung der Taufe (und gegebenenfalls der Firmung) oder, falls eine solche nicht stattfand, nach der Segnung des Wassers, erneuern alle, mit brennenden Kerzen in den Händen, das Taufversprechen.
Hier wird durch die Lichtregie keine Herabsetzung des AT vermittelt und ich fände es sehr wünschenswert, wenn sich das Modell der Feier nach dem Messbuch allgemein durchsetzen würde.
Ich werde mich bemühen, diese Erkenntnisse nächstes Jahr in die Vorbereitung des Gottesdienstes einfließen zu lassen.