Der Gottesnamen in der Liturgie

In der Osternacht ist es mir wieder aufgefallen: in der vorgeschriebenen Lesung aus Ex 14 (die Rettung Israels am Schilfmeer) wird im katholischen Lektionar, das der Einheitsübersetzung folgt,  in Vers 25 das Tetragrammaton (gr.: der »aus Vier Buchstaben geschriebene« Gottesnamen JHWH) ausgeschrieben. Ich finde das in mehrfacher Hinsicht ärgerlich.  Zum einen spricht der hebräische Text permanent von JHWH; warum also dann die Ausschreibung nur hier? Weiters hat die alte Kirche niemals den Gottesnamen ausgesprochen, sie hat immer an seiner Stelle Kyrios (griechisch), Dominus (lateinisch) oder eben Herr gelesen. Auch der heilige Thomas verwendet den Ausdruck Tetragrammaton [vgl. Sth I Q 13,9 (Respondeo) und 13,11 (ad primum)] – und keine vokalisierte Ausschreibung – von der übrigens niemand mit Sicherheit sagen kann, ob sie denn überhaupt richtig ist.

Ich könnte sogar ganz kirchenamtlich werden: Die römische Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramenten­ordnung hat am 29. Juni 2008 entsprechende „Direktiven zum Gebrauch des Gottesnamens in der Liturgie“ an die Bischofskonferenzen erlassen. Hier wird aus Respekt vor der jüdischen Tradition und der Praxis der Alten Kirche angeordnet, in der Liturgie das »Tetragramm« nicht auszusprechen. In der gottesdienstlichen Realität ist das im deutschen Sprachraum bislang nicht wirklich abgekommen …

3 Gedanken zu „Der Gottesnamen in der Liturgie“

  1. Danke für den Kommentar.
    „Im Prinzip“ wusste ich das, ich hätte diesen gern schon gehabt, als ich neulich mit zwei Zeugen Jehovas zu „kämpfen“ hatte, die mich „bekehren“ wolllten. Immerhin habe ich sie soweit gebracht, dass sie in meiner Gegenwart den Namen auch nicht mehr aussprachen. Das hielt ich schon für einen Erfolg.

    1. Jesus lehrte uns zu beten: „…dein Name werde geheiligt…“. Das Tetragrammaton JHWH kommt im hebräischen Urtext fast 7000 (!!) mal vor. Wie vermessen muss man sein, das zu ignorieren und einfach durch „Herr“ zu ersetzen. In der Bibel erwähnte Personen wie Abraham, Moses, Elia, Jesaja… usw. hatten kein Problem damit, den Namen Gottes zu gebrauchen. Leider haben die Juden um vieles später wohl das zweite Gebot, Gottes Namen nicht in unwürdiger Weise zu gebrauchen, missverstanden und ihn dann gar nicht mehr ausgesprochen. So war irgendwann nicht mehr klar, wie er ursprünglich ausgesprochen wurde. Die bekannteste und am häufigsten verwendete Aussprache ist „Jehova“ oder „Jahwe“. Wie auch immer, auch der Name von Jesus und unser eigener Name wird in jedem Land anders ausgesprochen, deswegen möchten wir aber nicht nur mit „Frau“ oder „Herr“ angesprochen werden. Den Namen Gottes „Jehova“ oder „Jahwe“ zu gebrauchen ist auch deswegen wichtig, damit man ihn von Jesus unterscheiden kann – es sind zwei verschiedene Geistpersonen! Aber vermutlich hat es die katholische Kirche deswegen verboten, damit sie ihre Irrlehre von der Dreieinigkeit (die nirgendwo in der heiligen Schrift zu finden ist) besser begründen können.

      1. Was Sie als Zeugin Jehovas leider übersehen, ist, dass die Verfasser der neutestamentlichen Schriften das Tetragramm niemals verwenden. Wenn Ihre Neue-Welt-Übersetzung im NT „Jehova“ schreibt, steht im griechischen Ausgangstext immer „Kyrios“. Noch dazu dürfte der Wachtturm Sie nicht über den Gebrauch der nomina sacra in den ältesten Handschriften des NT informiert haben. Daher überzeugt mich Ihr Kommentar gar nicht.

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