»Wort des lebendigen Gottes«

Wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, ist dieses Bekenntnis am Ende der biblischen Lesung ein Satz, den ich immer wieder im Gottesdienst meiner Kirche nicht zu hören bekomme.

Seit vielen Jahren geläufig ist mir in diesem Zusammenhang die Ansicht von Lektoren und Lektorinnen, nach einer Lesung aus einem Paulusbrief könne man eigentlich gar nicht »Wort des lebendigen Gottes« sagen, denn den Text habe ja Paulus geschrieben und damit seien eigentlich nur die Worte eines Menschen gelesen worden. (Ob hier dann noch die angebliche Frauenfeindlichkeit des Paulus eine Rolle spielt, weiss ich nicht).

Ich vermute, die Meisten, die so denken und handeln, sind sich nicht bewusst, dass auch die Evangelien und alle anderen biblischen Bücher von Menschen geschrieben worden sind. Und trotzdem halte ich es als Katholik für wahr, dass sich in diesen von Menschen geschriebenen Worten Gott selbst mitteilt (»Gotteswort im Menschenwort«) und fühle mich um einen wesentlichen Aspekt der biblischen Verkündigung gebracht, wenn das im Gottesdienst nicht zum Ausdruck kommt.

Ich will diese meine Ansicht übrigens niemand aufzwingen – das geht ohnehin nicht – aber ich finde es wünschenswert, dass sie Konsens unter den Mitfeiernden ist.

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