Untersuchungen – Kapitel 14

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(Cap. XIV – Vers. 2,3.) «Et rex Bale, haec est Segor. Omnes hi consenserunt apud vallem Salsam, hoc est, mare Salis.» Bale lingua Hebraea, κατάποσις, id est, devoratio dicitur. Tradunt igitur Hebraei, hanc eamdem in alio Scripturarum loco Salisa nominari (I Reg. IX,4): dicique rursum, μόσχον τριετίζουσαν, id est, vitulam conternantem, quod scilicet tertio motu terrae absorpta sit (Isa XV,5).Et ex eo tempore, quo Sodoma et Gomorrha, Adama et Seboim divino igne subversae sunt, illa parvula. Siquidem Segor transfertur in parvam, quae lingua Syra Zoara dicitur. Vallis autem Salinarum, sicut in hoc eodem libro scribitur, in qua fuerunt ante putei bituminis, post Dei iram, et sulphuris pluviam, in mare Mortuum versa est: quod a Graecis λίμνη Ἀσφαλτῖτις, id est, stagnum bituminis appellatur.

(Gen 14,2-3) »Und der König von Bala, 1 das ist Segor. Sie alle kamen überein beim Salztal, das heißt beim Salzmeer.« 2 Bala wird in der hebräischen Sprache katáposis genannt, das bedeutet Verschlingen. 3 Daher überliefern die Hebräer, dass Bale an einer anderen Stelle der Schrift Salisa 4 genannt wird (1 Sam 9,4). Umgekehrt werde es móschon trietízousan genannt, das ist ein dreijähriges Kalb, was bedeutet, dass sie durch das dritte Erdbeben verschlungen wurde (Jes 15,5). 5 Und seit der Zeit, da Sodom und Gomorrha, Adama und Seboim durch göttliches Feuer vernichtet wurden, ist sie unbedeutend, da ja Segor als unbedeutend übersetzt wird, was in der syrischen Sprache Zoara heißt. 6 Das Tal der Salinen aber, wie in eben diesem Buch geschrieben steht, das Tal, in dem vorher die Bitumenbrunnen waren, wurde nach dem Zorn Gottes und dem Schwefelregen in das Tote Meer verwandelt. Von den Griechen wird es límnē asphaltĩtis, das heißt: Bitumensee genannt.

(Vers. 5) «Et conciderunt gigantes in Astaroth Carnaim, et gentes fortes simul cum eis: et Ominaeos in Save civitate, antequam Sodomam pervenirent». Quatuor reges profecti de Babylone, interfecerunt gigantes, hoc est RAPHAIM [רפאים], robustos quosque Arabiae, et Zuzim, in Hom, et Emim in civitate Save, quae usque hodie sic vocatur. ZUZIM [זוזים] autem et EMIM [אימים], terribiles et horrendi interpretantur: pro quo Septuaginta, sensum magis quam verbum ex verbo transferentes, gentes fortissimas posuerunt. Porro BAEM, pro quo dixerunt, ἅμα αὐτοῖς, hoc est cum eis, putaverunt scribi per HE [ה], ducti elementi similitudine, cum per HETH scriptum sit. BAEM [בהם] enim cum per tres litteras scribitur: si mediam HE habet, interpretatur, in eis: si autem HETH, ut in praesenti, locum significat, id est, IN HOM.

(Gen 14,5): »Und sie vernichteten die Giganten in Astaroth Carnaim, und mit ihnen zusammen starke Völker: auch die Ominäer in der Stadt Save, bevor sie nach Sodom kamen«. Vier Könige brachen von Babylon auf, und töteten die Giganten, das bedeutet die Refaim, 7 (das sind) gerade die Kräftigsten Arabiens, die Zuzim, in Hom, und die Emim in der Stadt Save, die bis heute so genannt wird. Zuzim 8 und Emim 9 werden als Furchtbare und Entsetzliche übersetzt, wofür die Siebzig sehr starke Völker setzten, indem sie mehr dem Sinn nach als entsprechend der Wortbedeutung Wort für Wort übersetzten. Weiters meinten sie, dass Bəhām, wofür sie háma autois sagten, das heißt mit ihnen, – wegen der Ähnlichkeit der Buchstaben mit einem HE statt mit einem Chet geschrieben wird. Denn wenn Bəhām mit drei Buchstaben geschrieben wird (ergibt sich Folgendes): Wenn das Wort in der Mitte ein He hat, wird es als in ihnen übersetzt, wenn aber wie in diesem Fall ein CHET steht, bezeichnet es einen Ort und bedeutet in Chom.

(Vers. 7) «Et revertentes venerunt ad fontem iudicii, haec est Cades». Per anticipationem dicitur, quod postea sic vocatum est. Significat autem locum apud Petram, qui fons iudicii nominatur: quia ibi Deus populum iudicavit. «Et percusserunt omnem regionem Amalecitarum et Amorrhaeorum sedentem in Asasonthamar.» Hoc oppidum est, quod nunc vocatur Engaddi, balsami et palmarum fertile. Porro Asasonthamar, in lingua nostra resonat, urbs Palmarum. Thamar quippe palma dicitur. Sciendum autem pro eo, quod post paululum sequitur:

(Gen 14,7): »Und auf dem Rückweg kamen sie zur Quelle des Gerichtes, das ist Kadesch.« Durch Vorwegnahme wird gesagt, was erst später so bezeichnet wurde. 10 Gemeint ist aber ein Ort in der Nähe von Petra, der Quelle des Gerichts genannt wird, da dort Gott das Volk richtete. »Und sie schlugen das ganze Gebiet der Amalekiter und Amoriter, das in Hazezon-Tamar 11 iegt.« Das ist eine befestigte Stadt, die jetzt En-Gedi genannt wird, reich an Balsam und Palmen. Hazezon-Tamar 12 klingt nun aber in unserer Sprache (wie) Stadt der Palmen. Man muss aber dazu wissen, was ein klein wenig später folgt:

(Vers. 8) »Et direxerunt contra eos aciem ad bellum in valle Salinarum«, in Hebraeo haberi, in valle SEDDIM [שדים]: quod Aquila interpretatur τῶν περιπεδίνων, Theodotio, τῶν ἀλσῶν, amoena nemora significantes.

(Gen 14,8): »Und sie richteten die Schlachtordnung gegen sie zum Krieg aus im Tal der Salinen.« Auf Hebräisch wird es für das Tal Seddim gehalten, was Aquila als (Tal) von Ebenen umgeben übersetzt hat, 13 Theodotion (als Tal) der heiligen Haine, was liebliche Wälder bezeichnet.

(Vers. 11) «Et tulerunt omnem equitatum Sodomorum et Gomorrhae». Pro equitatu in Hebraeo habet RACHUS [רכש], id est substantiam.

(Gen 14,11): »Und sie nahmen die ganze Reiterei der Sodomiter und Gomorras.« Für Reiterei steht auf Hebräisch rechusch, 14 das bedeutet Besitz.

(Vers. 13) «Et qui fugerat, nuntiavit Abram transitori. Ipse vero sedebat ad quercum Mambre Amorrhaei fratris Eschol, et fratris Aunam, qui erant coniurati Abrahae.» Pro eo, quod nos posuimus, transitori, in Hebraeo scriptum est IBRI [עברי], hoc enim transitor exprimitur. Quod autem ait: apud quercum Mambre Amorrhaei, melius in Hebraeo legimus, apud quercum Mambre Amorrhaei fratris Escol: et fratris non Aunam, ut Septuaginta transtulerunt, sed Aner: Ut ostenderet Mambre et Escol, et Aner Amorrhaeos atque germanos, socios fuisse Abrahae.

(Gen 14,13): »Und der geflohen war, berichtete es Abraham, dem Weiterreisenden, der aber saß bei der Eiche des Amoriters Mambre, des Bruders Eschols und des Bruders Aunan, die waren Verbündete Abrahams.« Für das, was wir als dem Vorübergehenden übersetzt haben, steht im Hebräischen Ivri, 15 was als Vorübergehender wiedergegeben wird. Dass es aber heißt: bei der Eiche des Amoriters Mambre, so lesen wir auf Hebräisch besser: Bei der Eiche des Amoriters Mambre, des Bruders Eschols, und des Bruders – nicht Aunam, wie die Siebzig übersetzt haben – sondern Aners, damit gezeigt wird, dass Mambre, Eschol und Aner, die Gefährten Abrahams, Amoriter und leibliche Brüder waren.

(Vers. 14) «Et persecutus est eos usque Dan». Ad Phoenicis oppidum, quod nunc Paneas dicitur. Dan autem unus e fontibus est Iordanis. Nam et alter vocatur Ior, quod interpretatur ῥεῖθρον: id est, rivus. Duobus ergo fontibus, qui haud procul a se distant, in unum rivulum foederatis, Iordanis deinceps appellatur.

(Gen 14,14): »Und er verfolgte sie bis Dan«. Bis zur Stadt der Phönizier, die jetzt Paneas genannt wird. Dan ist auch eine der Quellen des Jordan. Denn eine Zweite wird Ior genannt, was als Hreithron übersetzt wird 16 das bedeutet Bach. Daher bezeichnet man schließlich das aus zwei nicht eben weit voneinander entfernten Quellen in einem vereinte Bächlein als Jordan.

(Vers. 18) «Et Melchisedech rex Salem protulit panem et vinum, et ipse Sacerdos Dei excelsi, et benedixit ei». Quia semel opusculum nostrum, vel Quaestionum Hebraicarum, vel Traditionum congregatio est, propterea quid Hebraei de hoc sentiant, inferamus. Aiunt hunc esse Sem filium Noe: et supputantes annos vitae ipsius, ostendunt eum ad Isaac usque vixisse, omnesque primogenitos Noe donec sacerdotio fungeretur Aaron, fuisse pontifices. Porro Salem, rex Ierusalem dicitur, quae prius Salem appellabatur. Melchisedech autem beatus Apostolus ad Hebraeos (VII, 3), sine patre et matre commemorans, ad Christum refert, et per Christum ad gentium Ecclesiam. Omnis enim capitis gloria refertur ad membra, eo quod praeputium habens, Abrahae benedixerit circumciso, et in Abraham Levi, et per Levi Aaron: de quo postea sacerdotium. Ex quo colligi vult, sacerdotium Ecclesiae habentis praeputium, benedixisse circumciso sacerdotio Synagogae. Quod autem ait: Tu es sacerdos in aeternum, secundum ordinem Melchisedech [Ps. CIX, 4]: mysterium nostrum in verbo ordinis significatur: nequaquam per Aaron irrationalibus victimis immolandis, sed oblato pane et vino: id est, corpore et sanguine Domini Iesu.

(Gen 14,18): »Und Melchisedek, der König von Salem, brachte Brot und Wein herbei – er war ein Priester des höchsten Gottes – und segnete ihn«. Da nun einmal unser kleines Werk sowohl eine Ansammlung von Hebräischen Fragen als auch von Traditionen ist, wollen wir deswegen vorbringen, was die Hebräer darunter verstehen. Sie sagen, dass dieser Sem, der Sohn Noachs, sei. Und indem sie die Jahre seines Lebens berechnen, erklären sie, dass er bis zu Isaak gelebt habe 17 und dass alle Erstgeborenen (zur oder nach der Zeit) Noachs Priester waren, solange bis Aaron das Priestertum übernahm. Weiters wird er Salem, der König Jerusalems genannt, das früher Salem hieß. Indem der selige Apostel Melchisedek (im Brief) an die Hebräer ohne Vater und Mutter anführt (Hebr 8,3), bezieht er ihn auf Christus, und durch Christus auf die Kirche der Völker. Denn die Ehre jedes Hauptes bezieht sich auf die Glieder, daher daher wird der, der eine Vorhaut hatte, den beschnittenen Abraham gesegnet haben, und in Abraham Levi und durch Levi Aaron: von dem später das Priestertum kommt. Daher will er, dass zusammengefasst 18 wird: Das Priestertum der Kirche, die eine Vorhaut hat, hat das beschnittene Priestertum der Synagoge gesegnet. Dass er aber sagt: Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung des Melchisedeks (Ps 110,4), so wird mit dem Wort Ordnung unser Mysterium (unser Kult/Gottesdienst) bezeichnet, keinesfalls jedoch durch die unvernünftigen Schlachtopfer Aarons, sondern durch die Opferung von Brot und Wein: das heißt den Leib und das Blut des Herrn Jesus.

(Eine rabbinische Reaktion auf diese Deutung findet sich hier.)

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  1. Andere Lesart nach der LXX-Ausgabe von Rahlfs: Balak (βαλακ)
  2. Hieronymus gibt an dieser Stelle ebenfalls die Vetus Latina wieder, die eine lateinische Übersetzung aus der LXX ist. καὶ βασιλέως βαλα αὕτη ἐστὶν σηγωρ πάντες οὗτοι συνεφώνησαν ἐπὶ τὴν φάραγγα τὴν ἁλυκήν αὕτη ἡ θάλασσα τῶν ἁλῶν.
  3. MBR: »Bæla – (das bedeutet), dass seine Bewohner verschlungen wurden«. (MÜ) Die Rabbinen leiten den Namen des Ortes von der gleichen Verbwurzel bāla ab, das verschlingen, verschlucken bzw. zugrunde richten bedeutet.
  4. Hebräisch heißt dieser Ort in 1 Sam 9,4 אֶרֶצ־שָׁלִשָׁה und kommt nach der großen Masora sonst nur in 2 Kön 4,42 vor.
  5. Die Stelle ist nur durch die LXX-Fassung verständlich: »Das Herz der Moabitis ruft in sich selbst bis nach Segor, denn sie ist eine junge Kuhb von drei Jahren«. Die Verbindung wird durch den Namen »Segor« hergestellt, der sowohl in Gen 14,2 LXX als auch in Jes 15,4 LXX verwendet wird, und in der Genesis Stelle als Synonym für Bala steht. Septuaginta Deutsch gibt zu dem Ausdruck an, des handle sich um »ein Bildwort für ein Land, das dem Gericht verfällt«. Zu dem Ausdruck siehe auch Gen 15,9.
  6. צֹֽעַר – Zoar: so der Namen im Hebräischen, leitet sich von der Wurzel צער ab, was »klein sein« bedeutet.
  7. רְפָאִים – in der LXX als γίγαντες wiedergegeben: sie werden in Gen 15,20 zu den vorisraelitischen Völkern Palästinas gerechnet.
  8. זוּזִים – in der LXX als ἔθνη ἰσχυρά übersetzt.
  9. אֵימִים – die Ureinwohner Moabs, vgl. Dtn 2,10-11.
  10. Diese rätselhafte Aussage wird nur klar durch einen Blick in MBR: ױכו את כל שדה העמלקי עדײן לא עמד עמלק ואת אמ׳ ױכן את כל שדה העמלקי אלא מגיד מראשית אחרית (ישעיה מו י)׃; »Sie schlugen das ganze Land der Amalekiter. Bis jetzt war Amalek nicht entstanden – und du sagst: Sie schlugen das ganze Land der Amalekiter? Aber (es heißt in der Schrift): der es anzeigt von Anfang an, was später kommt (Jes 46,10).« Wie kann die Tora in Gen 14,7 von Amalekitern sprechen, wenn deren Stammvater Amalek erst in Gen 36,12 geboren wird? Das Zitat aus Jes 46,10 gibt die Antwort.
  11. Die Namensbezeichnungen in diesem Vers wurden nach der EÜ wiedergegeben.
  12. In der LXX lautet der Namen ασασανθαμαρ.
  13. Περιπεδίνων habe ich von περí und πεδίνóς abgeleitet.
  14. MT liest רְכֻשׁ – Besitz; LXX hat wohl רֶכֶשׁ gelesen – was Pferde bedeuten kann (vgl. Mi 1,13).
  15. עִבְרִי leitet sich von עבר her; das Verbum bedeutet: einherziehen, durchziehen, vorübergehen, überschreiten, weitergehen, übertreten; LXX liest hier περάτης: Wanderer bzw. Auswanderer;
  16. ῥεῖθρον kommt von ῥέεθρον und bedeutet Fluss, Bach oder Flussbett.
  17. Nach Gen 11,11 wurde Sem 800 Jahre alt.
  18. Vgl. Jes 43,9 (Vulgata); hinter diesem Gedankengang steht vielleicht auch Eph 2,14 ff.

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