Die Elektrifizierung des Modernhebräischen

Das Modernhebräische – Iwrit – muss natürlich über viele Ausdrücke verfügen, die es zu biblischen Zeiten noch nicht gegeben hat; Begriffe wie „Internet“, „Gehaltskonto“ oder eben „elektrischer Strom“ bzw. „Elektrizität“. Gerade letzteres Beispiel hat eine auch biblisch interessante Etymologie aufzuweisen, die auf das Ezechielbuch zurückgeht. „Die Elektrifizierung des Modernhebräischen“ weiterlesen

„Damit erklärte Jesus alle Speisen für rein.“

So übersetzt die revidierte Einheitsübersetzung die zweite Hälfte von Mk 7,19. Ich halte das für falsch und möchte einen genaueren Blick auf die Übersetzungstradition dieser biblischen Aussage werfen – es lohnt sich.

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Was ist hier zu gross: Die Sünde oder ihre Bestrafung?

In diesem Beitrag geht es um die Übersetzung von Gen 4,13.
Luther 2017 übersetzt den Vers so:

Kain aber sprach zu dem HERRN:
Meine Strafe ist zu schwer, als dass ich sie tragen könnte.

Im Gegensatz dazu bietet die revidierte Einheitsübersetzung:

Kain antwortete dem HERRN:
Zu groß ist meine Schuld, als dass ich sie tragen könnte.

Die Elberfelder räumt in einer Fußnote neben der „Strafe“ auch die „Schuld“ als Übersetzungsmöglichkeit ein. Hat sich der Mörder vom Anfang an – also Kain – dem HERRN gegenüber als schuldig bekannt, oder beschwert er sich vielmehr über seine Bestrafung?

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Interview mit Kristin de Troyer

Die in Salzburg und St. Andrews lehrende Kristin de Troyer hat ein sehr lesenswertes Interview gegeben, dessen Schlusswort jedem biblisch interessierten Menschen zu denken geben sollte:

A debate needs to take place in every institution: which text do we use for teaching: the Old Greek, the MT, a Qumran text, or what? Similarly, how do we communicate to colleagues in Classics or History that “the Bible” no longer exists, but that multiple versions of it are worth reading.

 

Ich gab ihnen Satzungen, die nicht gut waren?

Zur Übersetzung und Auslegung von Ez 20,25-26

Die Aussage in gängiger Übersetzung

Im masoretischen Text lauten die beiden Verse:

וְגַם־אֲנִי נָתַתִּי לָהֶם חֻקִּים לֹא טוֹבִים וּמִשְׁפָּטִים לֹא יִֽחְיוּ בָּהֶֽם׃ וָאֲטַמֵּא אוֹתָם בְּמַתְּנוֹתָם בְּהַעֲבִיר כָּל־פֶּטֶר רָחַם לְמַעַן אֲשִׁמֵּם לְמַעַן אֲשֶׁר יֵֽדְעוּ אֲשֶׁר אֲנִי יְהוָֽה׃

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»Nun inversum« und »Antisigma«

Masoretische Beobachtungen IX

Mein besonderes Interesse gilt dem Verhältnis von Homer-Exegese und Bibelauslegung. Und da ist Num 10, 35-36 eine ganz interessante Stelle.  „»Nun inversum« und »Antisigma«“ weiterlesen

»Freut euch, ihr Völker, mit Gottes Volk!«

Dieser Satz aus Dtn 32,43 wird nicht nur von Paulus an prominenter Stelle im Römerbrief zitiert (Röm 15,10). Er ist auch der Titel eines aktuellen Römerbriefkommentares von Klaus Wengst und spielte eine zentrale Rolle bei einem Workshop, den ich letzte Woche mit Frank Crüsemann in Wien erleben durfte. Und: er kommt in der Einheitsübersetzung nicht vor. „»Freut euch, ihr Völker, mit Gottes Volk!«“ weiterlesen

Damals begann man, den Namen des Herrn anzurufen

In Gen 4,26 findet sich eine etwas überraschende Bemerkung: Damals begann man, den Namen des Herrn anzurufen (EÜ). Schließlich wurde der Namen des Herrn doch erst dem Mose am brennenden Dornbusch geoffenbart (Ex 3)? Und in Ex 6,4 sagt Gott dann sogar: Ich bin Abraham, Isaak und Jakob als El-Shaddai erschienen, aber unter meinem Namen JHWH habe ich mich ihnen nicht zu erkennen gegeben. (EÜ) „Damals begann man, den Namen des Herrn anzurufen“ weiterlesen