Siebzig oder fünfundsiebzig Personen

Das Ausgangsproblem

Nach dem Masoretischen Text (MT) von Ex 1,5 beträgt die Zahl aller Personen, die von Jakob abstammen: 70 Personen.

וַֽיְהִי כָּל־נֶפֶשׁ יֹצְאֵי יֶֽרֶךְ־יַעֲקֹב שִׁבְעִים נָפֶשׁ וְיוֹסֵף הָיָה בְמִצְרָֽיִם׃

Und er waren alle Person(en), die aus den Lenden Jakobs hervorgingen, Siebzig Person(en) – und Josef war in Ägypten. (MÜ)

Merwürdigerweise spricht Stephanus in seiner großen Rede vor seiner Ermordung in Apg 7,14 allerdings von 75 Personen:

ἀποστείλας δὲ Ἰωσὴφ μετεκαλέσατο Ἰακὼβ τὸν πατέρα αὐτοῦ καὶ πᾶσαν τὴν συγγένειαν ἐν ψυχαῖς ἑβδομήκοντα πέντε.

Josef aber sandte hin und rief seinen Vater Jakob und die ganze Verwandschaft zu sich: fünfundsiebzig Lebende (Ü: Fridolin Stier)

Lukas folgt damit der Septuaginta, die diese Zahl ebenfalls in Ex 1,5 bietet:

Ιωσηφ δὲ ἦν ἐν Αἰγύπτῳ. ἦσαν δὲ πᾶσαι ψυχαὶ ἐξ Ιακωβ πέντε καὶ ἑβδομήκοντα.

Joseph aber war (schon) in Ägypten. Es waren aber alle Menschen aus Jakob 75 an der Zahl. (Ü: LXX Deutsch)

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Zu Jan Assmann: »Exodus. Revolution der Alten Welt« Verlag C.H. Beck, München 2015

Ich finde dieses Buch aufschlussreich – besonders im Hinblick auf die Art von alttestamentlicher Exegese, die in ihm zu Wort kommt, als auch Jan Assmann selbst betreffend. Sein Motiv für die lange Diskussion, die er im Zusammenhang mit der Frage nach dem Zusammenhang von Monotheismus und Gewalt in Gang gebracht hat, scheint mir jetzt deutlicher. 1 „Zu Jan Assmann: »Exodus. Revolution der Alten Welt« Verlag C.H. Beck, München 2015“ weiterlesen

Show 1 footnote

  1. »Die These, dass mit dem Monotheismus Intoleranz, Konflikt, Widerstand und dessen gewaltsame Unterdrückung in die Welt gekommen sind, hat schon David Hume vertreten« (Exodus, S. 326). In der Fußnote fügt JA folgende Bemerkung an: »Seltsamerweise wird sie in unserer geschichtsvergessenen Gegenwart als die umstrittene These eines Heidelberger Ägyptologen diskutiert.« (S. 437, Anm. 12)

Zur Heilung des Aussätzigen in Mk 1, 39-45

Ein paar Gedanken meinerseits zu diesem Evangelium – schon seine textliche Überlieferung ruft Fragen auf – genauso wie die in meinen Augen problematische Kombination mit der entsprechenden »Lesung« aus Lev 13,1-2.43ac.44ab.45-46 (sic!), wie sie die Leseordnung meiner katholischen Kirche vorsieht. „Zur Heilung des Aussätzigen in Mk 1, 39-45“ weiterlesen

Vortrag von Hanna Liss zum Thema Jüdische Bibel

Letzte Woche hat Hanna Liss von der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg einen Vortrag bei den THEOLOGISCHEN KURSEN in Wien gehalten. Anlass war der »Tag des Judentums«, den die christlichen Kirchen in Österreich am 17. Januar begehen. Stefanie Jeller von Radio Stephansdom hat die wichtigsten Aussagen aus Vortrag und anschließender Diskussion zusammengefasst. Absolut hörenswert!

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