So lautet in etlichen gängigen deutschen Übersetzungen (Revidierte Einheitsübersetzung, Elberfelder, Zürcher, Schlachter) die Anweisung des Auferstandenen an die Elf am Ende des Matthäusevangeliums (Mt 28,19). „Jüngerschaft“ ist ja sehr en vogue zur Zeit – trotzdem meine ich, dass diese Übersetzung vom biblischen Text wegführt.
„Damit erklärte Jesus alle Speisen für rein.“
So übersetzt die revidierte Einheitsübersetzung die zweite Hälfte von Mk 7,19. Ich halte das für falsch und möchte einen genaueren Blick auf die Übersetzungstradition dieser biblischen Aussage werfen – es lohnt sich.
Jesus ben Pantera?
Es ist ein uraltes Gerücht, dass bis heute seine Kreise zieht: Die neutestamentlichen Erzählungen von der Jungfrauengeburt seien nichts anderes als der legendenhafte Versuch, eine unehrenhafte Abstammung Jesu zu verschleiern. In Wahrheit sei er nämlich die Frucht einer ehebrecherischen Beziehung seiner Mutter mit einem römischen Soldaten namens Pantera. (Sofern nicht anders angegeben, sind alle Übersetzungen in diesem Artikel von mir).
Was ist hier zu gross: Die Sünde oder ihre Bestrafung?
In diesem Beitrag geht es um die Übersetzung von Gen 4,13.
Luther 2017 übersetzt den Vers so:
Kain aber sprach zu dem HERRN:
Meine Strafe ist zu schwer, als dass ich sie tragen könnte.
Im Gegensatz dazu bietet die revidierte Einheitsübersetzung:
Kain antwortete dem HERRN:
Zu groß ist meine Schuld, als dass ich sie tragen könnte.
Die Elberfelder räumt in einer Fußnote neben der „Strafe“ auch die „Schuld“ als Übersetzungsmöglichkeit ein. Hat sich der Mörder vom Anfang an – also Kain – dem HERRN gegenüber als schuldig bekannt, oder beschwert er sich vielmehr über seine Bestrafung?
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Siebzig oder fünfundsiebzig Personen
Das Ausgangsproblem
Nach dem Masoretischen Text (MT) von Ex 1,5 beträgt die Zahl aller Personen, die von Jakob abstammen: 70 Personen.
וַֽיְהִי כָּל־נֶפֶשׁ יֹצְאֵי יֶֽרֶךְ־יַעֲקֹב שִׁבְעִים נָפֶשׁ וְיוֹסֵף הָיָה בְמִצְרָֽיִם׃
Und er waren alle Person(en), die aus den Lenden Jakobs hervorgingen, Siebzig Person(en) – und Josef war in Ägypten. (MÜ)
Merwürdigerweise spricht Stephanus in seiner großen Rede vor seiner Ermordung in Apg 7,14 allerdings von 75 Personen:
ἀποστείλας δὲ Ἰωσὴφ μετεκαλέσατο Ἰακὼβ τὸν πατέρα αὐτοῦ καὶ πᾶσαν τὴν συγγένειαν ἐν ψυχαῖς ἑβδομήκοντα πέντε.
Josef aber sandte hin und rief seinen Vater Jakob und die ganze Verwandschaft zu sich: fünfundsiebzig Lebende (Ü: Fridolin Stier)
Lukas folgt damit der Septuaginta, die diese Zahl ebenfalls in Ex 1,5 bietet:
Ιωσηφ δὲ ἦν ἐν Αἰγύπτῳ. ἦσαν δὲ πᾶσαι ψυχαὶ ἐξ Ιακωβ πέντε καὶ ἑβδομήκοντα.
Joseph aber war (schon) in Ägypten. Es waren aber alle Menschen aus Jakob 75 an der Zahl. (Ü: LXX Deutsch)
Legion ist mein Name, weil wir viele sind
Als Fjodor Michailowitsch Dostojewski seinen Roman „Die Dämonen“ schrieb, stellte er ihm neben einem Gedicht von Alexander Sergejewitsch Puschkin die neutestamentliche Erzählung von einer Dämonebannung Jesu voran, allerdings in der Version des Evangelisten Lukas. Ich möchte hier die Markus-Fassung der Erzählung untersuchen und auf ihre historischen Hintergründe befragen, um ihr Verständnis zu erleichtern. Markus erzählt in 5,1-20, wie Jesus einen Besessenen von einem Dämon befreit, der sich selbst „Legion“ nennt. Mit der Erlaubnis Jesu fährt „Legion“ dann in eine Schweineherde, die im See von Galiläa ertrinkt.
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Die Worte der Dämonen bei Markus
In Mk 1,23-26 wird die erste Dämonenbannung Jesu in diesem wohl ältesten kanonischen Evangelium beschreiben:
Griechischer Text nach Nestle-Aland 28 | Übersetzung Münchener NT |
Καὶ εὐθὺς ἦν ἐν τῇ συναγωγῇ αὐτῶν | Und sofort war in ihrer Synagoge |
ἄνθρωπος ἐν πνεύματι ἀκαθάρτῳ | ein Mensch in unreinem Geist |
καὶ ἀνέκραξεν λέγων· | und aufschrie er, sagend: |
τί ἡμῖν καὶ σοί, Ἰησοῦ Ναζαρηνέ; | Was uns und dir, Jesus, Nazarener? |
ἦλθες ἀπολέσαι ἡμᾶς; | Kamst du, uns zu vernichten? |
οἶδά σε τίς εἶ, | Ich kenne dich, wer du bist, |
ὁ ἅγιος τοῦ θεοῦ. | der Heilige Gottes. |
καὶ ἐπετίμησεν αὐτῷ ὁ Ἰησοῦς λέγων· | Und anfuhr ihn Jesus, sagend: |
φιμώθητι καὶ ἔξελθε ἐξ αὐτοῦ. | Verstumme und komm heraus aus ihm. |
καὶ σπαράξαν αὐτὸν τὸ πνεῦμα τὸ ἀκάθαρτον | Und zerrend ihn der unreine Geist |
καὶ φωνῆσαν φωνῇ μεγάλῃ | und schreiend mit lauter Stimme |
ἐξῆλθεν ἐξ αὐτοῦ. | kam er heraus aus ihm. |
Edition der Kirchenväter-Texte in Gefahr
An der Universität-Salzburg soll mit der Emeritierung der derzeitigen Professorin Dorothea Weber die Latein-Professur nicht nachbesetzt werden, was für die gesamte Altphilologie und Altertumswissenschaft desaströs sein wird. Gleichsam als Kollateralschaden ist auch das CSEL höchst gefährdet, das seit 1864 (!) die Texte der lateinischen Kirchenväter herausgibt. Bitte beteiligen Sie sich an dieser online-Petition, um dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen.
Wie ein amerikanischer Unterzeichner der Petition schrieb: „Das CSEL ist ein weltberühmtes historisches Forschungswerkzeug, das täglich von Tausenden von Wissenschaftlern genutzt wird. Es ist wichtig, dass alle Anstrengungen unternommen werden, um diese außerordentlich wertvolle Ressource existenzfähig zu erhalten.“
Ein Wortspiel des Paulus auf dem Areopag
(Quellenangabe zum Artikelbild)
In Apostelgeschichte 17 wird Lukas auf den Ares Hügel (Ἄρειος πάγος) geführt und hält eine Rede an die dort anwesenden Männer Athens, die er mit einem provozierenden Wortspiel einleitet.
Rezension Veritas. A Harvard Professor, a Con Man and the Gospel of Jesus‘ Wife
Als die Inhaberin des ältesten und angesehensten Divinity-Lehrstuhls in den USA, Karen King, auf einer Konferenz von Koptologen in Rom am 18. September 2012 in unmittelbarer Nähe des Vatikans bekannt gab, sie habe einen antiken koptischen Papyrus entdeckt, auf dem Jesus Maria von Magdala als seine Ehefrau ansprach, war ein einziger Journalist im Raum: Ariel Sabar. Von ihm stammt das hier zu besprechende Buch, dass in umfangreicher Weise die Hintergründe der Affäre um „The Gospel of Jesus‘ Wife“ aufdeckt.
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