Eine Ritualmordlegende – von Bialystok nach Krefeld und zurück

Auf Chajms Blog habe ich einen Beitrag gefunden, der mich dazu gebracht hat, einer antisemitischen Ritualmord-Legende nachzugehen. Das Ergebnis: Es ist noch viel schlimmer, als ich befürchtet habe. „Eine Ritualmordlegende – von Bialystok nach Krefeld und zurück“ weiterlesen

Gog und Magog V

Im letzten Beitrag hatte ich gezeigt, dass von einer einfachen Notiz bei Hieronymus bis zum mittelalterlichen Franziskaner Roger Bacon an dem Thema mächtig weitergesponnen wurde. Mit einem Mal war auch Alexander der Grosse in die Gesellschaft von Gog und Magog geraten. „Gog und Magog V“ weiterlesen

Gog und Magog IV

Eine Bemerkung des Hieronymus in seinem Brief Nr. 77 sollte sich für unser Thema als folgeschwer erweisen. Dort kam der Kirchenvater – wohl im Jahr 399 – auf die schwierige politische Lage zur Zeit der Völkerwanderung zu sprechen – und er machte eine rätselhafte geografische Anspielung. „Gog und Magog IV“ weiterlesen

»Heiliger Christophorus«

In der Legenda aurea heißt es, dass Christophorus ursprünglich Reprobus (lat.: »der Verworfene«) geheißen habe, 12 Ellen groß gewesen sei (das dürfte ungefähr 6 Metern entsprechen) und im Laufe seines Lebens das Christus-Kind durch einen Fluss getragen habe, bevor er das Martyrium erlitt. „»Heiliger Christophorus«“ weiterlesen

Wer war die biblische Maria Magdalena?

Ich habe in den letzten vier Beiträgen versucht, die völlige Ablösung der gängigen Maria Magdalena Bilder von ihrem biblischen Ursprung nachzuzeichnen. Abschließend möchte ich der Frage nachgehen: wer war denn nun – nach exegetischen Kriterien – die Frau aus Magdala? „Wer war die biblische Maria Magdalena?“ weiterlesen

Maria Magdalena – die Frau Jesu?

Wieso hält sich so hartnäckig das Gerücht, dass Jesus und Maria Magdalena ein Paar gewesen seien? Ich vermute ganz stark, dass das mit einer mittelalterlichen Auslegung zu tun hat, deren anhaltenden Wirkungsgrad man nicht unterschätzen sollte: der Legenda Aurea des Dominikaner-Bischofs Jacopo da Varagine († 1298). „Maria Magdalena – die Frau Jesu?“ weiterlesen

Maria Magdalena – die erotische Büßerin?

Ich habe gezeigt, wie Papst Gregor der Große durch seine Auslegung das Bild von Maria Magdalena als exemplarischer Sünderin und Büßerin geprägt hat. Doch das kollektive Gedächtnis des lateinischen Westens hat ein hoch erotisches Bild zu dieser Frauengestalt gespeichert, das weit über Gregor hinausgeht. „Maria Magdalena – die erotische Büßerin?“ weiterlesen

Augustinus und der Junge am Meer

Hat nur am Rande etwas mit dem Thema des Blogs zu tun, aber da ich schon danach gefragt wurde: es gibt die Erzählung, dass Augustinus während der Arbeit an seinem Werk über die Dreieinigkeit (De Trinitate) am Strand einem spielenden Kind begegnet sei, das mit einem Löffel Meerwasser in ein selbstgegrabenes Loch im Strand goss »um das Meer auszuschöpfen«. Auf die Vorhaltungen des Theologen, dass das nicht möglich sei, kam als Antwort des Kindes: »Und Du willst das Wesen der Dreieinigkeit mit Deinem Verstand erfassen?«

Die Quelle dieser Erzählung konnte ich jetzt ausmachen: Acta Sanctorum, 28. August S. 357 § LIV. Hier die lateinische Erzählung als PDF-Datei.

Acta Sanctorum 28. August S. 357 f.

Eine interessante Variante dieses Motivs wird im Zusammenhang mit Sir Isaac Newton (1643-1727) überliefert: der habe sich und seine wissenschaftliche Lebensleistung mit einem Kind verglichen, dass am Ufer des Meeres spielend eine besonders interessante Muschel oder einen ungewöhnlichen Kieselstein gefunden habe,  »während der grosse Ozean der Wahrheit vollkommen unentdeckt vor mir lag«. (Sir David Brewster, Memoirs of the Life, Writings and Discoveries of Sir Isaac Newton II S. 407) Den Hinweis auf dieses Motiv verdanke ich Lord Jonathan Sacks (The great partnership S. 272 Fn. 1).

Wo wurde Adam begraben?

Eine merkwürdige Frage, die ich mir so nie gestellt habe – aber jetzt hat die Vulgata mich dazu gebracht. In dieser Übersetzung des Hieronymus – und nur dort – wird Hebron als der Ort der Grablege Adams angegeben, und zwar in Jos 14,15. Weder der masoretische Text, noch die Septuaginta geben das her. Wie kommt also Hieronymus zu seiner Übersetzung?

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