Wer schrieb die Offenbarung?

Die Frage, wer der Autor der Offenbarung des Johannes sei – oder genauer, welcher Johannes das letzte Buch der christlichen Bibel verfasst habe, wird seit Jahrhunderten diskutiert. Ich bringe hier einen Beitrag zu dieser Frage, der trotz seines hohen Alters nichts von seiner Aktualität eingebüsst hat.

Der Verfasser der folgenden sprachlichen Untersuchung ist Dionysus, Bischof von Alexandria. Der Mann starb circa 264 oder 265 und dass seine Analyse überlebt hat, verdanken wir Eusebius von Cäsarea, der den Abschnitt in seine Kirchengeschichte aufgenommen hat. Ich zitiere den griechischen Text nach GCS 92, S. 692-700. Die deutsche Übersetzung stammt von Philipp Häuser in der BKV.

Dionysus von Alexandria über die Offenbarung

[7] συντελέσας δὴ πᾶσαν ὡς εἰπεῖν τἠν προφητείαν, μακαρίζει ὁ προφήτης τούς τε φυλάσσοντας αὐτὴν καὶ δὴ καὶ ἑαυτόν. »μακάριος« γάρ φησιν »ὁ τηρῶν τοὺς λόγους τῆς προφητείας τοῦ βιβλίου τούτου κἀγὼ Ἰωάννης ὁ βλέπων καὶ ἀκούων ταῦτα«. καλεῖσϑαι μὲν οὖν αὐτὸν Ἰωάννην καὶ εἶναι τὴν γραφὴν Ἰωάννου ταύτην οὐκ ἀντερῶ, ἁγίου μὲν γὰρ εἶναί τινος καὶ ϑεοπνεύστου συναινῶ˙ οὐ μὴν ῥᾳδίως ἂν συνϑείμην τοῦτον εἶναι τὸν ἀπόστολον, τὸν υἱὸν Ζεβεδαίου, τὸν ἀδελφὸν Ἰακώβου, οὗ τὸ εὐαγγέλιον τὸ κατὰ Ἰωάννην ἐπιγεγραμμένον καὶ ἡ ἐπιστολὴ ἡ καθολική.

[7] „Am Schlusse der ganzen sog. Weissagung preist der Prophet sowohl diejenigen selig, welche dieselbe bewahren, als auch sich selber. ‚Selig’ — heißt es — ‚ist, wer die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt, und ich, Johannes, der dies sah und hörte.’[Offb 22,7 f.] Daß nun der Mann Johannes heiße und daß die Schrift von einem Johannes verfaßt sei, bestreite ich nicht. Denn ich gebe zu, daß sie das Werk eines heiligen und gotterleuchteten Mannes ist. Nicht jedoch möchte ich ohne weiteres zugestehen, daß dieser Johannes der Apostel sei, der Sohn des Zebedäus, der Bruder des Jakobus, von welchem das Evangelium nach Johannes und der katholische Brief stammen.

[8] τεκμαίρομαι γὰρ ἔκ τε τοῦ ἤϑους ἑκατέρων καὶ τοῦ τῶν λόγων εἴδους καὶ τῆς τοῦ βιβλίου διεξαγωγῆς λεγομένης, μὴ τὸν αὐτὸν εἶναι. ὁ μὲν γὰρ εὐαγγελιστὴς οὐδαμοῦ τὸ ὄνομα αὐτοῦ παρεγγράφει οὐδὲ κηρύσσει ἑαυτὸν οὔτε διὰ τοῦ εὐαγγελίου οὔτε διὰ τῆς ἐπιστολῆς.

[8] Aus dem Charakter jenes und dieser Bücher, aus der Art der Sprache und dem, was man die Durchführung des Buches nennt, schließe ich auf eine Verschiedenheit der Verfasser. Der Evangelist fügt nämlich nirgends seinen Namen bei und nennt sich weder im Evangelium noch im Briefe.

[9] Εἶθ̓ ὑποβάς, πάλιν ταῦτα λέγει
Ἰωάννης δὲ οὐδαμοῦ, οὐδὲ ὡς περὶ ἑαυτοῦ οὐδὲ ὡς περὶ ἑτέρου˙ ὁ δὲ τὴν Ἀποκάλυψιν γράψας εὐϑύς τε ἐν ἀρχῇ ἑαυτὸν προτάσσει »Ἀποκάλυψις Ἰησοῦ Χριστοῦ, ἣν ἔδωκεν αὐτῷ δεῖξαι τοῖς δούλοις αὐτοῦ ἐν τάχει, καὶ ἐσήμανεν ἀποστείλας διὰ τοῦ ἀγγέλου αὐτοῦ τῷ δούλῳ αὐτοῦ Ἰωάννῃ, ὃς ἐμαρτύρησεν τὸν λόγον τοῦ ϑεοῦ καὶ τὴν μαρτυρίαν αὐτοῦ, ὅσα εἶδεν˙
«

[9] Sodann fährt Dionysius also fort:
Johannes aber nirgendwo, weder in der ersten noch in der dritten Person. Der Verfasser der Apokalypse aber setzt gleich an den Anfang seinen Namen: ‚Offenbarung Jesu Christi, welche er ihm gegeben hat, um sie schnell seinen Dienern zu zeigen. Und er machte kund und sandte durch seinen Engel Botschaft seinem Diener Johannes, der von dem Worte Gottes Zeugnis gab und Zeugnis von ihm über alles, was er sah:’ [Offb 1,1]

[10] εἶτα καὶ ἐπιστολὴν γράφει: »Ἰωάννης ταῖς ἑπτὰ ἐκκλησίαις ταῖς ἐν τῇ Ἀσίᾳ, χάρις ὑμῖν καὶ εἰρήνη.« ὁ δέ γε εὐαγγελιστὴς οὐδὲ τῆς καϑολικῆς ἐπιστολῆς προέγραψεν ἑαυτοῦ τὸ ὄνομα, ἀλλὰ ἀπερίττως ἀπ̓ αὐτοῦ τοῦ μυστηρίου τῆς ϑείας ἀποκαλύψεως ἤρξατο: »ὃ ἦν ἀπ̓ ἀρχῆς, ὃ ἀκηκόαμεν, ὃ ἑωράκαμεν τοῖς ὀφϑαλμοῖς ἡμῶν«˙ ἐπὶ ταύτῃ γὰρ τῇ ἀποκαλύψει καὶ ὁ κύριος τὸν Πέτρον ἐμακάρισεν, εἰπών »μακάριος εἶ Σίμων βὰρ Ἰωνᾶ, ὅτι σὰρξ καὶ αἷμα οὐκ ἀπεκάλυψέν σοι, ἀλλ̓ ὁ πατήρ μου ὁ οὐράνιος«.

[10] Hierauf schreibt er einen Brief: ‚Johannes an die sieben Kirchen in Asien: Gnade euch und Friede!’ [Offb 1,4] Der Evangelist jedoch hat nicht einmal an den Anfang seines katholischen Briefes seinen Namen geschrieben, sondern einfach mit dem Geheimnisse der göttlichen Offenbarung selbst begonnen: ‚Was von Anfang an war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen haben.’ [1 Joh 1,1] Gemeint ist jene Offenbarung, um derentwillen auch der Herr den Petrus seliggepriesen mit den Worten: ‚Selig bist du, Simon, Sohn des Jonas; denn nicht Fleisch und Blut hat es dir geoffenbart, sondern mein himmlischer Vater.’ [Mt 16,17]

[11] ἀλλ̓ οὐδὲ ἐν τῇ δευτέρᾳ φερομένῃ Ἰωάννου καὶ τρίτῃ, καίτοι βραχείαις οὔσαις ἐπιστολαῖς, ὁ Ἰωάννης ὀνομαστὶ πρόκειται, ἀλλὰ ἀνωνύμως »ὁ πρεσβύτερος« γέγραπται. οὗτος δέ γε οὐδὲ αὔταρκες ἐνόμισεν, εἰς ἅπαξ ἑαυτὸν ὀνομάσας διηγεῖσϑαι τὰ ἑξῆς, ἀλλὰ πάλιν ἀναλαμβάνει »ἐγὼ Ἰωάννης, ὁ ἀδελφὸς ὑμῶν καὶ συγκοινωνὸς ἐν τῇ ϑλίψει καὶ βασιλείᾳ καὶ ἐν ὑπομονῇ Ἰησοῦ, ἐγενόμην ἐν τῇ νήσῳ τῇ καλουμένῃ Πάτμῳ διὰ τὸν λόγον τοῦ ϑεοῦ καὶ τὴν μαρτυρίαν Ἰησοῦ«. καὶ δὴ καὶ πρὸς τῷ τέλει ταῦτα εἶπεν: »μακάριος ὁ τηρῶν τοὺς λόγους τῆς προφητείας τοῦ βιβλίου τούτου κἀγὼ Ἰωάννης ὁ βλέπων καὶ ἀκούων ταῦτα«.

[11] Aber auch in dem sog. zweiten und dritten Johannesbriefe, so kurz sie sind, steht der Name Johannes nicht an der Spitze; ohne Nennung eines Namens heißt es nur ,der Presbyter’. [2 Joh 1; 3 Joh 1] Dem Verfasser der Apokalypse aber genügte es keineswegs, sich nur einmal in seinem Berichte zu nennen. Er wiederholt: ‚Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse in der Trübsal und im Reiche und in der Geduld Jesu war auf der Insel, welche Patmos heißt, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen.’ [Offb 1,9] Und am Schlusse sprach er so: ‚Selig, wer die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt, und ich, Johannes, der dies sah und hörte.’ [Offb 22,7-8]

[12] Ὅτι μὲν οὖν Ἰωάννης ἐστὶν ὁ ταῦτα γράφων, αὐτῷ λέγοντι πιστευτέον˙ ποῖος δὲ οὗτος, ἄδηλον. οὐ γὰρ εἶπεν ἑαυτὸν εἶναι, ὡς ἐν τῷ εὐαγγελίῳ πολλαχοῦ, τὸν ἠγαπημένον ὑπὸ τοῦ κυρίου μαϑητὴν οὐδὲ τὸν ἀναπεσόντα ἐπὶ τὸ στῆϑος αὐτοῦ οὐδὲ τὸν ἀδελφὸν Ἰακώβου οὐδὲ τὸν αὐτόπτην καὶ αὐτήκοον τοῦ κυρίου γενόμενον.

[12] Daß es ein Johannes war, der diese Worte schrieb, muß man ihm glauben, nachdem er es sagt. Welcher Johannes es aber war, ist nicht bekannt. Denn er bezeichnete sich nicht, wie es oft im Evangelium heißt, als den Jünger, den der Herr liebte, oder als den, der an seiner Brust geruht, oder als den Bruder des Jakobus, oder als den, der den Herrn mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört.

[13] εἶπεν γὰρ ἄν τι τούτων τῶν προδεδηλωμένων, σαφῶς ἑαυτὸν ἐμφανίσαι βουλόμενος˙ ἀλλὰ τούτων μὲν οὐδέν, ἀδελφὸν δὲ ἡμῶν καὶ συγκοινωνὸν εἶπεν καὶ μάρτυρα Ἰησοῦ καὶ μακάριον ἐπὶ τῇ ϑέᾳ καὶ ἀκοῇ τῶν ἀποκαλύψεων.

[13] Eine dieser Bezeichnungen hätte er sich wohl beigelegt, wenn er sich deutlich hätte zu erkennen geben wollen. Doch gebraucht er keine davon. Nur unsern Bruder und Genossen nennt er sich und den Zeugen Jesu und einen, der selig ist, da er die Offenbarungen gesehen und gehört.

[14] πολλοὺς δὲ ὁμωνύμους Ἰωάννῃ τῷ ἀποστόλῳ νομίζω γεγονέναι, οἳ διὰ τὴν πρὸς ἐκεῖνον ἀγάπην καὶ τῷ ϑαυμάζειν καὶ ζηλοῦν ἀγαπηϑῆναί τε ὁμοίως αὐτῷ βούλεσϑαι ὑπὸ τοῦ κυρίου, καὶ τὴν ἐπωνυμίαν τὴν αὐτὴν ἠσπάσαντο, ὥσπερ καὶ ὁ Παῦλος πολὺς καὶ δὴ καὶ ὁ Πέτρος ἐν τοῖς τῶν πιστῶν παισὶν ὀνομάζεται.

[14] Nach meiner Meinung trugen viele Männer den Namen des Apostels Johannes. Aus Liebe zu ihm, aus Bewunderung und Nacheiferung und im Verlangen, gleich ihm vom Herrn geliebt zu werden, haben sie sich den gleichen Namen beigelegt, wie denn auch der Name Paulus und der Name Petrus häufig bei Kindern der Gläubigen vorkommt.

[15] ἔστιν μὲν οὖν καὶ ἕτερος Ἰωάννης ἐν ταῖς Πράξεσι τῶν ἀποστόλων, ὁ ἐπικληϑεὶς Μάρκος, ὃν Βαρναβᾶς καὶ Παῦλος ἑαυτοῖς συμπαρέλαβον, περὶ οὗ καὶ πάλιν λέγει »εἶχον δὲ καὶ Ἰωάννην ὑπηρέτην«. εἰ δὲ οὗτος ὁ γράψας ἐστίν, οὐκ ἂν φαίην˙ οὐδὲ γὰρ ἀφῖχϑαι σὺν αὐτοῖς εἰς τὴν Ἀσίαν γέγραπται, ἀλλὰ ῾ἀναχϑέντες μέν«, φησίν, »ἀπὸ τῆς Πάφου οἱ περὶ τὸν Παῦλον ἦλϑον εἰς Πέργην τῆς Παμφυλίας, Ἰωάννης δὲ ἀποχωρήσας ἀπ̓ αὐτῶν ὑπέστρεψεν εἰς Ἱεροσόλυμἀ«˙

[15] Es wird nun auch ein anderer Johannes mit dem Beinamen Markus in der Apostelgeschichte erwähnt; ihn hatten Barnabas und Paulus mit sich genommen, und von ihm heißt es: ‚Sie hatten auch an Johannes Unterstützung.’ [13,5] Nicht möchte ich aber behaupten, daß dieser der Verfasser der Apokalypse sei. Denn es steht nicht geschrieben, daß Johannes Markus mit den Genannten nach Asien gekommen, sondern es heißt: ‚Paulus und seine Gefährten fuhren von Paphos ab und kamen nach Perge in Pamphylien; Johannes aber trennte sich von ihnen und kehrte nach Jerusalem zurück.’ [Apg 13,13]

[16] ἄλλον δὲ τινα οἶμαι τῶν ἐν Ἀσίᾳ γενομένων, ἐπεὶ καὶ δύο φασὶν ἐν Ἐφέσῳ γενέσϑαι μνήματα καὶ ἑκάτερον Ἰωάννου λέγεσϑαι.

[16] Ich glaube, daß irgendein anderer von denen, die in Asien weilten, der Verfasser der Apokalypse war, da man auch sagt, in Ephesus seien zwei Gräber gewesen, und jedes davon heiße Johannesgrab.

[17] Καὶ ἀπὸ τῶν νοημάτων δὲ καὶ ἀπὸ τῶν ῥημάτων καὶ τῆς συντάξεως αὐτῶν εἰκότως ἕτερος οὗτος παῤ ἐκεῖνον ὑποληφϑήσεται.

[17] Auch aus den Gedanken und Worten und deren Anordnung wird man mit Recht entnehmen, daß dieser Schriftsteller gegenüber jenem eine andere Person ist.

[18] συνᾴδουσι μὲν γὰρ ἀλλήλοις τὸ εὐαγγέλιον καὶ ἡ ἐπιστολή, ὁμοίως τε ἄρχονται˙ τὸ μέν φησιν »ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ λόγος«, ἣ δὲ »ὃ ἦν ἀπ̓ ἀρχῆς«˙ τὸ μέν φησιν »καὶ ὁ λόγος σὰρξ ἐγένετο καὶ ἐσκήνωσεν ἐν ἡμῖν καὶ ἐϑεασάμεϑα τὴν δόξαν αὐτοῦ, δόξαν ὡς μονογενοῦς παρὰ πατρός«, ἣ δὲ τὰ αὐτὰ σμικρῷ παρηλλαγμένα »ὃ ἀκηκόαμεν, ὃ ἑωράκαμεν τοῖς ὀφϑαλμοῖς ἡμῶν, ὃ ἐϑεασάμεϑα καὶ αἱ χεῖρες ἡμῶν ἐψηλάφησαν, περὶ τοῦ λόγου τῆς ζωῆς καὶ ἡ ζωὴ ἐφανερώϑη«.

[18] Das Evangelium und der Brief nämlich stimmen miteinander überein und beginnen auf gleiche Weise. Dort heißt es: ‚Am Anfange war das Wort’ [Joh 1,1]; hier: ‚Was von Anfang an war’. [1 Joh 1,1] Dort heißt es: ‚Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit wie des Eingeborenen vom Vater’ [Joh 1,14]; hier heißt es mit geringer Veränderung: ,Was wir gehört, was wir mit unsern Augen gesehen, was wir geschaut und unsere Hände betastet haben vom Worte des Lebens — und das Leben hat sich geoffenbart.’ [1 Joh 1,1-2]

[19] ταῦτα γὰρ προανακρούεται, διατεινόμενος, ὡς ἐν τοῖς ἑξῆς ἐδήλωσεν, πρὸς τοὺς οὐκ ἐν σαρκὶ φάσκοντας ἐληλυϑέναι τὸν κύριον˙ δἰ ἃ καὶ συνῆψεν ἐπιμελῶς »καὶ ὃ ἑωράκαμεν, μαρτυροῦμεν καὶ ἀπαγγέλλομεν ὑμῖν τὴν ζωὴν τὴν αἰώνιον, ἥτις ἦν πρὸς τὸν πατέρα καὶ ἐφανερώϑη ἡμῖν˙ ὃ ἑωράκαμεν καὶ ἀκηκόαμεν, ἀπαγγέλλομεν καὶ ὑμῖν.«

[19] Diese Worte schickt er voraus, da er, wie er im folgenden zeigt, gegen jene sich wendet, die behaupteten, der Herr wäre nicht im Fleische erschienen. Daher fügte er vorsorglich noch bei: ‚Und was wir gesehen haben, bezeugen wir und verkünden euch das ewige Leben, welches beim Vater war und uns geoffenbart wurde; was wir gesehen und gehört haben, verkünden wir auch euch’. [1 Joh 1,2-3]

[20] ἔχεται αὐτοῦ καὶ τῶν προθέσεων οὐκ ἀφίσταται, διὰ δὲ τῶν αὐτῶν κεφαλαίων καὶ ὀνομάτων πάντα διεξέρχεται: ὧν τινὰ μὲν ἡμεῖς συντόμως ὑπομνήσομεν,

[20] Johannes bleibt sich treu und weicht nicht von dem Ziele ab, das er sich gesteckt. Überall dieselben Grundgedanken und Ausdrücke. Einige davon wollen wir in Kürze anführen.

[21] ὁ δὲ προσεχῶς ἐντυγχάνων εὑρήσει ἐν ἑκατέρῳ πολλὴν τὴν ζωήν, πολὺ τὸ φῶς ἀποτροπὴν τοῦ σκότους, συνεχῆ τὴν ἀλήϑειαν τὴν χάριν τὴν χαρὰν τὴν σάρκα καὶ τὸ αἷμα τοῦ κυρίου τὴν κρίσιν τὴν ἄφεσιν τῶν ἁμαρτιῶν τὴν πρὸς ἡμᾶς ἀγάπην τοῦ ϑεοῦ τὴν πρὸς ἀλλήλους ἡμᾶς ἀγάπης ἐντολήν, ὡς πάσας δεῖ φυλάττειν τὰς ἐντολάς: ὁ ἔλεγχος τοῦ κόσμου τοῦ διαβόλου τοῦ ἀντιχρίστου ἡ ἐπαγγελία τοῦ ἁγίου πνεύματος ἡ υἱοϑεσία τοῦ ϑεοῦ ἡ διόλου πίστις ἡμῶν ἀπαιτουμένη ὁ πατὴρ καὶ ὁ υἱός, πανταχοῦ: καὶ ὅλως διὰ πάντων χαρακτηρίζοντας ἕνα καὶ τὸν αὐτὸν συνορᾶν τοῦ τε εὐαγγελίου καὶ τῆς ἐπιστολῆς χρῶτα πρόκειται.

[21] Wer aufmerksam liest, wird in beiden Schriften häufig die Worte finden: das Leben, das Licht, Abkehr von der Finsternis; fortwährend die Wahrheit, die Gnade, die Freude, das Fleisch und das Blut des Herrn, das Gericht, die Nachlassung der Sünden, die Liebe Gottes zu uns, das Gebot, daß wir einander lieben sollen, daß man alle Gebote beobachten müsse, die Überführung der Welt, des Teufels, des Antichrist, die Verheißung des Heiligen Geistes, die Annahme zu Söhnen Gottes, den von uns allen geforderten Glauben, den Vater und den Sohn. Wer so, mit einem Worte, alles genau durchprüft, wird am Evangelium und am Briefe eine und dieselbe Färbung erkennen.

[22] ἀλλοιοτάτη δὲ καὶ ξένη παρὰ ταῦτα ἡ Ἀποκάλυψις, μήτε ἐφαπτομένη μήτε γειτνιῶσα τούτων μηδενί, σχεδόν, ὡς εἰπεῖν, μηδὲ συλλαβὴν πρὸς αὐτὰ κοινὴν ἔχουσα˙

[22] Völlig anderer und fremder Art ist gegenüber diesen Schriften die Apokalypse. Es fehlt jede Verbindung und Verwandtschaft. Ja sie hat sozusagen kaum eine Silbe damit gemein.

[23] ἀλλ̓ οὐδὲ μνήμην τινὰ οὐδὲ ἔννοιαν οὔτε ἡ ἐπιστολὴ τῆς Ἀποκαλύψεως ἔχει (ἔα γὰρ τὸ εὐαγγέλιον) οὔτε τῆς ἐπιστολῆς ἡ Ἀποκάλυψις, Παύλου διὰ τῶν ἐπιστολῶν ὑποφήναντός τι καὶ περὶ τῶν ἀποκαλύψεων αὐτοῦ, ἃς οὐκ ἐνέγραψεν κaϑ̓ αὑτάς.

[23] Auch enthält weder der Brief — vom Evangelium nicht zu reden — irgendeine Erwähnung oder einen Gedanken der Apokalypse noch die Apokalypse vom Briefe, während doch Paulus in seinen Briefen auf die ihm gewordenen Offenbarungen anspielt, [vgl. 2 Kor 12,1-10] die er nicht in eigener Schrift aufgezeichnet.

[24] δὲ καὶ διὰ τῆς φράσεως τὴν διαφορὰν ἔστιν τεκμήρασϑαι τοῦ εὐαγγελίου καὶ τῆς ἐπιστολῆς πρὸς τὴν Ἀποκάλυψιν.

[24] Weiterhin läßt sich auch aus dem Stile die Verschiedenheit des Evangeliums und des Briefes gegenüber der Apokalypse feststellen.

[25] τὰ μὲν γὰρ οὐ μόνον ἀπταίστως κατὰ τὴν τῶν Ἑλλήνων φωνήν, ἀλλὰ καὶ λογιώτατα ταῖς λέξεσιν τοῖς συλλογισμοῖς ταῖς συντάξεσιν τῆς ἑρμηνείας γέγραπται, πολλοῦ γε δεῖ βάρβαρόν τινα φϑόγγον ἢ σολοικισμὸν ἢ ὅλως ἰδιωτισμὸν ἐν αὐτοῖς εὑρεϑῆναι: ἑκάτερον γὰρ εἶχεν, ὡς ἔοικεν, τὸν λόγον, ἀμφοτέρους αὐτῷ χαρισαμένου τοῦ κυρίου, τόν τε τῆς γνώσεως τόν τε τῆς φράσεως˙

[25] Jene nämlich sind nicht nur in fehlerlosem Griechisch geschrieben, sondern mit höchster Gewandtheit im Ausdruck, in der Gedankenentwicklung, in der Satzverbindung; man wird kaum einen barbarischen Laut oder Solöcismus oder überhaupt einen Vulgarismus darin finden. Denn ihr Verfasser besaß, wie es scheint, beide Gaben — beide ein Geschenk des Herrn —, die Gabe der Erkenntnis und des Stiles.

[26] τούτῳ δὲ ἀποκαλύψεις μὲν ἑωρακέναι καὶ γνῶσιν εἰληφέναι καὶ προφητείαν οὐκ ἀντερῶ, διάλεκτον μέντοι καὶ γλῶσσαν οὐκ ἀκριβῶς ἑλληνίζουσαν αὐτοῦ βλέπω, ἀλλ̓ ἰδιώμασί τε βαρβαρικοῖς χρώμενον καί που καὶ σολοικίζοντα: ἅπερ οὐκ ἀναγκαῖον νῦν ἐκλέγειν˙

[26] Zwar bestreite ich nicht, daß jener andere Offenbarungen geschaut, Erkenntnis und Prophetengabe empfangen hat. Doch ich sehe, daß seine Rede und Sprache nicht rein griechisch sind und daß er barbarische Wendungen und gelegentlich auch Solöcismen gebraucht.

[27] οὐδὲ γὰρ ἐπισκώπτων (μή τις νομίσᾐ) ταῦτα εἶπον, ἀλλὰ μόνον τὴν ἀνομοιότητα διευϑύνων τούτων τῶν γραφῶν.

[27] Das hier auszuheben, erachte ich nicht für notwendig. Niemand möge indes glauben, daß ich dies spottweise sagte. Ich wollte nur die Ungleichheit dieser Schriften dartun. (Kirchengeschichte VII,25,7-27)

Die „Übersetzung“ Rufins

Sehr aufschlussreich ist die lateinische „Übersetzung“, die Rufin von Aquilea von diesem Teil der Kirchengeschichte des Eusebius vorgelegt hat. Nachdem er VII,25,7 noch vollständig übertragen hat, begnügt er sich für die Abschnitte 8 – 27 mit folgender Notiz:

Vtitur ergo Dionysius plurima adsertione divinitus quidem inspiratam revelationem non esse dubitandum et Iohannis esse, non tamen sibi liquido videri, quod illius sit Iohannis, qui euangelium scripsit, quia ille nusquam nominis sui fecerit mentionem ac sese signaverit nominatim, hic autem, qui Apocalypsim scribsit, tertio ferme mentionem nominis sui facit. sed et ex ipso scripturae stilo discretionem faciens dicit potuisse fieri in illis temporibus fuisse et alium aliquem Iohannem unum ex sanctis, cui haec revelaverit deus. (GCS 9,2 S. 695 und 697)

Daher verwendet Dionysus mehrfach die Behauptung, es sei nicht zu bezweifeln, dass die Offenbarung göttlich, ja inspiriert sei und von einem Johannes stamme, trotzdem schien es ihm nicht klar zu sein, dass es derjenige Johannes war, der das Evangelium schrieb, weil er nirgends seinen Namen erwähnt oder sich namentlich kenntlich gemacht habe. Der aber, der die Apokalypse geschrieben hat, erwähnt seinen Namen ungefähr drei Mal. Vielmehr sagt er, indem er gerade auf Grund der Schreibart der Schrift eine Unterscheidung trifft, es könne sein, dass es zu jenen Zeiten irgend einen anderen Johannes gab, einen von den Heiligen, dem Gott dies offenbart hätte. (MÜ)

Rufin – der schon eine Kanonliste des Origenes ’nachgebessert‘ hatte – wirkt nicht gerade begeistert von der Argumentation des Alexandrinischen Bischofs. Für mich sind die philologischen Argumente des Dionysus bis heute unwiderleglich, eine Einschätzung, die auch der aktuelle Kommentar zur Offenbarung teilt. Martin Karrer schreibt über den Alexandriner, er »argumentierte philologisch und theologisch vorzüglich. Seine Wahrnehmung der sprachlichen Differenz von Apk und Joh ist bis heute gültig.« 1

Fußnote:

1

EKK XXIV/1 S. 120

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