Hebräische Inschriften in christlicher Kunst

Rembrandt scheint ein Beispiel dafür zu sein, dass in der christlichen Kunst durchaus tiefere Kenntnisse der hebräischen Schrift und Tradition vorhanden waren. Aber es gibt auch andere Bilder – hier zwei davon, die mir in letzter Zeit in Wien untergekommen sind. 
Das erste Bild stammt aus einer Kirche im 15. Wiener Gemeindebezirk und stellt den Höhepunkt des Hochaltars dar, der von einem Gemälde der Trinität bestimmt ist. Dieser Abschluss mit dem Heiligen Namen aus Ex 3,15 soll besagen, dass der Gott Israels der christliche Gott ist. Das finde ich schön, allerdings passen die hebräischen Schriftzeichen des Tetragrammaton nicht so ganz.

Erstes Beispiel: Wien XV
Erstes Beispiel: Wien XV

Statt יהוה (JHWH) steht hier יחוה (JCHWH), was jetzt nicht das große Drama, aber doch ein wenig seltsam ist. Immerhin steht hier in heutigem Hebräisch er wird vorhersehen (יֶחֱוֶה), wofür man sich wenigstens nicht schämen muss.

Das zweite Beispiel stammt aus einer Kirche im ersten Bezirk von Wien, und kommt hier sogar doppelt vor. Auch hier ist der Unterschied zwischen he und chet nicht so geläufig, außerdem hapert es an der Vokalisierung:

Beispiel02
Statt dem offenbar beabsichtigten יְהׂוָה (Jehowah) steht ein eigentlich unleserliches יְחוָח (je chwach) – wie auch immer. Offensichtlich wollte man in beiden Fällen an eine Tradition anknüpfen, die man aber eigentlich gar nicht mehr so richtig kannte.

Kennt jemand ähnliche Beispiele?

Nachträge

Markus Himmelbauer hat mir dieses Bild aus der Pfarrkirche in Altenhof am Hausruck zur Verfügung gestellt und schreibt dazu: „Das waw schrammt knapp am resch vorbei. Ich würde das Bild in die 1950er Jahre einordnen. “

Das Tetragramm in Altenhofen am Hausruck
Das Tetragramm in Altenhofen am Hausruck

Markus hat mir auch dieses Bild aus der Heilig-Geist Kirche in Attnang zukommen lassen: es fügt sich „harmonisch“ in die bisherigen Beispiele ein, denn kein einziger Buchstaben stimmt.

Das Tetragramm in der Heilig-Geist Kirche in Attnang.
Das Tetragramm in der Heilig-Geist Kirche in Attnang.

6 Gedanken zu „Hebräische Inschriften in christlicher Kunst“

  1. Ein weiteres Beispiel, auf das ich gerade gestossen bin:
    http://www.bibelwerk.ch/d/m68665
    Es werden bestimmt noch unzählige weitere hebräische Inschriften, die wahrscheinlich oft gar nicht beachtet resp. dokumentiert sind, in Kirchen, Kreuzgängen, auf Wegkreuzen und anderen christlichen Kunstwerken vorhanden sein.

    1. Danke auch für dieses Beispiel. Was mich wirklich erstaunt, ist der Umstand, dass nicht einmal die Schreibung des Tetragramms beherrscht wurde – und dass das offensichtlich ein weiter verbreitetes Phänomen ist.

  2. Der Maler-Priester Sieger Koeder (1925-2015) hat in vielen seiner Glasfenster und Bilder Hebraeisches korrekt und positiv eingebracht. Es lohnt sich, sein Werk zu betrachten

    Dr Franz Posset, USA

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