Bibel und British Museum I

Letzte Woche habe ich in London das British Museum besucht, das unter anderem auch für die Bibel höchst bedeutungsvolle Kunstwerke enthält. Ich möchte einige davon hier in einer kleinen Serie vorstellen.

Der schwarze Obelisk von Salmanassar III. (858-828 v. Chr.)

Dieser auf allen Seiten beschriftete und bebilderte Obelisk ist ein wichtiges außerbiblisches Zeugnis für die Königszeit, weil er eine Darstellung enthält, die direkt auf das zweite Buch der Könige verweist.

Der schwarze Obelisk Salmanassar III. im British Muesum
Der schwarze Obelisk Salmanassar III. im British Muesum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Großkönig wird unter einem Schirm dargestellt, wie er laut Inschrift den Tribut von »Iaua aus dem Haus Humri« entgegen nimmt. Der auf seinem Angesicht liegend dargestellte Mann ist niemand anders als Jehu (hier als aus dem Haus Omris stammend bezeichnet), der König des Nordreiches Israel (vgl. 2 Kön 9-10).

Jehu von Israel auf dem schwarzen Obelisk
Jehu von Israel auf dem schwarzen Obelisk

Wieso ist diese Darstellung wichtig? Nach allem, was ich gelesen habe, spielte die assyrische Bedrohung für die Verschriftlichung der biblischen Texte eine eminent wichtige Rolle.

Zunächst leistete die Dynastie der Omriden den aufstrebenden Assyrern erfolgreich Widerstand, auf einem ebenfalls im British Museum ausgestellten Monolithen ist eine Schlachtbeschreibung Salmanassar III. erhalten geblieben, der 853 v. Chr. mit einer Koalition von 12 Fürsten kämpfte, und die Schlacht offensichtlich nicht gewinnen konnte. Der mächtigste dieser Fürsten war nach assyrischer Darstellung König Ahab von Israel, ein Omride.

Wahrscheinlich hat dieser Kampf bei den Assyrern so einen Eindruck hinterlassen, dass sie Jehu ebenfalls der Omriden Dynastie zuordneten. Offensichtlich konnte Jehu diesen Widerstand nicht mehr leisten – und unter seinen Nachfolgern sah es noch trauriger aus.

Bemerkenswert ist, dass die Königsbücher weder den Sieg der Fürstenkoalition unter Ahab gegen die Assyrer noch die Tributzahlung Jehus erwähnen. Die Verfasser dieser Bücher interessierte etwas ganz anderes: die Stellung dieser Könige zu JHWH und seinem Tempel in Jerusalem.

Womit wir bei einem weiteren wichtigen biblischen Baustein angekommen wären: dem Deuteronomium und der von ihm geprägten Theologie.

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