»Ubi Petrus, ibi ecclesia« II

Noch einmal zur Auslegungsgeschichte einer Bibelauslegung: ich habe hier über den Ursprung des Wortes »Ubi Petrus, ibi ecclesia« bei Ambrosius geschrieben und gezeigt, dass Ambrosius dabei nicht vom Papst gesprochen hat. Mittlerweile bin ich auf der Spurensuche, wann der Ausdruck das erste Mal im Sinn von »Wo der Papst ist, da ist die Kirche« gebraucht wurde, ein Stück weiter gekommen. Im Kirchenrecht des Georg Phillips (Regensburg 1845 Band I, S. 260) wird diese Bedeutung bereits als allgemein bekannt vorausgesetzt, sogar ohne eine Angabe der Herkunft des Zitats.

Seinen eigentlichen Ursprung meine ich in einem anderen Werk des 19. Jh. entdeckt zu haben: Joseph de Maistre schreibt in seinem Bestseller »Du Pape« folgendes: »Der Papst und die Kirche – das ist ein und dasselbe! Der heilige Franz von Sales hat es gesagt, und Bellarmin hat es bereits mit einem Scharfsinn gesagt, der in dem Maß mehr bewundert werden wird, in dem die Menschen weiser werden: ‚Wissen Sie, worum es sich handelt, wenn man vom Pontifex Maximus spricht? Es handelt sich um das Christentum.’« (Du Pape, I,6 S. 59; MÜ)

In einer Fußnote zu Franz von Sales beruft sich de Maistre auf einen der spirituellen Briefe des Bischofs von Genf, wo es heißt: »Auch die Kirche, oder der Papst (denn das ist ein und dasselbe) kann seine Vollmachten oder die der Kirche oder die der christlichen Prinzen, seiner geistlichen Kinder für die gerechte Verteidigung und Bewahrung der Rechte der Kirche gegen die einsetzen, die sie verletzen und zerstören wollen.« (Geistliche Briefe, Band VII, Brief 49; in dieser Ausgabe S. 1164; MÜ).

Und dann schreibt de Maistre in der Fußnote neben seine Quellenangabe: »Nach dem Heiligen Ambrosius, der gesagt hat: ‚Wo Petrus ist, da ist die Kirche.‘ ‚Ubi Petrus, ibi Ecclesia‘. (Ambrosius zu Psalm 40).«

Ich bin gespannt, ob sich eine ältere Belegstelle finden lässt!

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